Activision Blizzard hat in seinem jährlichen Risikobericht (10-K) die Investoren und Anleger davor gewarnt, dass sich die im Februar angekündigte Entlassungswelle (ca. 800 von 9.900 Mitarbeitern sollen entlassen werden) negativ auf die finanzielle Performance des Unternehmens auswirken könnte. Dieser Bericht bei der United States Securities and Exchange Commission soll vor möglichen Risiken bei Investitionen warnen und für mehr Transparenz sorgen.
Neben den fast obligatorischen Passagen über die Abhängigkeit von Activision Blizzard von einer relativ kleinen Anzahl an Spielemarken (Call of Duty, Titel von Blizzard), etwaigen Rücklagen für Gerichtsverfahren und der Möglichkeit, dass nicht immer „populäre Spiele“ geliefert werden können, wurde erwähnt, dass ein potenzieller Risikofaktor darin bestehen würde, dass das Unternehmen nicht in der Lage sein könnte, „den erwarteten finanziellen und operativen Nutzen“ des angekündigten Stellenabbaus zu realisieren. Vielmehr erklärte der Publisher, dass die Personalkürzungen das Geschäft tatsächlich „negativ“ beeinflussen könnten. Demnach könnte die kostspielige Kündigungswelle dazu führen, dass auch andere Mitarbeiter ausscheiden oder Neueinstellungen erschwert werden. Die Kündigungen könnten zugleich einen negativen Einfluss auf die Produktivität und die Moral der anderen Mitarbeiter haben. Das Unternehmen hat bereits 150 Millionen Dollar für die Kompensation bzw. die Entschädigung von Arbeitnehmern zurückgelegt, die entlassen wurden.
In dem Bericht schrieb Activision Blizzard auf den Seiten 12 und 13: „Im Februar 2019 haben wir einen Restrukturierungsplan angekündigt, mit dem wir unsere Ressourcen auf unsere größten Chancen konzentrieren und unnötige Komplexität und Überschneidungen in bestimmten Bereichen unseres Geschäfts vermeiden wollen. Obwohl wir glauben, dass dieser Umstrukturierungsplan es uns ermöglichen wird, bessere Chancen für talentierte Mitarbeiter, mehr Know-how und Skaleneffekte für unsere Geschäftseinheiten zu schaffen, hängt unsere Fähigkeit, den gewünschten und erwarteten Nutzen aus dem Umstrukturierungsplan innerhalb des (…) Zeitrahmens zu erzielen, von vielen Schätzungen und Annahmen ab – und die tatsächlichen Einsparungen und der Zeitpunkt für diese Einsparungen können erheblich variieren, basierend auf Faktoren wie lokalen Arbeitsvorschriften, Verhandlungen mit Dritten und betriebswirtschaftlichen Anforderungen. Diese Schätzungen und Annahmen unterliegen auch erheblichen wirtschaftlichen, wettbewerbsbezogenen und anderen Unsicherheiten, von denen einige außerhalb unserer Kontrolle liegen.“
„Darüber hinaus kann nicht garantiert werden, dass unser Geschäft effizienter oder effektiver ist als vor der Umsetzung des Plans, oder dass in Zukunft keine zusätzlichen Restrukturierungspläne erforderlich werden oder umgesetzt werden müssen. Die Umsetzung dieses Restrukturierungsplans kann auch kostspielig und schädlich für unser Geschäft sein oder andere negative Folgen haben, wie z. B. die Fluktuation über den geplanten Personalabbau hinaus oder negative Auswirkungen auf die Moral und Produktivität der Mitarbeiter oder auf unsere Fähigkeit, hochqualifizierte Mitarbeiter anzuziehen und zu halten. Jede dieser Konsequenzen könnte sich negativ auf unser Geschäft auswirken.“
Quellen: PC Games Insider und FORM 10-K von Activision Blizzard
Ich kenne CEOs, die entsprechen noch dem Bild des klasssischen Industriekapitäns. Sie führen, sie kümmern sich um die Mitarbeiter, sie begreifen die Firma als ein Konstrukt, welches mehr ist als nur die Summe ihrer Einzelteile. Sie nehmen ihren Job ernst, sie sind NICHT einfach ein willenloser Erfüllungsgehilfe der Investoren und des Aufsichtsrates, weil das bequemer ist.
Ich keine leider auch genug CEOs, auch persönlich, die einfach nur Bonis und Optionen abgreifen wollen, die in ihrem Job hoffnungslos überfordert sind und denen es scheissegal ist, was sie langfristig mit ihrem Handeln anrichten. Letztere stellen leider die Mehrheit.
Was sagt uns das über das in Act.Blizz gesetzte vertrauen
Ich kann als Vorstand meinen Investoren sagen, dass sie die Fresse halten sollen, weil ich besser als sie weiß, wie das Geschäft zu führen ist. Sie sollen mir vertrauen, ich schaukel das Ding schon. Sicher, ein CEO kann gekündigt werden, wenn der Aufsichtsrat keinen Bock mehr hat oder Investoren genug Anteile halten, um die Stimmenmehrheit zu ergattern. Aber das bedeutet nicht, dass der CEO sofort fragt: "Wie hoch?", wenn der Investor befiehlt: "Spring!". Denn der Investor hat nichts zu befehlen. Er führt die Firma nicht. Der CEO führt die Firma. Der CEO legt die Strategie fest, er gibt die Ziele und den Kurs vor.
Nur macht das kaum ein CEO, weil sehr viele CEOs weder den Mut, noch das Selbstvertrauen, geschweige denn die Motivation haben die Investoren auf ihre Plätze zu verweisen. Solange sie einfach das tun, was die Investoren wollen und dabei nicht ständig komplette Bullenscheisse bauen, ist das ein ziemlich lockerer Job, der überaus fürstlich und umfangreich bezahlt wird. Stress gibt es in diesem Job eigentlich nur dann, wenn der CEO nur wegen Beziehungen oder viel Glück diesen Job ergattern konnte und beim regelmäßigen Bericht vor Aufsichtsrat und Investoren niemand merken darf, dass man eigentlich keine Ahnung hat, wie man diesen Job tun soll. CEO ist der mit Abstand leichteste Job auf dieser Welt in Relation zu den eingeforderten Fähigkeiten und seiner Bezahlung. Wenn ich halbwegs gut faken und posen kann, wenn ich total überzeugend hübsche Folien präsentieren kann, läuft alles perfekt für mich. Und wenn der Laden doch den Bach runtergehen sollte, bekomme ich ne geile Abfindung, zusätzlich zu der Asche und den Optionen, die man mir eh die ganze Zeit über in den Arsch geschoben hat.
CEO ist der mit Lichtjahre großem Abstand ÜBERSCHÄTZTESTE...
Wenn man das nicht sein will, dann darf man seine Geschäfte nicht in einer (öffentlichen) AG führen.