Paul – Date Everything
Fiel es mir bei den großen Namen im benachbarten 2025-Hype-Artikel noch schwer, wirklich etwas zu finden, worauf ich mich uneingeschränkt mit dem neuen Jahr in der Welt der Videospiele freuen kann, ist bei den kleineren, teilweise gut versteckten Indie-Perlen und vielleicht gar nicht so geheimen Geheimtipps das Gegenteil der Fall. Denn seit ich zum ersten Mal dank meiner geschätzten Kolleginnen und Kollegen von Date Everything gehört habe, manifestiert sich in mir der unstillbare Gedanke, unbedingt eine romantische Liebesbeziehung mit einem Haushaltsgegenstand im Anime-Stil eingehen zu wollen.
Wer nun meint, ich würde hier Züge (pun intended) einer ausgeprägten Objektophilie aufweisen, der darf gern Recht behalten. Leute, wacht auf und schmeißt Tinder, Grindr und Co. doch endlich von euren Smartphones, wenn so potente Partner euch tagtäglich in euren eigenen vier Wänden begegnen. Denn womöglich verbirgt sich das zukünftige Objekt der Begierde – wie auch Kollege Jonas schon schrieb – mit Date Everything in der Rumpelkammer direkt zwischen dem Hafermilchkarton und dem klapprigen Wäscheständer – oder ist sogar eines der beiden.
Der Sandbox-Dating-Simulator wirbt damit, über 100 Gegenstände, die ihr in einem modernen Hausstand findet, umgarnen zu dürfen. Sich dem nicht nur Haare, sondern auch Tränen trocknenden Föhn nach einem harten Tag in die Arme werfen, während die stählerne Brust des Kühlschranks im Sommer nicht nur den Riesling, sondern auch meine Gedanken kühl hält, mir der braungebrannte Body der Kaffeemaschine dank muntermachendem Drip die Augen verdreht und die warmen Worte des Ofens schlussendlich mein hoffnungsvolles Herz dahinschmelzen lassen.
Apropos: Worte soll es in Date Everything ebenfalls zu genüge geben, mehr als 1,2 Millionen nämlich, die mal auf witzige, mal auf ernste und immer möglichst kreative Weise in rund 70.000 vertonte Sätze gegossen werden. Dass die Entwicklerinnen und Entwickler von Sassy Chap Games mal so richtig Lust auf etwas Neues hatten, merkt man aber auch anhand der Liebe fürs Detail, die in die passionierten Personifikationen geflossen ist. Die Gegenstände bringen tatsächlich völlig eigene, passende Charaktereigenschaften mit und auch optisch spiegeln sie das, was sie letzten Endes sind, mit cleveren Outfit-Entscheidungen wider.
Ich bin jedenfalls schon ganz heiß darauf, mich in den 30 bis 35 Spielstunden, die Date Everything bieten möchte, verführen zu lassen und mich einer für mich – und den restlichen Romantikerinnen und Romantikern da draußen, die es zur Abwechslung jetzt einfach mal mit Gegenständen versuchen vermutlich ebenso – neuen, einzigartigen Erfahrung hinzugeben. Und wenn die rosarote Brille (kann man die auch daten?) doch schneller als gedacht von meiner Nase rutscht, sieht das von Sören empfohlene Mouse: P.I. for Hire ja auch noch ganz reizend aus!
Jonas – Constance
Unter Metroidvania-Fans – vor allem denen, die geduldig auf Hollow Knight: Silksong warten – dürfte Constance längst kein Geheimtipp sein. Seit einiger Zeit schon macht das Spiel aus Deutschland immer wieder von sich reden: Mit kostenlosen Demos, auf Messen wie der gamescom und, kurioserweise, besonders in Brasilien. Ganz unabhängig von eurem Wohnort solltet aber auch ihr Constance auf dem Schirm haben, wenn euch das Genre gefällt.
In den bisherigen Trailern konnte das malerische Metroidvania bereits seine optischen Qualitäten unter Beweis stellen: Die satten Farben, die klare Linienführung und die knuffigen Charakter-Designs machen schon jetzt heiß auf den geplanten Release im vierten Quartal 2025. Aber auch spielerisch hat Constance gute Chancen, sich an die Genre-Spitze zu hüpfen und zu kämpfen.
