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Red Dead Redemption für Monkey Island-Fans – Dieses Oldschool-Adventure ist mein Geheimtipp

Point-and-Click-Adventures sind längst ausgestorben? Denkste! Dieses Wildwest-Cowgirl ist quicklebendig, und kann auch Red Dead Redemption.

Eine Bildmontage zum Point-and-Click-Adventure Rosewater.
© Application Systems Heidelberg / Grundislav Games, @Robbiya - stock.adobe.com, Adobe Photoshop [M]

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Eigentlich ist das goldene Zeitalter der Point-and-Click-Adventures längst abgeklungen. Die Leistungskraft von PC-Hardware nahm in den 90er-Jahren immer mehr Fahrt auf. Zudem die zackige Action eines Quake oder die offene Welt von Super Mario 64 wirkte neben entschleunigten Klick-drauf-und-denke-dir-einen-Wolf-Abenteuern altbacken.

So empfinde ich das in der Rückschau. Davon unbeeindruckt ist das Genre in seiner Nischighaftigkeit längst wieder erstarkt – ein brandaktuelles Vorzeigebeispiel dafür ist Rosewater. Ein Point-and-Click-Vertreter, der Fans von Oldschool-Klassikern wie Monkey Island und Western-Freunden aus dem Red Dead Redemption-Lager gleichermaßen abholen könnte. Ich bin mit der Demo auf Steam losgaloppiert.

Im Galopp von der Postapokalypse in den Wilden Westen

Mein erster Berührungspunkt mit Entwicklungsstudio Grundislav Games schlummert seit Monaten auf meiner Steam-Wunschliste: Das postapokalyptische Adventure Shardlight aus dem Jahre 2016, worin sich eine „junge Frau, die von einer tödlichen Seuche befallen ist, in einer feindlichen Welt nach einem Heilmittel sucht“, so die Beschreibung.

Ein Screenshot aus dem Videospiel Shardlight.
Postapokalypse mal abseits von den Rollenspiel-Fallouts und Survival-Atomfalls dieser Welt: Shardlight von Grundislav Games. Credit: Wadjet Eye Games / Grundislav Games

Über Shardlight gestolpert, bin ich nicht aufgrund der authentischen 90er-Jahre-Pixelei, sondern weil als Publisher Wadjet Eye Games dahintersteckt. Ein nischiges Studio, für das ich wegen der Blackwell-Reihe oder einem The Excavation of Hob’s Barrow nicht genug schwärmen kann. Zwei starke Beispiele für diese kleine Renaissance des Point-and-Click-Adventures, die beide Protagonistinnen ins Rampenlicht rücken – wie auch Rosewater.

Das Oldschoold-Abenteuerspiel lässt euch Harley Leger steuern. Eine Frau des Jahres 1850, die zu Beginn dieser spielbaren Demo im Westlichen Vespuccia ankommt, ihre ersten Schritte in die verschlafene Stadt Rosewater hinein unternimmt – und prompt von zwei Halsabschneidern ausgeraubt wird. Oder eher: Fast ausgeraubt wird. Aber dazu später mehr. Zuallererst: Wer sich durch, egal welches Point-and-Click-Spiel jemals geklickt hat, wird sich fix in Rosewater zurechtfinden. Die Steuerung funktioniert Genre-konform hauptsächlich über die Maus.

Veröffentlichungs-Trailer zu Rosewater:

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Mit einem Linksklick interagiert ihr mit der Spielwelt, oder bewegt Frau Leger zur vom Cursor markierten Stelle. Hingegen per Rechtsklick öffnet ihr das Inventar. Schön: Rosewater verzichtet nicht auf inzwischen unverzichtbare Komfort-Funktionen. Denn via Doppelklick bewegt ihr Leger ratzfatz von einem Schauplatz zum nächsten, über die mittlere Maustaste lasst ihr euch Hotspots anzeigen. Das pixelgenaue Abtasten der Comic-Grafik mit der Cursor-Spitze entfällt also dankenswerterweise. Aber genug Handling, zurück zur Handlung.

Der Mann, der durch das Fenster splitterte

Direkt nach ihrer Ankunft im titelgebenden Rosewater, bekommt es unsere Heldin mit Jem und dessen Bruder zu tun. Während uns Jem in bester Schlangenölverkäufer-Manier zutextet, schleicht sich sein Brüderchen hinterrücks an uns heran, greift nach dem Portemonnaie in unserer Gesäßtasche. Harley Leger aber, die weder auf den Mund gefallen, noch um eine beherzte Handgreiflichkeit verlegen ist, packt den Kleinspurganoven am Handgelenk, verscheucht diesen gescheiterten Taschendieb mit einem „Verzieh dich!“.

Lesetipp: Wildwest-Adventure Rosewater im Universum von Lamplight City angekündigt

Alleine anhand dieser ersten Konfrontation wird Leger scharf gezeichnet. Sie lässt sich mitnichten von Quacksalber Jem einlullen, ist körperlich wehrhaft, verfolgt ein klares Ziel: das Büro der hiesigen Tageszeitung. Dorthin wurde unsere Heldin eingeladen, nachdem eine Schreibprobe Joan Gallagher, die Herausgeberin der Lokalzeitung The Rosewater Post, neugierig gemacht hat. Kurzum: Leger wurde in Aussicht gestellt, sich als Schreiberin für das Blatt zu verdingen.

