Die Feiertage stehen bevor und ehe wir näher auf die Spiele eingehen, die wir zwischen den Jahren zocken, sei eines gesagt: Wir von 4P wünschen euch ein wundervolles Weihnachtsfest, bei dem ihr euch ein wenig von den möglichen Strapazen des Jahres erholen könnt. Und wenn nicht geschlemmt oder der obligatorische Feiertagsfilm eurer Wahl geschaut wird, dann darf der Griff zum Gamepad nicht verwehrt sein.
Zumindest bei uns ist das der Fall, denn Weihnachtszeit ist oft auch Urlaubszeit und damit öffnet sich eine Bühne für all die Spiele, die wir in den letzten Monaten versäumt haben, oder für Klassiker, die jährlich einmal auf der Platte landen. Welche genau? Das verraten wir euch jetzt, aber schreibt gerne in die Kommentare, was ihr zockt – über die Feiertage oder ganz generell in nächster Zeit.
Sören – Metaphor: ReFantazio
Schon zweimal habe ich eines der besten Rollenspiele des Jahres in unserem monatlichen Format erwähnt, aber das Ende ist trotzdem noch immer nicht in Sicht. Gut, das mag auch daran liegen, dass ich zwischendurch mit Dragon Age: The Veilguard, Stalker 2: Heart of Chornobyl und dem F2P-Release von Marvel Rivals noch anderweitig beschäftigt war. Sind halt alles irgendwie extreme Zeitfresser gewesen.
Angesichts der Feiertage und des Umstands, dass ich dem turbulenten Treiben Berlins zugunsten der wohligen Heimat entfliehe, wird vor allem das Steam Deck mir hoffentlich treue Dienste erweisen – sowohl auf der Hin- und Rückfahrt im Zug, als auch natürlich im gemütlichen Sessel, umgeben vom leckeren Orangen-, Plätzchen- und Lebkuchen-Duft, der einem ständig in der Weihnachtszeit in der Nase stecken bleibt.
Und was zocke ich dann? Natürlich, das bereits eingangs erwähnte Metaphor: ReFantazio, welches mit ein paar Einstellungen ziemlich rund auf dem Handheld-PC von Valve läuft. Ob die Zeit fürs Durchspielen reicht, kann ich natürlich noch nicht sagen, immerhin ist das ja auch gar kein so kleines Spiel. Dennoch will ich endlich weiterkommen, mehr von der faszinierenden Welt kennenlernen und noch weitere abgefahrene Gegner-Designs zu Gesicht bekommen. Schon die ersten circa zehn Stunden haben mich angefixt, ganz anders als das im Februar veröffentlichte und ebenfalls von Atlus entwickelte Persona 3 Reload, welches wohl für immer Staub ansetzen wird.
Falls es zwischen Gänsebraten und Neujahrsdinner aber mal nicht für eine ausführliche Session feinster Rollenspiel-Kost genügt, dann befeuere ich noch einmal ein oder zwei Runden Brotato oder kämpfe mich als Zwerg durch die Minen von Deep Rock Galatic: Survivor. Die funktionieren nämlich beide richtig gut auf dem Steam Deck und sind hervorragende Zeitvertreiber.
Patrick – Vampire: The Masquerade – Coteries of New York
Hey, ihr da, vor den Endgeräten, könnt ihr euch noch an Vampire: The Masquerade – Bloodlines erinnern? Natürlich könnt ihr das, schließlich seid ihr Leser*innen von 4P, und nicht der neuesten Apotheken-Umschau (nichts gegen die neuesten Neuigkeiten aus der Welt der Pharmaindustrie). Obwohl, Tabletten schlucken könnte vielleicht auch unseren vampirischen Nachtschattengewächsen dabei helfen, das Vitamin-D-Defizit auszugleichen. Tja, dann wiederum sind die Blutsauger*innen ja eh alle jenseitig unterwegs; unsterbliche Hüllen können auf Sonnenbank-Sessions verzichten. Aber ich komme vom Hundertsten ins Tausendste.
Erstmal durchatmen. Umschauen. Steht da ein Graf Dracula am Wegesrand? Nein? Okay, dann lasst euch erzählen, dass ich Vampire: The Masquerade – Bloodlines von Troika Games 2004 so weggefrühstückt habe, wie Bela Lugosi „Tomatensaft“ weglitern würde. Tolles Rollenspiel, dank der Pen-and-Paper-Vorlage World of Darkness noch toller, und dank der Source-Engine (Wie geht’s dir, Half-Life 2?) sah das damals mächtig prächtig aus. Und heute? Heutzutage wollen wir lieber kein Sterbenswörtchen über Vampire: The Masquerade – Bloodlines 2 verlieren.
