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Fallout-Alternative Atomfall: Mein krassester Gaming-Schock 2025 – sie „fressen alles“

Hallo und willkommen in der landschaftlich vorteilhaften Postkarten-Postapokalypse von Atomfall! Garantiert verstrahlt und schockt schön.

Eine Bildmontage zum Videospiel Atomfall.
© Rebellion, bearbeite mit Photoshop [M]

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Mit Atomfall sägt Developer Rebellion an einem Stuhl, auf dem Branchengigant Bethesda seit der Veröffentlichung von Fallout 3 sitzt. Denn, ja, dieser Stuhl ist kein Stuhl, sondern ein gefühltes Monopol auf Open World-Spiele im postapokalyptischen Setting. Nun ist dieses oft zitierte „britische Fallout“ nicht wirklich eine offene Spielwelt im eigentlichen Wortsinn, bietet vielmehr größere, miteinander verbundene Bereiche, die zum freien Erkunden einladen.

Mein Beruf als Redakteur hat es mir nun ermöglicht, vorzeitig in die Vollversion von Atomfall reinzuspielen. Während mir das – Achtung: Wortungetüm! – Open-World-Survival-RPG in den ersten drei Stunden Spielzeit dank seiner zutiefst britischen Identität in Beschlag genommen hat, bereiten mir andere Kernpunkte noch Sorgen. Ein spezieller Schockmoment hat mich jedoch im besten Wortsinn schon jetzt aus den Latschen gekippt.

Atomfall: Eine Sightseeing-Tour durch Slatten Dale

Das erste jener Open-World-artigen Areale, in das euch Atomfall wirft, ist der Landstrich Slatten Dale. Ein beschauliches Urlaubsparadies voller üppig grün bewachsener Hügel und dazwischen aufblitzenden Felsformationen – wäre da nicht diese mysteriöse, violett-blaue Rauchsäule, die hoch aufragend das Postkartenpanorama trübt. Aber, ach, die Nuklearkatastrophe von Windscale blenden wir hier mal aus. Beachtet lieber die verfallenen Hütten, Brücken und Bunker, wie sie die Wege zieren, für authentisch-postapokalyptische Rustikalität sorgen. Aber genug Tourismus-Palaver …

Ein Screenshot aus dem Videospiel Atomfall.
Lasst euch nicht von den schönen Schauwerten täuschen! Im nächsten Bildschirmmoment halten euch Gesetzlose das rostige Messer an die Gurgel. Credit: Rebellion / 4P Screenshot

Während meiner ersten beiden Spielstunden laufe ich im Zickzackkurs durch die trügerische Idylle – schleiche mich hinterrücks an Gesetzlose heran, um den Taugenichtsen das Genick auszurenken; treffe in einer Schiefergrubenhöhle einen durchgeknallten Herrn Reg Stansfield, der Stimmen in seinem Kopf hört; oder sehe beim Einsiedler Nat Buckshaw eine Ausgabe des Science-Fiction-Klassikers „Der Krieg der Welten“ herumliegen.

Kurzum: In Atomfall gibt es allerhand zu entdecken. Einen richtiggehenden Schockmoment verpasste mir allerdings eine Begegnung – oder eigentlich mehrere – die ich bei den Koordinaten 26.5 Ost, 77.1 Nord hatte. Denn in Atomfall gibt’s kein Google Maps; ein wenig Kartenlesen gehört zur Gameplay-Routine. Bei genannten Koordinaten in Slatten Dale, entdeckte ich eher zufällig den Eingang zum „Bunker L6“. Gerade befand ich mich – nutzwertiger Fun-Fakt am Rande – auf der Durchreise zur Händlerin Molly Jowett weit nordwestlich im Gebiet, als mir die markante Markierung zu einem Gebäude in der Spielwelt ins Auge sprang.

Ein Screenshot aus dem Videospiel Atomfall.
In Atomfall profitiert ihr endlich von eurem Studium der Topografie, von dem euch die BWL-Freunde immer abgeraten haben. Pah, diese närrischen Narren! Credit: Rebellion / 4P Screenshot

Dieses Gebäude entpuppt sich bei näherer Betrachtung als Eingang zu einer Bunkeranlage. Da mich die Abenteuerlust packt, steige ich prompt ins Verlies hinab – und mache eine gespenstische Entdeckung. In diesem vergleichsweise kleinen Indoor-Bereich, der in einem Fantasy-Setting schlicht „Dungeon“ hieße, warten gleich vier der sogenannten Ferals auf mich.

