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Steam: Warum ihr euch bis übermorgen diese Horror-Trilogie anschaffen solltet – genial günstiger Geheimtipp

Aufs Geratewohl irgendwas auf Steam in den Warenkorb werfen? Nicht doch! Wer beim Visual Novel Fest bedächtig klickt, kriegt eine epische Vampir-Saga in den Blutkreislauf.

Eine Bildmontage, die unterschiedliche Charaktere aus Visual Novels zu Vampire: The Masquerade zeigt.
© Dear Villagers / Draw Distance / Steam, @Miquel - stock.adobe.com, Adobe Photoshop [M]

Das sind die TOP 10 Spiele im März 2025!

In diesem Video erfahrt ihr, welche Spiele euch im März 2025 für PC, PlayStation, Xbox und Nintendo Switch erwarten.

Wichtiger Hinweis: Der in dieser Kolumne angesprochene Rabatt für die Vampir-Spiele endet am 13. März. Der Reiz des Unterhaltungsmediums Videospiel ist übermächtig. Überwunden sind die Geradlinigkeit von Buch und Film, hinfällig die Rollenspielabende mit Brett und Würfeln. Es gibt allerdings ein Genre, dass wie ein gut gemixter Cocktail aus dicht erzählter Spannungsliteratur und Entscheidungsfreiheit einer Partie Dungeons & Dragons daherkommt: die Visual Novels – jetzt auch im Rahmen einer Verkaufsaktion prominent auf Steam vertreten.

Steam Visual Novel Fest nennt sich das noch bis zum 10. März laufende Event, bei dem ihr diese „Visuellen Romane“ stark rabattiert in euren Warenkorb schubst. Meine Jungfernfahrt, mit diesen optisch aufbereiteten und mit Gameplay-Elementen bestückten Lesestoffen, machte ich zum Jahreswechsel. Eine bissige Trilogie von Draw Distance war es – die jetzt wieder verführerisch günstig auf Steam angeboten wird.

Rückblick: Das Half-Life 2 unter den Vampir-Spielen

Vampire: The Masquerade – Bloodlines aus dem Jahre 2004 ist eines der besten Rollenspiel-Erfahrungen, die ich jemals gemacht habe. Punkt. Ja, bei Release war das RPG auf Basis der Source-Engine (du weißt, wovon ich rede, Half-Life 2) der mittlerweile untergegangenen Troika Games ein Bug-Feuerwerk sondergleichen. Aber das urban-düstere Setting, angesiedelt in einem vampirischen Los Angeles, haben sich in mein Spielergedächtnis gebrannt.

Als ich dann gegen Jahresende über das in einen Sale geplumpste Vampire: The Masquerade – Cotiers of New York stolperte, waren es vor allem die handgezeichneten Porträts und Hintergründe solcher Künstler*innen wie Rafał Gosieniecki, Filip Odzierejko oder Andrzej Kolarski, an denen mein Auge hängenblieb. Mehr noch: Keine schnöden Standbilder wurden mir entgegengeworfen.

Überall waberte, leuchtete und funkelte es munter – diese Standbilder waren belebt, mit aus dem Gullydeckel schleichenden Dämpfen, greller Straßenbeleuchtung und derlei Schauwerten mehr. Auch nachstehend zu bestaunen im Trailer zu Vampire: The Masquerade – Shadows of New York.

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Sprich: Die Präsentation der Spiele konnte stimmiger kaum sein. Was uns weiterleitet vom ästhetischen Lockvogel zum spielerischen Kern dieser Vampir-Trilogie auf Steam. Wichtige Info vorab: Wer nach einem Gameplay-Feuerwerk Ausschau hält, sollte die New York-Trilogie Vampire: The Masquerade von Draw Distance meiden, wie der Vampir das Sonnenlicht. Steht ihr hingegen auf eine fürstlich finstere Atmosphäre und superbes Storytelling, führt eigentlich kein Weg an diesem blutsaugenden Dreiergespann vorbei.