Lieber Vampire: The Masquerade – Coteries of New York besprechen. Spiele ich nämlich gerade. Oder besser gesagt: Lese ich gerade. Denn das Teil ist eine Visual Novel, ein Genre, das ich irrigerweise als Leseratten-Hauptbeauftragter bislang umschifft habe. Jetzt also bin ich in diesem von Vampiren, Nosferatu & Co. heimgesuchten New York havariert – und liebe es. Knapp sieben Stunden sind es bislang, die ich mich vor meinem Häscher Quadir gefürchtet, mit dem schrulligen Detektiv D’Angelo gerätselt und Hope bei ihrer etwas anderen Cam-Show attestiert habe.
Und da nebst Coteries of New York noch die beiden Fortsetzungen Reckoning of New York und Shadow of New York in meiner Steam-Bibliothek parken, werden aus sieben Stunden garantiert hurtig deutlich mehr – auch über die Weihnachtsfeiertage.
Arlene – Infinity Nikki
Tja, was soll ich sagen, ich hab mich total in Infinity Nikki verliebt. Nachdem ich während der für unseren Test vorgesehenen Spielzeit noch mit analytischem Auge am Bildschirm geklebt habe, konnte ich die Arbeitskrawatte nun ablegen und endlich genießen. Diese Perle von einem Game hat mich vollends in seinen Bann gezogen. Ich musste schon überlegen, wie ich trotz Weihnachts- und Wochenendaktivitäten meinen täglichen Besuch in Miraland einplanen kann.
Dieses Gefühl, wie damals, als ich aus der Schule kam und die Bücher direkt gegen Tastatur oder Controller eintauschen durfte, hat Infinity Nikki nach langer Zeit wieder in mir hervor gekitzelt. Es ist so erfrischend für mich, ein Spiel zu erleben, das eine Sehnsucht in mir bedient, die ich in Bezug auf Videospiele eigentlich schon längst vergraben hatte. „Girly Games“, das waren für mich immer halbgare Nintendo DS-Spiele oder verstörende Sammlungen an schlecht übersetzten Browser-Spielen. Es wurde höchste Zeit, dass Spieler*innen mit entsprechenden Vorlieben mal was Vernünftiges vorgesetzt bekommen.
Und meine Güte, ist das vernünftig. Die Trostlosigkeit grauer Wintertage hat keine Chance, gegen dieses Bündel an stressbefreitem Frohsinn anzukommen. Solange ich vor lauter Niedlichkeits-Aggressionen an meinem Bildschirm rüttle und dabei die Zeit vergesse, weiß ich, dass ich noch am selben Abend mit einem Lächeln auf den Lippen einschlafen werde. Mit dem Gacha-Aspekt hat das alles übrigens gar nichts zu tun. Wer das vermuten sollte, hat wohl keine Ahnung, dass ich ein kleiner Pfennigfuchser bin und in meinem Leben noch keinen Cent für Cosmetics ausgegeben habe.
Jonas – Octopath Traveler 2
Wie so viele andere verschlägt es auch mich über die Feiertage in die Heimat: Ich verabschiede mich also von Berlin und meiner PlayStation, packe aber natürlich die Nintendo Switch ein und zelebriere Handheld-Gaming unterwegs und auf der Couch. Nachdem Metaphor: ReFantazio schon wieder einige Wochen her ist, steigt in mir erneut das Verlangen nach einem rundenbasierten Rollenspiel mit fast dreistelliger Stundenzahl auf – und was würde sich da besser eignen als Octopath Traveler 2?
Auch wenn ich mit dem Erstling einst geliebäugelt habe, ist er am Ende ungespielt an mir vorbeigezogen. Das hat mich allerdings nur heißer auf die Fortsetzung gemacht, die ja noch einmal einige Unzulänglichkeiten vom ersten Octopath Traveler ausgebügelt haben soll, wenn man Investigativ-Koryphäe Jason Schreier Glauben schenken mag. Wenn das Konzept von acht Charakteren mit sich kreuzenden Wegen nun noch stringenter umgesetzt wurde, umso besser.
