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„Sie machen das, weil sie sich verkaufen“: Fallout-Co-Schöpfer schießt gegen AAA-Spiele

Timothy Cain schaut in die Glaskugel.

Ein mit Photoshop bearbeiteter Screenshot aus The Outer Worlds.
© Obsidian Entertainment / Private Division / Adobe Photoshop [M]

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Die Zukunft gilt als ungewiss, aber einige Trends lassen sich durchaus ablesen – auch im Gaming-Sektor und vor allem im Sektor der AAA-Spiele. Wer die Branche über Jahre hinweg beobachtet, wird sicher das ein oder andere Muster bemerken.

So auch Timothy Cain, bekannt als einer von zwei Köpfen (der andere hört auf den Namen Leonard Boyarsky) hinter dem fulminanten Franchise Fallout. In einem YouTube-Video spricht der Industrie-Veteran nun über die Zukunft von AAA-Spielen und kritisiert insbesondere den übergreifenden Hang zur Gewalt.

AAA-Spiele: Besteht die Zukunft nur aus Gewalt?

Aufhänger für das Video ist die Frage eines Zuschauers von Cain: Werden AAA-Spiele, vornehmlich RPGs, einen neuen Weg finden, um mit der Welt zu interagieren, statt sich immer nur auf Gewalt zu berufen? Cain sieht das kritisch, denn Gewalt beziehungsweise Kampfsysteme haben einen klaren Vorteil gegenüber anderen (oder neuen) Arten des Gameplays: Sie verkaufen sich.

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„Unternehmen machen Spiele – und ganz allgemein Produkte – die von Leuten gekauft werden. Das ist alles. Es bedeutet, dass Spiele, die sich am meisten verkaufen (und ich rede nicht einmal von denen, die bei Reviews am besten abschneiden), die zukünftigen Spiele bestimmen“, so Cain. Eigentlich logisch: Was sich verkauft, das wird gemacht. Und warum ein System ändern, das funktioniert?

„Wenn du ein Unternehmen hast, das versucht, Geld zu machen und es gibt eine Art von Spiel, das sich millionenfach verkauft und ein anders, das nur 100.000 verkauft, welches machst du dann, wenn sie gleich viel Arbeit benötigen und Geld kosten?“ erklärt Cain seine Argumentation und unterstreicht damit den Trends hin zu Sequels und bekannten Namen, der sich auch in der AAA-Spiele-Industrie eingenistet hat. Das bedeutet natürlich: Was jetzt funktioniert, wird erst einmal beeinflussen, was als nächstes gemacht wird.

Gewalt lässt sich leichter vermarkten

Laut Cain sei ein Grund dafür auch, dass sich Gewalt und Action deutlich leichter vermarkten und veranschaulichen lassen: „Wenn du einen Trailer schaust und siehst, dass die Leute dort tatsächlich Dinge tun – Springen, Klettern, Schießen, Schlagen – dann zeigt das ‚Whoa! Guckt euch all die Sachen an, die man in dem Spiel machen kann‘“.

„Wie zeigen wir, dass ein Spiel eine wirklich gute Geschichte hat? […] Fantastische Dialoge? Wie zeigen wir das in einem Trailer, der vielleicht nur 15 oder 30 Sekunden lang sind? Man muss diese wundervolle Narrative, die super kreativ und differenziert ist, mit einem breiten Bogen, auf einen kleinen Happen reduzieren“, benennt der Fallout-Co-Schöpfer das Problem. Explosionen zünden in einem kurzen prägnanten Trailer einfach besser.

Diese Tendenz (auch hinsichtlich AAA-Spielen) lasse sich laut Cain bei Steam erkennen: „Wenn man sich bei Steam die Top 50 oder 100 anschaut, sieht man viele Spiele die Action- und Gewaltorientiert sind. Die Firmen machen das nicht, weil sie sich danach fühlen. Sie machen das, weil sie sich verkaufen.“ Entsprechend scheint die Zukunft in eine ähnliche Richtung zu laufen.

Ein Grund zum Boykottieren?

Ergibt man sich angesichts solcher Beobachtungen der Hilflosigkeit oder überlegt, wie man die Dinge selbst in die Hand nehmen und AAA-Spiele vielleicht in eine andere Richtung lenken kann? Tim Cain hat darauf eine klare Antwort – und unterstützt das Boykottieren für die gute Sache: „Es gibt Produkte und Läden und ganze Unternehmen, von denen ich nichts kaufe.“

„Ich glaube nicht, dass es sie interessiert oder dass sie es überhaupt bemerken, aber ich tue das. Es eines dieser Dinge, bei denen man irgendwo eine Grenze ziehen muss und jeder zieht die woanders. Keine Grenze zu ziehen, weil man glaubt, es würde keinen Unterschied machen, garantiert, dass sich nichts verändert“, glaubt Cain.

„Genau wie, wenn die Leute sagen, sie wählen nicht, weil eine Stimme nichts bringt. Sobald genug Leute so denken, bringt es was“, ermutigt der Mann hinter Fallout. Bleibt abzuwarten, ob er Recht behält – und Gamer*innen weltweit überhaupt eine Veränderung bei AAA-Spielen sehen wollen oder nicht. Zumindest der jetzt schon feststehende Milliarden-Erfolg von GTA 6 scheint auf den ersten Blick dagegen zu sprechen.

Quelle: YouTube /Timothy Cain

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