Lesetipp: Eines der besten Spiele des Jahres und Vampir-Spiele zockten wir über die Weihnachtsfeiertage hinweg

Kritik: Wie kommt die Vampir-Trilogie auf Steam an – und wie spielt sie sich?

Die Trilogie erfährt ihren Startschuss mit Vampire: The Masquerade – Coteries of New York, wird mit Vampire: The Masquerade – Shadows of New York fortgesetzt, findet ihren Abschluss mit Vampire: The Masquerade – Reckoning of York. Im Zuge des Steam Visual Novels Fests bekommt ihr die drei Titel noch bis zum 10. März stark vergünstigt – genauer bis um 19 Uhr deutscher Zeit. Coteries of New York kostet aktuell nicht ganz 7 Euro anstatt der üblicherweise anfallenden 20 Euro.

Shadows of New ist sogar mit nur 3,77 Euro bepreist und zuletzt Reckoning of New York wird ebenfalls zum Angebotspreis von knapp 7 Euro verscherbelt. Sowohl bei Coteries of New York als auch Shadows of New York liegt die Anzahl der Rezensionen in einem stabilen Tausenderbereich, fällt „größtenteils positiv“ aus. Nur dem Finale Reckoning of New York wurden nicht mal 200 Bewertungen zuteil, die zudem nur „ausgeglichen“ ausgefallen. Wieso das Feedback der Spieler*innen bei Teil drei hinababrutschte, ist mir bislang schleierhaft. Ich persönlich habe mich noch im zweiten Visual Novel verbissen – bis(s) aufs erste …

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Gleich zu Beginn stellt euch Coteries of New York vor die Wahl zwischen drei unterschiedlichen Vampir-Clans: Ventrue, Toreador und Brujah. Meine Wahl fiel auf den Clan-Ventrue. Dieser wird als künstlerisch und empathisch veranlagt beschrieben, ausschlagend war für mich aber, dass man als Ventrue-Anhängerin einen weiblich gelesenen Charakter spielt – eine persönlich Vorliebe. Jeder der drei Clans ist verknüpft mit drei unterschiedlichen Spielercharakteren, mitsamt ihren ganz eigenen Hintergrundgeschichten und Fähigkeiten.

Weiter anpassen dürft ihr die Charakter hingegen nicht – ihr wählt schlicht zwischen den dreien aus. In diesem Punkt unterscheiden sich Cotiers of New York und Nachfolger Shadows of New York essentiell voneinander. Die Sache ist zweischneidig: Während der erste Teil mit seinen unterschiedlich gewichteten Charakteren inklusive verschiedenen Lösungswegen den Wiederspielwert steigert, schießt sich der zweite Teil auf die Investigativ-Journalistin Julia ein – und erzählt deshalb meiner Meinung nach auch die packendere Geschichte. Im Genre Visual Novel nicht die unwichtigste Eigenschaft.

Wie ihr zur Blutsaugerin werdet, und endlich nächtliche Jogger im Central Park austrinkt

Jedenfalls in beiden Spielen fällt das einschneidende Erlebnis zu Beginn der Handlung ähnlich, nun ja, bissfest aus. Kurzum: In beiden Titeln werden ihr unvermittelt aus eurem Leben eines Normalsterblichen gerissen, als euch ein*e Vampir*in den Todeskuss verpasst. Oder eher: Euch die verlängerten Eckzähne in die Halsschlagader rammt, ein wenig an euch nuckelt (wie an einer gut gemischten Blood Mary) – wonach ihr euch im neuen Leben als Nachtschattengewächs zurecht finden müsst.