Aber auch sonst reizt mich alles an Octopath Traveler 2: Der charmante HD-2D-Pixelstil, das rundenbasierte Kampfsystem mit verschiedenen Jobs und der rockige Symphonic-Soundtrack, in den ich schon ein wenig über YouTube reingehört habe. Zwar werde ich von dem an Weihnachten wohl ein bisschen weniger mitbekommen, wenn nebenbei auf dem Fernseher Loriot herumtanzt. Doch gerade ein bisschen Grinding lässt sich doch perfekt zwischendurch einschieben, wenn der Braten im Ofen brutzelt.
Sollte ich von dem 60 bis 100 Stunden langen Octopath Traveler 2 dann doch mal eine Pause brauchen, wird der Nintendo 3DS wieder hervorgekramt, um mich meinem Langzeitprojekt rund um Professor Layton weiter zu widmen. Als kleiner Bub reiste ich im dritten Teil vor einer gefühlten Ewigkeit durch die Zeit, dieses Jahr habe ich mit dem geheimnisvollen Dorf endlich von Anfang an begonnen, diese charmante Rätselreihe Stück für Stück zu erleben.
Gerrit – Balatro, Inscryption, Yars Rising
Weihnachten ist bei mir traditionell eher besinnlich als stressig, sodass ich auf jeden Fall das ein oder andere Zeitfenster finden werde, um meine Switch rauszuholen und etwas zu zocken. Und für eine kleine Partie Balatro ist sowieso immer Zeit, oder? Ja, auch ich bin dem Poker-Deckbuilder-Hype verfallen: Spätestens, nachdem zahlreiche Game Awards-Nominierung für das Indie-Game eintrudelten, musste ich der Begeisterung mal auf den Grund gehen.
Ich habe sofort verstanden, worauf diese fußt: Das Roguelike-Kartenspiel ist schnell zu verstehen, aber nicht so leicht zu meistern. Bis zum ersten erfolgreichen Run gingen bei mir einige Spielstunden ins Land. Bis dahin probierte ich Taktiken aus, entdeckte Joker mit aberwitzigen Fähigkeiten, scheiterte, probierte neue Taktiken… bis es mit der richtigen Kombi an Multi-Karten reichte – und ich mit dem nächsten Deck auf Erfolgszug ging. Es ist verrückt, wie sehr einen Balatro in den Bann ziehen kann – selbst ohne Poker-Kenntnisse.
Ebenfalls ein Roguelike-Deckbuilder, jedoch schon vor ein paar Jahren erschienen, ist Inscryption – hier duelliert ihr euch allerdings mit einem mysteriösen und gesichtslosen Etwas, das euch dazu nötigt, einen Run zu gewinnen. Als Spielkarten dienen euch Abbilder einiger Tiere und Mischwesen – von denen einige plötzlich zu reden anfangen. Hinter der Szenerie scheint mehr zu stecken als ein Kartenspiel mit dem Teufel…
Die schaurige und schmutzige Stimmung im Spiel sowie die Spielmechanik, in der ihr manche Karten opfern müsst, um andere hervorzurufen, oder mit speziellen Fähigkeiten euren Angreifer aushebelt ist motivierend (wenngleich sie nicht so abhängig macht, wie Balatro!) und schärfte den Fokus auf bestimmte Taktiken. Auch hier ist ein Match zwischendurch immer mal drin.
Die Zugfahrten sind bei mir für Yars Rising reserviert. Das Cyber-Metroidvania war schon auf dem Summer Game Fest eines meiner geheimen Highlights und verspricht Retro-Feeling mit Anime-Charm. Hackerin Eri (alias Yars) geht ihrer Profession nach, die sich euch als Mini-Spiele im Arcade-Shmup-Format präsentieren; mit Biohacks, die als tertrisblockförmige Bausteine in eine Schablone eingesetzt werden müssen, erweitert ihr ihre körperlichen Fähigkeiten.
Der geistige Nachfolger des Atari-Klassikers Yars‘ Revenge aus den 80ern überzeugt mich mit retrofuturistischem Look, Zwischensequenzen im Manga-Stil, knallbunten Charaktermodellen und kurzweiligem Gameplay. Inspiriert von Spielen wie Metroid, NieR: Automata, Mega Man oder Space Invaders klickt es auf jeden Fall einige Checkboxen, die meine Neugier geweckt haben.
