Der Google Play Store hat klare Richtlinien und Regeln, an die sich Entwicklerstudios und Publisher halten müssen – dazu gehören auch die altersgerechte Inhalte.
Dass nicht bei allen Vorschriften genau hingeguckt oder nach gesundem Menschenverstand geurteilt wird, zeigt nun der Fall Mieter-Fortuna (im Original: Luck be a Landlord). Dem kapitalismuskritischen Indie-Spiel droht jetzt nämlich der Verweis aus dem Google Play Store.
Mieter-Fortuna: Wegen Glücksspiel-Vorwürfen droht Aus
Auch TrampolineTales, der Entwickler hinter Mieter-Fortuna, hätte 2025 wohl gerne anders gestartet: Auf seinem Blog verrät er, dass nur wenige Stunden nach dem Jahresumschwung eine E-Mail von Google ins Haus flatterte, die eine sofortige Maßnahme verlangt. Mieter-Fortuna sei nicht „konform“ mit den Richtlinien des Google Play Stores, eine Anpassung in den nächsten sieben Tagen vonnöten, sonst flöge das Spiel aus dem digitalen Schaufenster.
Immerhin: Einen Grund für diese überraschende Nachricht lieferte man gleich mit: „Die Inhalte deiner App sind zugänglich für Kinder und müssen deshalb auch geeignet für Kinder sein. Die Inhaltseinschränkung der App erwähnt nicht die Glücksspiel-Inhalte (einschließlich echtem oder simulierten Glücksspiel), die in deiner App vorkommen.“
TrampolineTales konnte damit trotzdem wenig anfangen: „Nichts hat sich in den letzten Monaten an Mieter-Fortuna verändert, aber aus irgendeinem Grund enthält mein Spiel jetzt ‚Glücksspiel‘!“, schreibt er auf seinem Blog. Er habe schon öfter mit Google wegen ähnlicher Vorwürfe diskutieren und einen Bann des Spiels in 13 Ländern hinnehmen müssen, doch ein kompletter Rauswurf sei natürlich eine andere Hausnummer: „Es ist sehr viel gruseliger!“
Woher kommen die Vorwürfe?
Zumindest auf den ersten Blick sieht Mieter-Fortuna tatsächlich aus, als enthalte das auch auf Steam erhältliche Spiel Glücksspiel-Inhalte, nutzt ihr doch eine Slot-Maschine, um die immer höher steigenden Kosten eures gierigen Vermieters zu berappen. Dabei ist jede Drehung ein Gewinn, doch nur, wenn ihr neue Symbole hinzufügt, kommt ihr auf die Summen, die das Spiel von euch verlangt.
Als Roguelike bedient sich Mieter-Fortuna natürlich einem gewissen Zufallsfaktor, doch die Slot-Maschine ist eine reine Gameplay-Mechanik, die euch aufgrund fehlender Mikrotransaktionen kein echtes Geld aus der Tasche zieht. Im Vergleich zu den Loot-Boxen in einem EA FC Sports oder Overwatch müsst ihr hier also nicht um euer Erspartes fürchten. Entsprechend kann TrampolineTales die Vorwürfe auch nur bedingt nachvollziehen:
„Ich denke wirklich, dass Mieter-Fortuna eine Bewertung ab 10 Jahren in allen Regionen verdient, aber an diesem Punkt habe ich aufgegeben und nehme hin, welches unzutreffende Rating auch immer auf das Spiel geklatscht wird.“ Resigniert fährt er fort: „Ich habe einem Google Play Altersbeschränkungs-Formular zugestimmt, dass mein Spiel ‚Glücksspiel‘ enthält.“
„Ich tue das, um einer globalen Sperre meines Spiels bei Google Play zu entgehen, da ich jedes Mal, wenn ich diese Entscheidungen in Frage stelle, nur einen Screenshot meines Spiels mit der Nachricht geschickt bekomme, das sei Glücksspiel. Was auch immer passiert, ich hoffe, ihr könnt mein Spiel auch 2025 noch auf Android-Geräten spielen“, schließt der Entwickler. Auch Balatro, das Indie-Spiel des Jahres 2024, sah sich mit ähnlichen Vorwürfen konfrontiert.
Quelle: YouTube /TrampolineTales, Blog von TrampolineTales
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