Ein Screenshot aus der Visual Novel Vampire: The Masquerade - Shadows of New York.
Als Julia den „Kuss“ erfährt, flackern ihr die Augenlider – aber die nächtlichen Sitzungen im fettigen Fast-Food-Tempel bleiben ihr erhalten. Credit: Dear Villagers / Draw Distance

Ausnehmend intensiv wird dieser unfreiwillige biografische Einschnitt in Shadows of New York gezeichnet. Nachdem unsere Protagonistin Julia von ihrem ohnehin unsicheren Job als Investigativ-Reporterin gefeuert wird, weil ihrem Chef die Recherchen – so viel kann ich ohne Spoiler-Warnschild sagen – zu brisant sind, wird die Frau in einer finsteren Gasse gebissen. Das Überraschende: Aus Julias Perspektive erzählt, wirkt die Übergriffigkeit eher wie ein psychologischer Befreiungsschlag. Aber dazu an dieser Stelle nicht mehr.

In der Welt von Vampire: The Masquerade – Kenner *innen des Tabletop-Kosmos‘ rund um World of Darkness werden es wissen – müsst ihr euch innerhalb einer vampirischen Parallelgesellschaft zurückrechtfinden. Fernab vom Tageslicht, mit Untergang der Sonne und Aufgehen des Mondes, ringen in dieser fiktionalisierten Version unseres heutigen New Yorks konkurrierende Vampirfraktionen um die Vormacht. Eine von Brutalität aber auch starren Normen gezeichnete Gesellschaft, die der unsrigen stark ähnelt.

Ein Screenshot aus der Visual Novel Vampire: The Masquerade - Coteries of New York.
Schnüffelnase D’Angelo hat dermaßen viele
Kriminalromane gelesen, er selbst ist Hauptdarsteller eines Films der Schwarzen Serie geworden. Ganz offenbar… Credit: Dear Villagers / Draw Distance

Bevölkert ist diese Unterwelt von liebenswert-schrulligen Charakteren, welche alle ihre ganz eigenen Charakterentwicklungen durchmachen. Mein absoluter Liebling aus dem Personal: Der „untote Detektiv“ D’Angelo des Nosferatu-Clans. Er kommentiert im Selbstgespräch die eigenen Kriminalfälle laut mit, als wäre sein Leben ein Film Noir mit Humphrey Bogart.

Wenig Gameplay, viel Storytelling – und eimerweise Blut im Steam-Geheimtipp

Apropos Gespräche: Vertont sind diese nicht. Dafür gibt’s auf die Ohren fein ziselierte Umgebungsgeräusche und ohrgasmisch verwobene Klangteppiche. Den Spielverlauf verbringt ihr bei allen drei Visual Novels in der Hauptsache mit Multiple-Choice-Dialogen und der Entscheidung damit, welche Gesprächspartner*innen ihr nach Einbruch einer neuen Nacht aufsuchen wollt, um unterschiedliche Handlungsstränge zu verfolgen – oder fallenzulassen.

Sprich: Dass ich Visual Novels bisher weiträumig umschifft habe, war ein Fehler. Ich dachte, ich wüsste, welche Arten von Spielen mir gefallen, woraufhin es in meinem Hirnkasten spielerisch wertvoll rumpelt. Aber ach Quatsch! Ich wusste, trotz jahrelanger Spielerfahrung nicht, wie genial Visual Novels sein können.

Wollt ihr euren eigenen Gaming-Horizon erweitern, lade ich euch dazu ein, das Steam Visual Novel Fest als Gelegenheit zu ergreifen, in die Welt der bildsprachlich aufbereiteten Romane einzutauchen. Ich persönlich habe schon ein Scarlett Hollow (ohne Vampire, aber mit Horror) von Black Tabby Games, oder Cabernet (mit Vampiren aus dem 19. Jahrhundert) von Party for Introverts auf meine Steam-Wunschliste gekippt. Apropos Blutsauger*innen: Auf Netflix ist das nächste Kapitel einer fantastischen Vampir-Saga gestartet.

Quellen: Steam, YouTube / @drawdistance3949

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