Ich wollte mich endlich einmal selbst davon überzeugen, ob die Freiheit über den Wolken tatsächlich grenzenlos ist und habe mich an den Microsoft Flight Simulator 2024 gewagt. Simulatoren waren mir bisher weitestgehend fremd und meine letzte Runde Pilotwings auf dem Nintendo 64 liegt auch schon gut 25 Jahre zurück.
Aber ich scheue mich nicht, mal fremdes Terrain zu betreten; durchaus gewillt, mich auf die Suche nach der Faszination an dieser Art der Freizeitbeschäftigung zu begeben – ähnlich wie meine Kollegin Arlene kürzlich, die sich schon am Landwirtschafts-Simulator versuchte. Was meine ersten Erfahrungen im Cockpit einer Cessna waren, könnt ihr meiner Blackbox entnehmen.
Microsoft Flight Simulator 2024: Mühsam ernährt sich der Privatpilot
Die Möglichkeiten, Zeit im Flight Simulator zu verbringen, sind mannigfaltig – von waghalsigen Parcours-Flügen mit dem Düsenjet über die Foto-Safari im Heißluftballon bis hin zur Entdeckungstour mit dem Segelflugzeug. Aber vor das Vergnügen hat der liebe Gott die harte Arbeit gesetzt und so empfiehlt es sich, zunächst einmal Trainingsstunden zu nehmen. Im Karrieremodus kann ich eine Privatpilotenlizenz für eine einmotorige Maschine erlangen, wenn ich dafür die verschiedenen Tutorials und die anschließende Prüfung abschließe.
Dabei steht mir meine hilfreiche Trainerin zur Verfügung und bringt mir alles über die verschiedenen Phasen eines Fluges bei; welche Hebel und Knöpfe muss ich bei Start betätigen, was muss ich im Flug bei Seitenwind tun, in welchem Winkel muss ich den Landeanflug angehen? Es gibt viel zu beachten und noch mehr Fehler, die man machen kann. Einige Dinge sind logisch, andere nicht leicht zu bewerkstelligen.
Fest steht aber, dass ihr eine Menge Zeit mitbringen müsst – nicht alles ist intuitiv und nicht jeder Fehler sofort nachvollziehbar. Bis ihr eure Pilotenlizenz für große Maschinen bekommt, werden einige Flug- und Echtzeitstunden vergehen. Zu viele, als dass ich die Muße dazu hätte, mehr als mit meiner einmotorigen Cessna auf Rundflüge zu gehen. Mit dieser aber auf die ein oder andere Mission gestartet, kann ich zumindest einzelne Schritte wie die Checks vor dem Start oder das Ausrollen in die Parkposition überspringen.
Wahrhaft grenzenlos: Eine weltweite Entdeckungstour
Freie Flüge, Herausforderungen und Foto-Aufträge stehen zum Glück von Anfang an zur Verfügung – und da kann der Flight Simulator auch gleich seine größte Stärke ausspielen. In unglaublich realistischer Grafik und beeindruckendem Detailreichtum präsentieren sich unter mir Metropolen wie Singapur, Dubai oder London, japanische Tempelanlagen, die endlosen Schneelandschaften der Rockys oder der malerische Bleder See in Slowenien. Ich fliege über Hamburg, Dresden oder das Frankfurter Umland und erkenne Bauwerke, Straßen und Dörfer, die ich im echten Leben wie meine Westentasche kenne.
Da lohnt es sich doch mal, den Flug zu pausieren und auszusteigen, um mit der freien Kamera durch die Lande zu schweben. Dörfliche Gegenden sind natürlich nicht mehr ganz so akkurat wie die großen Städte. Dafür kann ich in Berlin sogar das Fenster meiner Wohnung ausmachen – auch wenn die Häuser so weit unten aussehen, als hätte David Cronenberg im Fieberwahn einen Architektur-Albtraum aus den Blaupausen von Frank Gehry und Friedensreich Hundertwasser geschaffen. Andererseits kann ich mit meiner unsichtbaren Drohne auch bis ins Innere der Sagrada Família in Barcelona vordringen.
Ich finde es wenig überraschend, dass ein ziviler Flugsimulator kein Actionfeuerwerk abbrennt.
In der Hinsicht sind selbst die militärischen Ableger eher ruhig, zumindest jene mit Simulationsanspruch. In IL-2 und DCS World ist man auch mehr Zeit mit Starten, Fliegen und Landen beschäftigt als mit Dogfights.
Ich habe den Hype um den Vorgänger von FS 2024 schon nicht verstanden. Ja, das mag zuweilen hübsch aussehen, aber Google Earth macht das mindestens genau so gut. Die Faszination kommt aus der möglichst fehlerfreien Bedienung einer komplexen Maschine. Wenn man das nicht nachvollziehen kann, hilft es vermutlich auch nicht, dass man an anderer Stelle neben Kartoffeln mit unterschiedlichen Gerätschaften auch noch Karotten und Zwiebeln pflanzen und ernten kann.
Das ist völlig in Ordnung. Es gibt unzählige Spiele und Genres, die von anderen gefeiert werden, mit denen ich gar nichts anfangen kann. Im Grunde sind Simulationen nur für eine sehr überschaubare Menge an Leuten interessant und das trifft selbst auf Rennspiele zu. Wenn man keinen Bock hat sich mit hunderten Einstellungen zu beschäftigen, sollte man statt Assetto Corsa oder Automobilista lieber Forza Horizon spielen.