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Warten auf Resident Evil 9 – mit dem Billig-Klon: Wieso Fans hier trotzdem ziemlich zügig zugreifen

Kann ein Them and Us die Welt des Survival Horrors aus den Angeln heben? Nicht doch! Kann Alicia der Lady Dimitrescu das Wasser reichen? Auch nicht! Ich spiele trotzdem …

Eine Bildmontage, mit einem Redakteur von 4P - links und rechts von ihm: Jeweils ein weiblich gelesener Charakter aus den Survival-Horror-Spielen Resident Evil: Village und Them and Us.
© Capcom / Capcom Development Division 1 / K2 / Tendogames, @lunarts_studio, @Kateryna - stock.adobe.com, Adobe Photoshop [M]

Volontärin Nina spielt zum ersten Mal Resident Evil

Kennt ihr dieses Mundgefühl, so richtig beherzt in ein Stück (Tofu-)Schnitzel reingebissen? Wie sich das Geschmacksprofil in der Mundhöhle den Raum greift – im besten Wortsinn … hach, ein Gaudium für Gourmets! Eher gummiartig und synthetisch schmeckten meine ersten Schritte mit Them and Us. Als hätte ein Nachwuchskoch nach der Zutatenliste eines Resident Evil gegriffen – jedoch ohne diese eine „besondere Geheim-Zutat“.

Um das abgegriffene Leckerschmecker-Sprachbild nicht überzustrapazieren: Die Resident Evil-Reihe macht es ihren Mitbewerber*innen nicht leicht. Mit ihren inzwischen zehn Hauptspielen und unzähligen Seitenablegern hat Resi nachhaltig (auch immer wieder neu) etabliert, wie sich Survival Horror zu spielen hat. Ein Them and Us von Tendogames ist da ein kleiner, unscheinbarer Bruder. Trotzdem würde ich euch den Titel ans Herz legen  – wenn auch mit Einschränkungen.

Was kann Them and Us, was Resident Evil nicht kann – oder auch nicht?

Einordnung vorab: Ich habe mir die Demo zu Them and Us gegeben. Dieselbe wurde zwar zwischenzeitlich wieder von der entsprechenden Steam-Seite geschubst, aber meine Einsichten zu diesem Survival-Horror-Abklatsch werde ich natürlich trotzdem ausbreiten (wie einen zerstückelten Zombie vor euren Füßen). Wenden wir uns generös denjenigen Facetten der 2021 veröffentlichten Gruselei zu, die direkt positiv hervorstechen.

Ein Screenshot aus dem Survival-Horror-Spiel Them and Us.
Wo andere ein Triple-A-Budget auffahren, weiß Them and Us mit charmanten Comic-Zwischensequenzen zu umgarnen. Credit: Tendogames

Erster Punkt: Die Präsentation. Tendogames macht aus einem Budget, das schätzungsweise deutlich hinter dem eines Capcoms zurückliegt, eine Tugend – und erzählt seine Geschichte in sich bewegenden, handgezeichneten Standbildern. Das wirkt dann deutlich dynamischer als beispielsweise bei einem Max Payne, wo die Handlung ähnlich in Comic-Panels vorangetrieben wurde. Im Kontrast zum beinharten Shooter-Cop wird die Story unserer Protagonistin Alicia von teils wild herumwirbelnden, teils animierten Zeichnungen erzählt – und von ihrer stimmungsvollen Erzählstimme getragen. Ein packender Einstieg, den ich sehr goutieren kann.

Ebenfalls ein Pluspunkt: Die Wahl zwischen „Fixed Camera“ und „Over the Shoulder“, vor die euch das Spiel kurz nach Beginn stellt. Als jemand, der darüber frohlockt, dass die Resi-Remakes die festen Kameraperspektiven überwunden haben, entscheide ich mich für die Schulterkamera – und fühle mich (fast) direkt, als hätte mich Tendogames in einen verschollen geglaubtes Resident Evil-Spiel katapultiert.