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Unheimliche Begegnung der Feral’schen Art

Nicht direkt als Begrüßungskomitee, dafür dem Spannungsaufbau zuträglich in den verwinkelten Bunkergängen verteilt, finden sich diese wilden, bläulich leuchtenden Kreaturen, denen ihr ehemals menschliches Erscheinungsbild kaum noch anzusehen ist. „Fressen alles und greifen jeden an, den sie finden“, heißt es zu diesen Monstren in der Spielbeschreibung – was zutrifft. Die Kameraden sind nicht nur schlumpfblau, sondern liegen euch auch mit ihrem rasselnden Atem im Nacken.

Ein Screenshot aus dem Videospiel Atomfall.
Kennt ihr das, wenn man eigentlich nur kurz bei Molly vorbeigucken wollte, um einen rostigen Revolver zu verscherbeln, aber dann liegt man plötzlich mit dem Gesicht voraus mausetot in einer Bunkeranlage? Ich hasse Montage … Credit: Rebellion / 4P Screenshot

Meinen Schockmoment hatte ich in einem relativ überschaubaren Raum dieses Bunkers, der ehemals als Schlafbaracke gedient haben muss. Neben einigen Hochbetten, einem Schreibtisch mit Schreibmaschine und einer Korkplatte an der Wand, war da noch einer jener Ferals. In einer Art Schlaf verharrend, stand der Knabe mit dem Rücken zu Wand, umgeben von bläulich schimmerndem, pflanzenartigem Wuchs. Sodann: Schneller, als der Märzhase die „Tea time!“ verkünden kann, packe ich eine selbsthaftende Klebebombe aus meinem Inventar – werfe sie diesem verstrahlten Möchtegern-Ghul an die noch verstrahltere Birne.

Was dann passiert, lässt mich vom Bildschirm hochschrecken. Denn den einen Fiesling hatte ich zwar krachend weggebombt. Doch ungeachtet dessen, hatte sich ein zweiter Feral gemeingefährlich herangewagt – seine verzerrte Visage fauchte mir bildschirmfüllend entgegen, mähte mich in Nullkommanix weg. Mein Puls ging steil. Der letzte Speicherstand wurde automatisch geladen. Dann muss ich, es rüttelt am Zwerchfell, vergnügt loslachen. Solche adrenalingetränkten Survival-Momente gefallen mir. Sehr sogar. Aber nicht alles in Atomfall strahlt so hell …

Wo das Survivalspiel an Strahlkraft einbüßen könnte …

Später, als ich alle übrigen Bunkerbewohner weggepustet habe, sammle ich der Progression zuträgliche Gegenstände ein, mit denen ich meine Fähigkeiten ausbauen kann. Ich entscheide mich für das Entschärfen von Fallen. Ein Gefühl der Belohnung für die erduldeten Feral-Strapazen macht sich in mir breit. So oder so, war dieses Gruselstück bislang mein persönliches Highlight in der amtlich atomaren Postapokalypse von Atomfall. Noch Sorgen bereiten mir hingegen zweierlei: Zum einen die Story. Die kommt – was auch meinem wild erforschendem Spielstil geschuldet sein könnte – nur behäbig in Fahrt.

Ein Screenshot aus dem Videospiel Atomfall.
Auch als Genussspieler, denn härtester Hardcore-Gamer, bin ich mit dem empfohlenen Schwierigkeitsgrad „Überlebender“ bislang bestens bedient gewesen. Credit: Rebellion / 4P Screenshot

Zum anderen bin ich unsicher, ob mich der Gameplay-Loop aus Erforschungsstreifzügen, Banden und Bunker ausräubern, mit dem Diebesgut Handel treiben und Fähigkeiten ausbauen, lange genug binden wird – oder ob der Spielspaß irgendwann in wenig reizvolle Routine übergeht, ich dieses Survival-Unikat von Rebellion von meiner Steam-Bibliothek schubse. Noch bin ich zuversichtlich. Schließlich warten Skethermoor, Wyndham Village oder Casterfell Woods mit ihrer feinen britischen Art auf mich – zumal ich weitere Jumpscare-Schocker umarme.

Ja, für mich bietet Atomfall noch reichlich Raum für ungemachte Entdeckungen. Unseren Tester konnte Atomfall seinen Wunsch nach Schmerzen hingegen nicht erfüllen.

Hinweis: Die gespielte PC-Version von Atomfall wurde uns von Rebellion zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme auf die Berichterstattung gab es nicht, es bestand keine Verpflichtung zur Veröffentlichung.

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