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GTA 6: Der Preishammer könnte die Gaming-Industrie wirklich verändern – unter einer Bedingung

„Geld, Geld, Geld, Geld, Geld …“, und immer so weiter, lautet das berühmte Zitat von Mr. Krabs. Um nichts anderes geht’s auch gerade bei Rockstars GTA 6.

Eine Bildmontage zu GTA 6.
© Rockstar Games, Take Two, @miglagoa, @ArtBackground - stock.adobe.com, Adobe Photoshop [M]

4P Podcast #1 GTA6

Das wahrscheinlich ambitionierteste Spiel der letzten Jahre GTA 6 von Rockstar scheint sich seinem Release zu nähern.

Ich habe lange nichts mehr von GTA 6 gehört. Obwohl tagtäglich das News-Karussell zu Grand Theft Auto 6 durchdreht – nur nicht mit wirklich relevanten Informationen, abseits von Spekulationen hier, Mutmaßungen dort, oder dem Mondkalender, der den zweiten Trailer voraussagt. Wer’s glaubt, liest auch Kaffeesatz.

Seit einigen Wochen gib’s aber tatsächlich einen Gesprächspunkt, der meine und eure Aufmerksamkeit verdient – auch bei jenen Spieler*innen weltweit für erhöhten Gesprächsbedarf sorgt, die an Lucia und Jason nicht desinteressierter sein könnten. Gucken wir uns das mal genauer an …

Das 100-Euro-Preisschild ist längst da

Die Preisfrage steht im Raum, genauer eine dreistellige. Der Publishing Director von Baldur’s Gate 3 findet, „Alle warten nur darauf, dass es GTA 6 macht“. Finanzexperte Matthew Ball glaubt, GTA 6 könnte bei Markteinführung bis zu 100 US-Dollar kosten. Analyst Michael Pachter äußerte sich ähnlich zur Open World-Autoknackerei. Und zuletzt ist ein solches Preisschild beim seriösen, Schweizer Online-Händler brack.ch aufgetaucht. Die Prognosen und Vorzeichen deuten also in Richtung 100-Euro-Preisschild.

Lesetipp: Preis von GTA 6 aufgetaucht – wird „schrecklichen Standard“ festlegen

Aber wäre das wirklich dermaßen schockierend, wie die erste Welle der Empörung vermuten lässt? Denn bedenkt: Eine Collector’s Box zu Diablo 4 enthielt nicht mal das eigentliche Spiel, durchbrach trotzdem die magische 100-Euro-Schallmauer. Auch die Ultimate Edition von Red Dead Redemption 2 schmückte sich mit einem stattlichen 100-Euro-Preisschild (wahlweise als Collector’s Box wieder ohne eigentliches Spiel).

Viel Geld für wenig Spiel: Die Collector’s Box zu Diablo 4 befeuerte Diskussionen.

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Schließlich die Sammleredition zu Indiana Jones und der Große Kreis inklusive mitgeliefertem Globus, legte nochmal einen Hunderter obendrauf. Ganz zu schweigen von solchen Sammlereditionen zu Elden Ring oder Cyberpunk 2077, die gleichfalls in 200-Euro-Preissphären schwebten. Aber das ist nach meinem Verständnis ein Nebenschauplatz. Wer Fan einer Franchise genug ist, das Portemonnaie locker sitzen hat, oder sich davon blenden lässt, drei Tage vor allen anderen in einen heißbegehrten Titel einzutauchen, darf ihr oder sein Geld verbrennen, wie es gefällt.

Einerseits. Andererseits sind da die psychologischen Tricks, die nicht gerade zur feinen Art des Wirtschaftens zählen (sollten). Etwa die künstliche Verknappung, wenn durch eine begrenzt produzierte Stückzahl bewusst der Eindruck von Seltenheit erzeugt wird. Ich grüße dich, Fear of Missing Out. Die bisherige Spitzleistung in der Disziplin sonderliche Sondereditionen, ist vielleicht der geglückte Werbetrick rund um die My Apocalypse Edition von Dying Light, die einen wahrlich wuchtigen Kaufpreis abrief. Doch lasst uns zu GTA 6 zurückkehren.

Kein Paradigmenwechsel, sondern logische Entwicklung?

Die Schlüsselfrage ist meiner Meinung nach, ob sich der Verkaufspreis von Standardeditionen bei Blockbuster-Titeln dauerhaft nach oben bewegen könnte. Aktuell liegt die hingenommene Schmerzgrenze für neu veröffentlichte, aufwendig produzierte Triple-A-Spiele bei der ominösen 70-Euro-Grenze – zumindest für Konsoleros. Eine Preisgestaltung nach der Denkweise, bei der „[…] jeder einzelne Dollar […] mit einer Stunde konsumierbaren Inhalts“ gleichgesetzt wird, könnte, wie Game Art Studio schreibt, mitverantwortlich sein.

Kommende Großprojekte wie Doom: The Dark Ages oder Metal Gear Solid Delta: Snake Eater zeigen mit ihrem Standardpreis von 80 Euro: Da bewegt sich was bei den Verkaufspreisen – abseits von Sammlereditionen für Hardcore-Gamer*innen. Aber nicht nur an der (virtuellen) Kassentheke wird’s teurer. Auch die Produktionskosten von AAA-Spielen sind mittlerweile in Höhen aufgestiegen, bei denen sich Spieleentwickelnde der ersten Stunde lachend im Kreis drehen würden.

Die GTA 6-Preisfrage bei unseren englischsprachigen Kolleg*innen von IGN:

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Den Umbruch belegt eine Zahl der CMA, der britischen Kartellbehörde Competition and Markets Authority. Diese veröffentlichte im April 2023 einen Bericht, der zeigte: Während die Entwicklung eines Gaming-Mammutprojekts vor wenigen Jahren zwischen 50 und 100 Millionen US-Dollar finanziellen Aufwand bedeutete, sollen die Kosten solcher auch für 2025 geplanten Games bei mehr als 200 Millionen Dollar liegen. Laut desselben Berichts soll GTA 6 in der Produktion sogar 250 Millionen US-Dollar verschlingen.

Am Ende ist der Kunde König – und Preisgestalterin

Bitte, nein, das soll kein Plädoyer für eine neue Preisbrecher-Politik sein. Auch missfällt mir der Gedanke, sofern sich Normalverdienende – ohne den Begriff ausdefiniert zu haben – bei einem etwaigen 100-Euro-Preisschock mit GTA 6 doppelt und dreifach überlegen müssen, ob sie das Geld fürs schönste Hobby der Welt berappen. Selbstverständlich missfällt mir das. Denn selbst, wenn ein solcher Preisanstieg in Rockstars Fall gerechtfertigt sein sollte, mit Betonung auf sollte, könnte sowas Tür und Tor für Nachahmer öffnen. Auch und gerade dann, wenn keine Notwendigkeit vorliegt.

Rockstar hat da als Branchentitan offenkundig eine Vorbildfunktion, der viele andere nachfolgen werden. Schlussendlich entscheiden aber auch wir, als stinknormale Spielerinnen und Spieler, wie sich die Preiskurve weiterentwickelt. Die Gestaltungsmacht liegt letztlich bei den Käufer*innen – die bereit sind, bestimmte Preise zu zahlen, oder halt nicht. Warten wir’s ab, wie tief uns Lucia und Jason ins Portemonnaie greifen werden … falls der Preis von GTA 6 die Gaming-Industrie für immer wirklich verändern sollte.

Quellen: Polydin, Competition & Markets Authority, Collector’s Junkies, YouTube / @wudijo, TikTok / IGN

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