Das Duell: Resident Evil Village vs. Them and Us

Nach einem Busunglück wache ich in den Schuhen von Alicia in einem alten Herrenhaus auf – darf als Erstes ein Mini-Rätsel lösen, damit ich eine verschlossene Tür aufknacke. Merkt ihr was? Herrenhaus, verschlossene Türen … damit enden die Platzhirsch-Parallelen zu Genre-König Capcom nicht. Wenn sich ein Them and Us dermaßen augenfällig an einem Resident Evil anlehnt, ist das kein Sakrileg – höchstens uninspiriert. Aber wer mit einer aus Resident Evil 7: Biohazard und Resident Evil: Village geborenen Erwartungshaltung an ein Them and Us herangeht, wird enttäuscht.

Ein Screenshot aus dem Survival-Horror-Spiel Them and Us.
Holzvertäfelter Kamin, knisterndes Feuer – und die Brut des Teufels im Nacken. Survival-Horror-Alltag in Them and Us. Credit: Tendogames

Zwar soll die Vollversion auch eine Ego-Perspektive wie bei den neuesten Resis bieten, aber im Direktvergleich zu einem Village, hinterlässt mich diese Survival-Horror-Fußnote eher … unbeeindruckt? Frank und frei gesprochen: Als ich das ebenso 2021 aufgeschlagene Village kürzlich nachgeholt habe, hat mich dieses zweite Kapitel der Ethan-Winters-Odyssey mit seinen Werwolf-Männern, Vampir-Frauen und weitergedachter Biowaffen-Mythologie weggeblasen. Them and Us stapelt dagegen die ineinander greifenden, solide nachgebauten Bauteile klassischer Resident Evils übereinander – neu ist das nicht.

Alleine durch ein Herrenhaus herumwuseln? Check! Bedächtiges Item-Management betreiben? Check! Sich von einem durchs Fenster splitternden Zombie einen Jump Scare abholen? Check! Anders gesagt: Them and Us spielt routiniert auf der Resi-Klaviatur – auch die Etüde rund ums Abspeichern flötet Tendogames nach. Anstelle von Schreibmaschinen findet ihr im Rückzugsort Speicher-Raum ein Grammophon; anstelle eines Farbbands, müsst ihr eine Schallplatte auflegen, um abzuspeichern. Ihr seht: Alles verdammt Resident-Evil-ig. So.

Aber für wen lohnt nun diese schamlose Blindkopie? Vor der Antwort: Lege ich euch den stimmungsvollen Trailer ans Herz.

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Kaufempfehlung: Wem könnte der Survival Horror Them and Us gefallen?

Meine Antwort nach der einstündigen Demo, die mich durchweg unterhalten hat: Them and Us solltet ihr euch in einem von zwei Ausgangssituationen geben. Entweder, ihr kennt Survival Horror nur vom Hörensagen und „Resident Evil“ ausschließlich als Actionfilmreihe mit Milla Jovovich. Oder, ihr habt Resident Evil, Silent Hill oder sowas wie das mittlerweile etwas obskure (höhö!) Obscure von A wie Albert Wesker bis Z wie Zombie-Apokalypse durchgespielt.

Anders gesagt: Sowohl, wenn ihr noch nie ein Survival Horror-Spiel angerührt habt, als auch, wenn ihr Genre-Veteran*innen seid, alle großen Titel auswendig kennt, kann sich ein Them and Us für euch lohnen. Ihr müsst absoluter Frischling oder Survival-Suchti sein. Die abschließenden, wertenden Worte: Natürlich bringt ein Them and Us (wie ich das der Demo entnehmen konnte) das Genre nicht weiter. Nichtsdestotrotz hat dieses klassische Survival-Horrorspiel seine Daseinsberechtigung – aber vielleicht lieber im nächsten Sale zugreifen, nicht zum Vollpreis von zirka 35 Teuronen.

Oder um es wieder kulinarisch auszudrücken: Lasst Them and Us euren Appetizer sein, bevor uns Capcom im nächsten Jahr die Schlachtplatte Resident Evil 9 serviert – egal, ob mit oder ohne Ziegenmann.

Quellen: Steam / @TendoGames Co., Ltd., Twitter / @BiohazardClubCN, YouTube / @Tendogames

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