Sowohl Kollege Gerrit als auch meine Wenigkeit konnten auf der gamescom 2023 und 2024 selbst überprüfen, was die Entwickler*innen der bildundtonfabrik draufhaben und waren beide schwer begeistert. Während Team Cherry sich also weiter in Schweigen hüllt, verspricht Constance mehr zu werden als bloß ein Trostpflaster: Hier wartet ein neuer potenzieller Stern am Metroidvania-Himmel auf uns.
Sören – Nivalis
2020 veröffentlichte das in Berlin beheimatete Studio Ion Lands Cloudpunk, in der Spieler*innen in einer Cyberpunk-Welt Pakete ausliefern müssen. Die Spielmechanik war zwar nicht besonders spannend, dafür aber wusste das Worldbuilding fast bis ins letzte Detail zu überzeugen. Neben den üblichen Kernaspekten, sprich korrupte Konzerne, Missbrauch von Technologie und übertriebenen LED-Lichtern, bot Cloudpunk ebenso einen spannenden Blick auf die Bewohner einer solchen Welt.
2025 soll Nivalis das fortsetzen, aber spielerisch schlägt es einen ganz anderen Weg ein: Ich fange ganz unten an, baue einen Nudelladen auf. Bediene Kunden. Irgendwann wird daraus eine Bar, später ein exquisiter Nachtclub. Ich schließe Freundschaften, treffe wundersame Persönlichkeiten, beginne eventuell eine Beziehung. Ich erkunde die Ecken einer Stadt, die schon im direkten Vorgänger zu den allergrößten Stärken gehörte.
Ich glaube allerdings, dass Nivalis rein spielerisch nicht allzu spannend wird. Aber die Vorstellung, tief in das Herz einer simulierten Cyberpunk-Stadt abzutauchen und einfach ein Leben zu leben, weckt definitiv mein Interesse. Wann es so sein wird? Irgendwann 2025, vermutlich eher im Frühjahr. Einen festen Termin gibt es leider noch nicht.
Gerrit: Mixtape
Ein 80er Jahre Soundtrack, übersinnliche Ereignisse, eine Gruppe Jugendlicher auf ewig erscheinender Selbstfindungstour zwischen Freiheit und Rebellion – nein, ich rede hier nicht über „Stranger Things – The Game“, sondern über ein Spiel namens Mixtape. Der stimmungsvolle Trailer überzeugte mich seinerzeit auf der Xbox Showcase beim Summer Game Fest auf Anhieb und machte Lust auf Sommer, Musik und Roadtrips.
Mit einem Soundtrack von 80er-Ikonen wie Joy Division, Iggy Pop oder The Smashing Pumpkins verwebt das Adventure den Soundtrack einer Generation mit der Geschichte dreier Freunde während ihrer letzten Tage auf der Highschool. Skateboard fahren, rummachen und nachts aus dem Haus schleichen – Mixtape macht den Eindruck, als würde es die Stimmung von Coming-of-age-Filmen mit atmosphärischen Narrative Adventures wie Life is Strange oder Goodbye Volcano High kombinieren wollen.
Der comichafte Stop-Motion-Stil und die poppigen Farben erschaffen einen authentischen Retro-Look; trotzdem schafft das Entwicklerstudio mit dem kuriosen Namen Beethoven & Dinosaur, dass das Spiel frisch und das Setting unverbraucht aussieht. Auch wenn ich noch nicht hundertprozentig sagen kann, was mich dort erwartet, habe ich beim Blick auf den Trailer immer wieder Bock, in ein sorgloses Teenager-Leben der 80er einzutauchen: Mixtape wird auf jeden Fall ein Track auf meinem 2025er-Spiele-Liste.
Wie sieht es bei euch aus? Gibt es Spiele, die 2025 erscheinen sollen, eurer Meinung nach aber bisher definitiv zu wenig Aufmerksamkeit bekommen haben? Schreibt es uns gerne in die Kommentare! Ein frohes neues (Spiele-)Jahr 2025 wünscht derweil die gesamte 4P-Redaktion.
Quellen: Youtube / Focus Entertainment, Annapurna Interactive, ION Lands, Xbox, Sandfall Interactive, Team 17, Twitter / @ConstanceGame