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(Nicht) verliebt in Berlin: Cleveres Gratisspiel zeigt, wie ungerecht die Wohnungssuche sein kann

Wie boxt man sich durch den Berliner-Wohnungsdschungel, ohne Bio-deutschen Namen oder Millionenerbe? Ein Gratis-Spiel will’s wissen.

© Bastien Allibert, Margarita Solianova, Andrea Putorti,

Video-Reportage #3: Through the Darkest of Times, Indie-Arena, Retro-Bereich und Besucher-Wahnsinn

Eike erkundet die Indie Arena Booth und stellt mit Atone und Star Renegade gleich zwei seiner Indie-Highlights der Messe vor. Außerdem haben wir mit den Entwicklern von Through the Darkest of Times über die USK und Hakenkreuz-Freigabe gesprochen sowie den riesigen Retro-Bereich gesucht und mit Initiator und Orga-Chef René Meyer gesprochen. Und natürlich gibt es Bilder aus vollen Hallen mit glücklichen Gamern.

Bezahlbaren Wohnraum finden in Berlin? Dann doch lieber auf dem Mond nach grünen Männchen suchen – da dürften auch die Erfolgsaussichten höher sein. So oder so ähnlich dürfte Entwickler Bastien Allibert gedacht haben, als sich seine Inspiration am hart umkämpften Berliner Wohnungsmarkt entzündet hat – und er Berlin Flat Quest (zu Deutsch: Berliner Wohnungssuche) aus dem harten Asphalt der Landeshauptstadt als kostenloses Spiel gestampft hat.

Vorwarnung vorab: Wer von diesem charmanten, im Browser spielbaren Game im Pixel-Look eine Triple-A-Spielerfahrung erwartet, klingelt an der falschen Adresse. Vielmehr macht der Titel nachspielbar, welche Hürden sich Wohnungssuchenden in der deutschen Hauptstadt auftun – was dank knuffiger Darstellungen dankenswerterweise erträglicher wird.

Was erwartet euch mit diesem Gratisspiel?

Für Allibert stand die Mission im Vordergrund, eine Geschichte über Ungleichheit, Ungerechtigkeit und den auftretenden Zufällen beim Durchwursteln durch ImmoScout 24 & Co. abzubilden – und natürlich bei kuriosen Wohnungsbegehungen. Daneben möchte Allibert mit seinem Spiel politische Fehlentscheidungen verdeutlichen und Diskriminierung von Wohnungssuchenden aufgrund von Namen oder Herkunft ankreiden.

Nachdem wir jetzt den soziopolitischen Überbau beiseitegeschafft haben, bleibt zu klären: Wie spielt sich diese Game-gewordene Anklage in putziger Pixel-Optik?

Vorneweg: Verfügbar ist das Spiel in deutscher und englischer Sprache. Ihr spielt einen Neuankömmling in Berlin – voller Hoffnungen und dem Ziel, eine erschwingliche Bleibe zu finden. Eingangs wählt ihr zwischen sechs: Studierender, Techie, Kreativtalent, Brexit-Flüchtling, Süddeutscher (in bayerische wirkender Lederhose) und (kein Scherz!) David Bowie. Ein weiterer, siebter Charakter, Katari Prinz ist mit „bald verfügbar“ ausgezeichnet.

1.700 Euro Miete (vermutlich kalt!) für 30 Quadratmeter? Plötzlich gewinnt der Karton unter der Brücke an Attraktivität. Credit: Bastien Allibert, Margarita Solianova, Andrea Putorti,

Wie definiert ihr euren Charakter im Gratis-Spiel?

Dann gebt ihr Infos an zu eurem Arbeitsverhältnis (Vollzeit, Teilzeit, Freischaffende*r, Arbeitslose*r), euren Namen (Ausländischer Name, Deutscher Name), eure SCHUFA (keine, schlechte, gute) und eure Ortskenntnisse oder Kontakte in Berlin.

Je nachdem, wie ihr euren Charakter zusammenstöpselt, zeigt euch ein roter (gering), gelber (gut) und grüner (sehr gut) Balken an, wie es um eure Chancen auf dem Wohnungsmarkt bestellt ist. Basteln wir uns etwa eine arbeitslose Person mit ausländisch klingendem Namen, keinem Schufa-Eintrag und Ortskenntnisse, sind unsere Startchancen äußerst gering.

Schließlich wählt ihr nach das zu startende Level (ergo: Stadtteil) aus – also Kreuzberg, Neukölln, Schöneberg und Co. Das eigentliche Gameplay dann ist denkbar simpel. Im ersten Level schrieben wir E-Mails an potenzielle Vermieter*innen, indem wir Space Invaders-artig Icons solcher (schwerlich unkenntlich gemachten) Portale wie oboy Kleininserate, WG-Verflucht.de oder immoniet.de mit unseren Smartphone-Strahlen abschießen.

Wie gesagt: In Sachen Spielfreude wird diesem kostenlosen Spiel gewiss kein Pokal überreicht. Zum Nachdenken über Ungerechtigkeit regt Berlin Flat Quest allemal an. Und wo wir euch gerade Pixelbrei aufgetischt haben: Stardew Valley ist ein Titel, der euren Hunger nach Retro-Ästhetik still, zugleich spielerisch (und musisch) mehr hergibt.

Quellen: Settle in Berlin, BZ Berlin, Focus Online

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