Wann immer eine Frau die Hauptrollen in einem Videospiel übernimmt, ist ihr eine Kommentarflut unter dem Ankündigungstrailer sicher – nicht attraktiv genug, übersexualisierte Darstellung oder nur dem „Woke-Trend“ folgend; Vorwürfe gibt es in vielerlei Ausführung.
Selbst Ciri – immerhin einer der beliebtesten Charaktere in der extrem populären Witcher-Reihe – war vor so mancher Anfeindung nach dem bei den Game Awards erstmals gezeigten Teaser zu The Witcher 4 nicht davor sicher. Dass sie überhaupt die Rolle des titelgebenden „Witchers“ übernimmt, war vielen aus unterschiedlichen Gründen ein Dorn im Auge. Entwicklerstudio CD Projekt Red hat nun Stellung dazu bezogen.
The Witcher: „Ciri wurde von Anfang an als zweite Protagonistin aufgebaut“
Vielen Spieler*innen fällt es sicherlich schwer, wenn ihre Lieblings-Spielereihen harte Änderungen erfahren. Ob es ein neues Kampfsystem ist, ein neuer Grafkstil oder – wie im Falle von The Witcher 4 – eine neue Protagonistin. Und auch wenn schon lange bekannt war, dass nicht mehr Geralt von Riva das Silberschwert im nächsten Teil der beliebten Videospiel-Reihe schwingt, kann Narrative Director Philipp Weber die Enttäuschung bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen.
„Ich glaube, jeder hat es wirklich geliebt, als Geralt zu spielen“, sagt er in einem Interview mit VGC. Jetzt Ciri zu installieren, sei „eine kontroverse Entscheidung, das war uns bewusst.“ Geralt war immer das Aushängeschild für die Spielereihe gewesen – die Bücher von Andrzej Sarpkowski jedoch, die als Vorlage für das Spiel dienten, legten schon früh einen starken Fokus auf Ciri.
„Sie wurde von Sarpkowski als zweite Protagonistin neben Geralt aufgebaut“, deshalb sei sie auch schon kurzzeitig als spielbarer Charakter in The Witcher 3: Wild Hunt verfügbar gewesen. Die Entscheidung, sich nun auf sie zu fokussieren, nennt Weber eine natürliche Evolution.
Hexerin wider Willen?
Tatsächlich bekommt Ciri in der Story der Romane (die allesamt vor dem ersten Teil der Spielereihe stattfinden) wie auch der Serienadaption auf Netflix einen sehr wichtigen Part zugesprochen und erhält entsprechend viel Screen-(oder Page?) time. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass sie nie mit den Rollen glücklich war, die das Schicksal ihr auferlegt hatte. Auch nicht mit dem Hexertraining.
Zur wirklichen Hexer-Anwärterin wurde sie erst durch die Spiele. Auch die unterschiedlichen Enden von The Witcher 3: Wild Hunt, nach denen sie nicht nur eine Hexerin-Karriere anstreben, sondern auch an der Seite ihres Vaters Emhyr regieren könnte oder sie gar ein tödliches Schicksal ereilte, werden quasi annulliert.
„Jeder hat das Recht auf eine Meinung“, ergänzt Produzentin Gosia Mitręga, „und ich denke, das resultiert aus der Passion für unsere Spiele. Ich glaube, dass die beste Antwort darauf das Spiel sein wird, wenn wir es herausbringen.“ Ob Geralt derweil eine Rolle in the Witcher 4 spielt und wenn ja, in welcher Hinsicht, verraten wir euch an anderer Stelle.
Quellen: Youtube / CD Projekt Red DACH, VideoGamesChrinocle