Trotz schreibender Tätigkeit dürft ihr euch Protagonistin Harley Leger nicht als fragilen F. Scott Fitzgerald missverstehen – eher als charakterlich und körperlich robusten Ernest Hemingway begreifen. Apropos schlagkräftig: ist auch Legers neue, potenzielle Chefin Gallagher, die erstmal einen verhinderten Leserbriefschreiber aus dem Fenster des ersten Stocks hinaus auf die Straße wirft – direkt vor unsere Füße. An dem armen, der Schwerkraft zum Opfer gefallenem Teufel, zeigt sich ein Alleinstellungsmerkmal von Rosewater: Unterschiedliche Lösungswege (die auch ein mehrmaliges Durchspielen reizvoll machen könnten).

Eine Screenshot aus dem Point-and-Click-Adventure Rosewater.
Krach! Und Boom! Und freier Fall! In Rosewater üben Zeitungskritiker den unfreiwilligen Freiflug. Credit: Application Systems Heidelberg / Grundislav Games

Um die unterschiedlich sich verzweigenden Handlungsstränge greifbar zu machen, ein Beispiel: Nachdem der Unglückliche zu Frau Legers Füßen landet, habt ihr verschiedene Handlungsoptionen, abhängig davon, mit welchen Bewohner*innen ihr zuvor das Gespräch gesucht habt. In meinem Fall habe ich brav alle Nichtspielercharaktere abgeklappert, habe zuerst mit dem örtlichen Sheriff geplaudert, danach mit dem Arzt des verschlafenen Städtchens.

Den Mediziner habe ich dann passenderweise im Dialogfenster ausgewählt, als es daran ging zu entscheiden, was mit dem flach aufgeschlagenen Gesellen zu tun sei. Das Ergebnis hiervon: Der Verletzte wird in die Arztpraxis zur Behandlung verfrachtet. Wobei der Umstand, dass der Onkel Doktor mit seinem Patienten beschäftigt ist, mir als Harley Leger die Chance eröffnet, ein jetzt unbeobachtetes Täschchen zu stibitzen. Ihr könnt aber auch selbst gewaltätig werden …

Eine Faust als Eintrittskarte

Anderes Beispiel, gleiches Prinzip: Sozusagen als Bewährungsprobe für euren neuen Job als Schreiberling bei The Rosewater Post, sollt ihr ein Interview mit Jake Ackerman führen – einem Revolverhelden, der in diesem Wilden Westen zu einiger Berühmtheit gelangt ist. Doof nur: Vor dem Gebäude, wo Ackerman vor Publikum eine Bühnenshow gibt, treffen wir einen alten Bekannten. Jem, die verkappte Labertasche von vorhin, verdingt sich für das Gentleman Jake’s als Türsteher, will unsere Harley Leger in irgendwelche halbseidenen Machenschaften verwickeln.

Eine Screenshot aus dem Point-and-Click-Adventure Rosewater.
Verknackt und zugenäht: Nachdem wir dem Türsteher ein Knöchelsandwich serviert haben, geht’s (fast) postwendend ins Kittchen. Credit: Application Systems Heidelberg / Grundislav Games

Anstatt darauf einzugehen, um nach dem Eine-Hand-wäscht-die-andere-Prinzip einen Platz für die große Jake-Ackerman-Show zu erringen, gebe ich Frau Leger diesem Jem einfach – nach gutgemeintem Wort der Warnung, versteht sich – volles Pfund aufs die Kauleiste. Wie ich aus Gameplay-Videos auf YouTube jedoch weiß, wäre auch ein weniger rabiater Lösungsweg gangbar gewesen. Rosewater fächert also einen bunten Blumenstrauß an Handlungsmöglichkeiten auf.

Fazit: Wildwest-Abenteuer als schlagkräftiger Geheimtipp

Falls es aus obigen Absätzen noch nicht hervorgegangen ist: Ich habe jede Minute und Sekunde während meiner knapp einen Stunde Demo-Gameplay genossen. Rosewater schafft den Spagat zwischen nostalgischer Lucas Arts-igkeit und eigener Wildwest-Identität. Trotz der kurzen Spielzeit bin ich überzeugt, dieses Klicki-und-Gehirnschmalz-Game von Grundislav Games zeigt auch im Jahr 2025 noch, was den Siegeszug der Point-and-Click-Adventures einstmals begründet hat.

Nämlich: Eine Schöpfkelle glaubwürdige Charaktere, eine Messerspitze Humor, und Protagonist*innen mit ordentlicher Portion Motivation (die nicht immer lauten muss: „Größter Pirat des Dreiinselreichs werden!“). Dafür stehen auch die „sehr positiven“ Rezensionen auf Steam. Rosewater, ein Oldschool-Adventure für alle, die in eine Wildwest-Odyssee fernab von der Open World eines Red Dead Redemption eintauchen wollen. Apropos: Das erste Red Dead Redemption gibt’s endlich auch für PC – aber wie gut ist die Portierung gelungen?

Quellen: Steam / Grundislav Gamse, Wadjet Eye Games, YouTube / @GrundislavGames, @GAMESPUBYT

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