Innerhalb unserer Redaktion bin ich sowas wie eine Ausnahme: Ich lese so gut wie keine Mangas, Animes schaue ich nur extrem selektiv. Klar, One Piece hat man mal gesehen und auch Dragon Ball sagt mir etwas, aber tief in der Materie stecke ich nicht.
Vor einigen Wochen fingen allerdings ein paar Freunde damit an, dass ich mir doch unbedingt Dandadan auf Netflix (oder alternativ Crunchyroll) ansehen sollte: Es sei der Anwärter auf einen der besten Animes des Jahres und würde selbst mich begeistern. Nach der ersten Folge war ich allerdings schon kurz davor, dem zu widersprechen – so angewidert war ich von dem Gezeigten. Dann kam Episode sieben und ich konnte so manche Träne nicht mehr verbergen – ja, Dandadan ist etwas ganz Besonderes.
Dandadan: Worum geht es überhaupt?
Wer noch nichts von Dandadan gehört hat, hier eine Kurzfassung: Der Anime dreht sich um die beiden Protagonist*innen Momo Ayase und Ken Takakura alias Okarun. Momo glaubt, auch wegen ihrer Großmutter, an Geister und Dämonen, aber nicht an Aliens. Okarun wiederum ist das genaue Gegenteil, denn er ist davon überzeugt, dass es Außerirdische gibt. Geister sind für ihn wiederum nur Quatsch.
In der ersten Episode gehen die beiden deshalb eine etwas ungewöhnliche Wette ein: Beweise dem jeweils anderen, dass nur man selbst recht hat. Das Problem? Beide liegen richtig, denn Momo trifft auf Aliens, während Okarun mit einem Geist konfrontiert wird.
Von da an nimmt eine Geschichte ihren Lauf, die sich oft nicht allzu ernst nimmt: Die Charaktere sind vollkommen durchgeknallt, es wird viel geschrien und ständig fallen Bemerkungen um den Bereich unterhalb der Gürtellinie – zumindest um den von Okarun, denn dessen bestes Stück wird unangenehmer Weise von einem Geist geklaut. Im Gegenzug erhält er allerdings übernatürliche Kräfte, die in den späteren Kämpfen noch nützlich sein werden.
Warum mich Dandadan erst abgeschreckt hat
Geister, Aliens, ein ungleiches Duo: Eigentlich verfügt der Anime über ein paar echt solide Zutaten. Dennoch hat Dandadan mich mit der ersten Folge eigentlich schon dazu gebracht, dass ich abbrechen wollte. Warum genau, kann ich nicht ganz ohne Spoiler erklären. Aber keine Sorge, all das passiert wie gesagt schon ganz am Anfang.
Wie bereits erwähnt: Ken will Momo davon überzeugen, dass es Aliens gibt, weshalb er sie zu einem bestimmten Gebäude schickt, wo sich welche aufhalten sollten. Kaum erkundet die junge Teenagerin den schaurigen Ort, wird sie von besagten Außerirdischen entführt, bis auf ihre Unterwäsche ausgezogen und steht kurz davor, von den merkwürdigen Wesen vergewaltigt zu werden.
In dieser Szene habe ich sofort die Augen verdreht: Zwar werden die Aliens in dem Moment als böse dargestellt, aber die gesamte Situation wirkt aufgrund der Wahl der Dialoge dennoch humorvoll. Da bezeichnen die Aliens ihre metallenen Penisattrappen als Bananenorgane, die sie jetzt in Momo stecken wollen. Haha, witzig, Aliens wissen nicht, wie das männliche Geschlechtsorgan eines Menschen bezeichnet wird, aber es sieht halt aus wie eine Banane. Selten so wenig gelacht.
Immerhin kann Momo sich befreien und fliehen. Dennoch: Die Szene erzeugte bei mir ein Gefühl, dass es halt wieder einer „dieser Animes“ ist, in denen die weiblichen Charaktere in vielerlei Szenen ihre Kleidung verlieren oder „versehentlich“ in bestimmten Posen abgefilmt werden. Hab ich ehrlich keine Lust drauf und war bereit dazu, Dandadan direkt zu vergessen.
Wenn Tränen fließen müssen
Zum Glück bin ich aber auf Drängen von Leser*innen, die den Manga kennen, drangeblieben, denn nach dieser unnötigen sexuellen Übergriffigkeit bessert sich Dandadan fortlaufend. Der Humor verweilt zwar für mich zu oft im niveaulosen Hihi-Penis-Niveau, kann aber trotzdem für den einen oder anderen Lacher sorgen. Dazu kommt, dass die Chemie zwischen Momo und Okarun echt spannend ist. Womit ich aber gar nicht gerechnet habe? Tränen, die über mein Gesicht kullern.
Die siebte Episode von Dandadan sorgt aber genau dafür. Auch das kann ich euch nicht vollkommen ohne Spoiler erklären, aber selbst wenn ihr die Handlung kennt, müsst ihr sie einfach selbst gesehen haben. Denn der Anime überzeugt nicht nur erzählerisch, sondern weiß die Szenen unfassbar gut und sanft ins Bewegtbild zu transportieren.
Spoiler zu Dandandan – Episode 7
Momo und Okarun bekommen es in der aktuellen Folge mit einem neuen Geist zu tun, der die beiden zwar in Bedrängnis, aber nicht ins Wanken bringt. Nachdem sie ihn besiegt haben, kommt es aber zu einem ziemlichen Unglück, welches ich hier nicht näher ausführen möchte. In diesem Zusammenhang eröffnet sich jedoch die herzzerreißende und emotionale Hintergrundgeschichte einer Mutter, deren Leben kaum hätte niederschmetternder sein können.
Audiovisuell präsentieren sich die folgenden Minuten unfassbar intensiv. Die Bilder, die Musik, die Animationen – alles ist im Einklang, harmoniert auf wundervolle und traurige Art und Weise. Die gesamte Zeit saß ich wie gebannt vor dem Bildschirm, im Unglauben darüber, was ich gerade sehe.
Was diesen Moment aber noch einmal so besonders macht, ihn so unfassbar hervorstechen lässt? Dandandan ist in diesen Szenen ruhig. Es gibt keine dummen Witze, keinen unpassenden Humor – es ist eigentlich das genaue Gegenteil von dem, was mich noch in der ersten Folge so abgeschreckt hat, weshalb es der Schlag in die Magengrube voller Gefühle noch unerwarteter trifft.
Eigentlich dachte ich, dass ich mir nach Feierabend problemlos die Folge ansehe, ein wenig lachen kann und fertig. Am Ende saß ich aber in meinem Zimmer und musste tief durchatmen, ein paar Tränen wegwischen und fragte mich: Was ist Dandadan eigentlich für ein Anime?
Quelle: Netflix, YouTube / NetflixAnime, Crunchyroll