Während ich auf dieses Jahr zurückgeblickt habe, ist mir eine Sache bewusst geworden: Es war überhaupt kein neues Pokémon-Spiel dabei, wie sonst eigentlich immer. Und dann fiel mir ein, dass es tatsächlich nicht das erste Mal ohne Pokémon-Release im Kalender ist – und das nicht nur, weil ein Teil von mir übersprungen wurde.
Zwei Jahre ist der letzte Ableger der Hauptreihe mittlerweile alt. In dieser Zeit war die Stille um die Reihe so einnehmend für mich, dass ich sie wohl komplett ausgeblendet habe. Ein zufälliger Gedankenanstoß hat mich allerdings mit den ausbleibenden Veröffentlichungen konfrontiert. Jetzt will ich wissen, was ich verpasst habe und wie es ab hier weitergeht.
Der Bruch mit dem Pokémon-Zeitplan: Fluch oder Segen?
Vor Kurzem habe ich wieder große Lust verspürt, mich um Pokémon zu kümmern, sie zu fangen und zu trainieren. Damit hat sich eine wiederkehrende Phase von mir angekündigt, in die ich ab und zu eintauchen muss – einige von euch kennen das wahrscheinlich auch. Also habe ich mir prompt Pokémon: Leuchtende Perle aus meinem Regal gezogen, in die Switch eingeworfen und damit die Frage aufkeimen lassen, wann eigentlich der nächste Titel erscheinen soll.
Zuletzt wurden Pokémon Karmesin und Purpur im November 2022 herausgebracht. Ein Jahr später gab es zwar das DLC Der Schatz von Zone Null als Happen für zwischendurch, ein vollwertiges Game in Form eines Remakes oder gar einer neuen Generation stand jedoch nicht auf dem Plan. Es sei denn, man zählt ‚Meisterdetektiv Pikachu kehrt zurück‘, was ich aufgrund der großen inhaltlichen Entfernung zu den Kernspielen für unsinnig halte.
2024 hat, wie ich zum Jahresabschluss sicher behaupten kann, ein ähnliches Schicksal erreicht. Nur das es weder einen DLC noch ein Spin-Off als Trostpflaster gab. Das klingt jetzt erstmal so, als wäre ich besonderes traurig oder gar wütend darüber, nicht alle 24 Monate pünktlich mit der nächsten Charge versorgt zu werden, dem ist aber nicht so. Ehrlich gesagt bin ich erleichtert, dass Nintendo eingesehen hat, dass es wichtiger ist, sich im Entwicklungsprozess auf die erreichbare Qualität zu fokussieren, statt an waghalsigen Deadlines festzuklammern.
Pokémon Karmesin und Purpur als jüngster Release
Ich glaube, es ist keine sonderlich gewagte These von mir zu behaupten, dass Pokémon-Spiele in den letzten Jahren abgebaut oder zumindest nicht mehr denselben Einfluss haben, wie noch um 2010 rum. Das letzte Monstersammelabenteuer, das ich persönlich richtig genossen habe, war Heart Gold. Schwarz fand ich auch in Ordnung, obwohl mir klischeehafterweise die Designs der neuen Generationen nicht mehr so wirklich zusagen.
Zu Karmesin beziehungsweise Purpur will ich mir zwar kein richtiges Urteil erlauben, da ich für mich entschieden habe, zu passen und auf die nächste Veröffentlichung zu hoffen, aber das hatte auch gute Gründe. An oberster Stelle steht dabei der Umstand, dass mir Motorrad-Pokémon, weshalb auch immer, gehörig gegen den Strich gehen. Und mit dem Schritt hin zur Open World kann ich ebenfalls wenig anfangen. Generell finde ich es furchtbar, dass jedes Spiel mittlerweile glaubt, eine Open World haben zu müssen – aber das ist ein anderes Thema.
Eine ehemalige Autorin von uns titelte in ihrem Test zu Pokémon Karmesin und Purpur: Dreister Durchschnitt zum Vollpreis. Und zumindest von meinen Beobachtungen als Außenstehende her kann ich diesen Eindruck bestätigen. Ein klappriges Gerüst aus unfertiger Technik und liebloser Grafik zu Release waren Abschreckung genug für mich. Auch der DLC aus 2023, dem unser Redakteur Jonas nur eine 6 von 10 zugestehen konnte, änderte daran nichts mehr.
Ich spreche selbstverständlich nicht für alle Pokémon-Fans, aber wenn man mich fragen würde, welche Art von Spiel ich gerne als nächstes vorgesetzt bekommen möchte, würde ich sagen: Ein 3D-Game mit fester Kameraperspektive, mehr Details und weniger Knet-Optik, in dem die im Rampenlicht stehenden Kreaturen frei herumlaufen und der Wechsel in eine Kampfszene nahtlos mit einem einzigen Schwenk passiert. Die Welt muss nicht groß sein, in jedem Fall aber engmaschig gefüllt. Es könnte sich auch lohnen, vollkommen auf Risiko zu setzen und sich stellenweise komplett neu zu erfinden. Ist es da, was Pokémon-Legenden: Z-A will?
Pokémon-Legenden: Z-A als Hoffnungsträger
Der nächste Pokémon-Ableger lässt zwar länger auf sich warten als sonst, wurde uns aber zumindest bereits angekündigt. 2025 soll sich wieder was regen, wenn Pokémon-Legenden: Z-A die Bühne betritt. Viel wissen wir über das Projekt bisher noch nicht. Aufgrund des Namens liegen Parallelen zu Pokémon-Legenden: Arceus allerdings nahe. In diesem Teil durften Spieler*innen zum ersten Mal in der Pokémon-Geschichte eine Open World erkunden. Mit dem Wagnis, solch tiefgreifende Veränderungen vorzunehmen, konnte man damals dank des Neuheitseffekts ehrliches Lob einheimsen.
Kein Wunder also, dass Game Freak auf diesen zwischenzeitlichen Erfolg mit Z-A weiter aufbauen möchte. Und zwar anscheinend nicht, indem sie die Formel kopieren, sondern erneut einen Stunt wagen, von dem sie sich positive Aufmerksamkeit erhoffen. Immerhin war die Open World im zweiten Anlauf kein so starkes Argument mehr, wie erhofft. Statt die Spielwelt ein drittes Mal zu öffnen, schlagen die Entwickler*innen nun in eine ganz andere Richtung und beschränken das Erlebnis auf eine einzige Stadt.
Illumina City heißt der Ort des Geschehens. Die befindet sich zur erzählten Zeit im Umbau, hin zu einem Paradies des Zusammenlebens zwischen Menschen und Pokémon. Ja, und das war eigentlich auch schon alles, was für über die Pläne wissen. Vor allem konkrete Gameplay-Vorstellungen bleiben vorerst ein Rätsel.
Ein erster Teaser zeigt bisher nur futuristisch animierte Blaupausen. Selbst daraus lassen sich natürlich endlos viele Prognosen ableiten, die wir schon in einem weiteren Artikel zu Pokémon-Legenden: Z-A besprochen haben. Ich freue mich auf jeden Fall darauf, bald ein frisches Pokémon-Game zu spielen, das hoffentlich die nötige Garzeit hinter sich hat und mit dem neuen Twist positiv überrascht. Was lange wärt, wird schließlich endlich gut – aber wir werden sehen.
Quellen: YouTube / Nintendo DE