Paul – Warframe
Ich gebe es ja zu: Dass mich zwischen meiner ewigen, mittlerweile fast 20 Jahre alten und ersten großen Liebe – der World of Warcraft – und dem bislang nur vage angekündigten League of Legends-Ableger von Riot Games noch einmal ein MMO begeistern könnte, hätte ich einfach nicht gedacht. Schuld daran haben jüngere Genrevertreter wie beispielsweise Lost Ark, das ich aufgrund seines sehr repetitiven Gameplays und dem teilweise fast schon einem Novoline Automaten-gleichenden Glückspielfaktors trotz unendlich vieler Style-Punkte in der Versenkung verschwinden ließ.
Aber auch gar nicht einmal schlechte Beispiele wie Final Fantasy 14 Online schafften es in der letzteren Vergangenheit wenn überhaupt selten und nur für kurze Zeit, mich an den Bildschirm zu fesseln, was womöglich am Spielprinzip und gar nicht am Spiel selbst liegt. Doch obwohl ich fast schon überzeugt davon war, abseits meiner WoW Classic-Gildenaktivitäten und dem alljährlichen Level-Grind hin zur Maximalstufe nicht mehr unbedingt viel Zeit in das Looten, Farmen, Guides gucken und Craften von Gegenständen beliebiger Natur zu stecken, sollte ich mich zuletzt doch getäuscht haben.
Und dass mich die Reise dieses Mal in den Sci-Fi-Cyberspace und nicht in eine liebevoll gestaltete, aber auch irgendwo auswechselbare Fantasy-Welt entführt, lag mir ebenso fern. Denn schon seit einigen Wochen und vor allem in den vergangenen Tagen stecke ich sattelfest im Kampfanzug meines uralten, in der fernen Zukunft (in der natürlich fast alles verchromt ist) wiedererweckten und mit ordentlich Alien-Tech fitgemachten Schicksalsträgers. Warframe erschien bereits im Jahre 2013, ist seitdem aber nicht nur oberflächlich, sondern auch in der Tiefe gut gealtert. Denn während grafisch hochwertige Lasershows meine Augen verwöhnen, behelfe ich mir regelmäßig mit Build-Showcases, YouTube-Videos und den Erklärungen meiner Gefährten, um auf die Komplexität des Spiels klarzukommen – Stichwort: Item Bloat.
Apropos Gefährten: Da ich Videospiele seit ich zurückdenken kann am liebsten gemeinsam statt allein genieße, punktet Digital Extremes schier endlos erscheinendes Universum auch hier, was zu einem großen Teil auch an der coolen Community, die mir als Neuling bislang sehr aufgeschlossen und respektvoll gegenübergetreten ist, liegen dürfte. Einziger Wermutstropfen: Die fast schon cineastisch anmutende Kampagne muss ich überwiegend alleine durchlaufen, hier hätte ein Plätzchen für meine erfahrene Begleitung nicht geschadet. Dafür wird das Endgame einschließlich seines soghaften Gameplay-Loops, der in den unendlich lang laufenden Survival-Rifts gipfelt, komplett im Duo ausgeschlachtet.
Eine Qual ist der spacige Solo-Ritt dennoch nicht, dafür sorgt die spannende, wendungsreiche Story und die Motivation, dem mit dem jüngst erschienenen, Cyberpunk-Flair versprühenden 1999-Update hinzugefügten Future-Bike, mit dem man nur so über die offenen Maps rauscht, näherzukommen. Das Ganze, gepaart mit einem höchst individualisierbaren Fashion-Game für meine Blechbüchsen, Skills, Blaster und das Raumschiff sowie der Möglichkeit, die für echtes Geld kaufbaren Skins und Dekorationsgegenstände auch über den Community-Markt ertraden zu können (die Premium-Währung ist im Spiel handelbar), dürfte mich wohl noch über die Weihnachtstage hinaus faszinieren.
Und wenn es sich im All ausgegrindet hat, steht mit Soulframe ja schon bald ein weiteres Werk der Warframe-Macher – dieses Mal dann tatsächlich im Fantasy-Gewand – mit dem neuen Jahr 2025 vor der Tür. Nun aber zurück zur eigentlichen Frage: Zu welchem Spiel genießt ihr Lebkuchen, Butterplätzchen und einen warmen Tee über die Weihnachtstage am liebsten? Schreibt es uns in die Kommentare!
Quellen: YouTube / Official Atlus West, Draw Distance, PlayStation, Square Enix, Atari, PlayWarframe, Soulframe, Twitter / @jasonschreier