An den letzten zwei Wochenenden konnte man erstmals Diablo 4 in einer Betaversion ausprobieren. An dieser Stelle könnte man ausführlich auf die bisherigen Gameplay-Eindrücke eingehen, aber mir geht es um ein anderes Thema: Die Beta beruhigte mich bei einem entscheidenden Punkt – bei den Mikrotransaktionen.
Natürlich: Der Item Shop war in der Beta noch gar nicht verfügbar und welche Inhalte der geplante Battle Pass am Ende im Detail bietet, ist auch noch vollkommen unklar. Dennoch konnte mich Blizzard mit der Beta davon überzeugen, dass ich im fertigen Spiel nicht zwingend bezahlen muss, damit mein Charakter nicht wie der letzte Schlumpf aussieht, sondern auch tatsächlich nach einem Helden, der sich durch die Dämonenhorden schlägt.
Diablo 4: Düsterer als Diablo 3 – und damit nahezu perfekt
Um den Punkt und die vorherige Sorge zu verdeutlichen, muss man erst einmal über den Artstyle von Diablo 4 sprechen. Für den mittlerweile vierten Serienteil versprach Blizzard seit der Ankündigung bei der Blizzcon im November 2019 immer eine Sache: Es wird wieder düsterer. Die Kritik zahlreicher Spieler, dass Diablo 3 insgesamt zu bunt und fast schon comichaft war, kam bei den Verantwortlichen an – und das machte man direkt mit dem ersten Trailer klar.
Aber Versprechungen sind erst einmal nur das: Versprechen. Ob man die einhalten kann, steht fast immer auf einem ganz anderen Blatt. Wie oft hat EA schon bei Need for Speed behauptet, dass man endlich zu den Wurzeln zurückkehrt? Oder bei Battlefield? Oder die Entwickler bei Call of Duty, wobei dort die Wurzeln sowieso nur etwas schwer ausfindig machbar sind. Das ist aber ehrlich gesagt ein Thema für eine ganz andere Kolumne.
Bei Diablo 4 ist das anders. Die ersten zwei Beta-Wochenenden machten mir klar: Blizzard meint es wirklich Ernst. Diablo 4 ist in seiner Darstellung düster und morbide. Es vermittelt sehr deutlich den Eindruck, dass Sanktuario eigentlich keine Spielwelt ist, in der man wirklich gerne leben würde. Das gilt für die Oberwelt, die oft eine sehr trostlose und deprimierende Stimmung überträgt, aber auch für die zahlreichen Höhlen, in denen die Bedrohung durch Dämonen und andere Monster spürbar ist. Klar: Diablo 4 überzeichnet auch, etwa wenn ein Keller so voller Gedärme, Blut und anderen Überresten ist, dass mir unweigerlich der Gedanke kommt: Selbst mancher Hardcore-Gore-Film würde nicht so übertreiben.
Nichtsdestotrotz habe ich den neuen und vor allem auch technisch schick inszenierten Look von Diablo 4 bisher sehr genossen. Zugegeben kann sich der Eindruck in den anderen Gebieten noch ändern, aber ich bin ausnahmsweise mal optimistisch und glaube daran, dass auch die restliche Spielwelt von Diablo 4 so düster und unangenehm bleibt.
Der eigene Charakter: Stilvoll Dämonen erledigen
Vom düsteren Artstyle profitiert jedoch nicht nur die Spielwelt, auch die zahlreichen Charaktere sind Nutznießer. Alles wirkt stimmiger und atmosphärischer, insbesondere wenn der eigene Held nicht kunterbunt durchs Bild läuft. Wer Diablo 3 gespielt hat, weiß was ich meine: Im Zuge der Levelphase sah man immer etwas zu farbenfroh aus und selten passten die einzelnen Teile zueinander. Das änderte sich zwar spätestens auf der Maximalstufe, wenn man die ersten klassenspezifischen Sets erhält, aber bis dahin erinnerte mich Diablo 3 eher an World of Warcraft.
Bei Diablo 4 fühlt sich das bislang gar nicht so an. Im Zuge der Beta habe ich alle fünf Klassen ausprobiert und hatte nie das Gefühl, dass die Rüstung unpassend wirkte oder sich zu sehr von der eigentlichen Spielwelt abhob. Ganz im Gegenteil: Die meisten Rüstungsteile sahen wirklich gut aus. Klar, mancher Helm oder manches Oberteil entsprech auch nicht unbedingt meinem Geschmackssinn – welcher zugegeben sowieso nicht gerade die Crème de la Crème darstellt – aber ich hatte nie den Gedanken „Oh Gott, das geht ja gar nicht!“
Falls ein Rüstungsteil doch mal nicht ganz zum Rest passte, ließ sich das zudem sehr einfach beheben: Stichwort Transmogrifikation. Die Möglichkeit, Ausrüstungsteile wie andere aussehen zu lassen, gibt es in Diablo 4 von Anfang an und es lassen sich sogar Farben anpassen und Sets speichern. Gold kostet das alles nicht, außer man benötigt mehr Outfitplätze. Die Vorlagen gibt es derweil beim Schmied, wenn dieser die überschüssige Ausrüstung zerlegt – ein praktisches System und der Grund, warum ich mich etwas weniger vor dem Battle Pass fürchte.
Kosmetische Skins? Können andere gerne nutzen
Als Blizzard den Battle Pass und den Item Shop für Diablo 4 ankündigte, war nämlich mein erster Gedanke: Hoffentlich wird es nicht wie bei Diablo Immortal, bei dem die Mikrotransaktionen ihren Namen nicht verdient haben und vieles in Richtung Pay2Win abdriftet. Gefolgt vom zweiten Gedanken: Jetzt werden die normalen Rüstungen sicherlich richtig mies aussehen!
Die Sorgen, dass die zusätzliche Finanzierung zu sehr ins Spielgeschehen eingreift, kann ich noch nicht beiseite legen. Denn schließlich halten sich die Entwickler diesbezüglich noch sehr bedeckt. Man betont jedoch, dass es keine spielerischen Vorteile geben soll und selbst potenzielle Erfahrungspunktebooster alle Spieler kostenlos freischalten können. Aber wie schon erwähnt: Versprechen und die Realität sind zwei verschiedene Seiten einer Medaille.
Bezüglich der kosmetischen Items kann ich nach der Beta für mich festhalten: Brauche ich nicht, wenn das Rüstungsniveau so bleibt. Keiner meiner Charaktere sah am Ende so aus, als würde er eigentlich in eine ganz andere Spielwelt gehören. Stattdessen nahm ich jedem Helden ab, dass er sich tatsächlich gerade auf dem Weg befindet, die Welt Sanktuarios vor Lilith zu bewahren. Oder alternativ vor dem Butcher, welcher sich in so manch fieser Ecke von Diablo 4 versteckte.