Mit der Resident Evil-Reihe verbinde ich eine ganze Wagenladung nostalgischer Gefühle. Und dabei bin ich erst bei Resident Evil 5 mit einem Kumpel im Coop-Modus in die Reihe eingestiegen, habe somit den viel besungenen Höhepunkt der Reihe – ich gucke dich an Resident Evil 4! – einfach übersprungen. Irgendwann haben mich die Remakes zu Resident Evil 2 und 3 mit ihrer grafischen Wucht in Tüten dermaßen, nun ja, eingetütet, sodass ich bald herausfinden durfte: Die Neuauflagen haben spielerisch wirklich was auf dem Kerbholz.
Eigentlich unnötig zu erwähnen: Auch mit Jedermann Ethan Winters aus Resident Evil 7: Biohazard und Resident Evil Village bin ich inzwischen vor der Baker-Familie geflüchtet, habe mich vor der geistigen Freddy Krüger-Schwester Lady Dimitrescu weggeduckt. Und Resident Evil 9? Der nächste Survival Horror geht aktuell viral (sorry T-Virus, der musste sein) mit Leaks von der namhaften Fanseite Biohazard Declassified. Dort ist auch die Rede davon, als Spieler*in könne man eine ganze Insel erforschen. Was mich in einen Zwiespalt stürzt.
Resident Evil 9 mit Open World: Gut, schlecht – oder doch irgendwas dazwischen?
Erstmal: Wenn Andy von Biohazard Declassified von einer erforschbaren Insel spricht, deckt sich das mit einem früheren Leak von DuskGolem, der im März dieses Jahres twitterte: „Dragon’s Dogma 2 hat die Funktionalität der RE Engine für Open World-Spiele erweitert. Die anderen beiden Spiele, die auf diese Technik bauen werden, sind Monster Hunter Wild[s] und Resident Evil 9“. Okay, jetzt, wo die (spekulativen) Fakten auf dem Tisch liegen, nun die Schlüsselfrage: Wäre eine offene Spielewelt für das Resident Evil-Franchise der richtige, nächste Schritt, oder wird Capcom bei einer Open World Resi 6-mäßig gegen die Wand fahren?
Nicht auszuschließen natürlich ist ein drittes Szenario, bei der eine größer angelegte, frei erforschbare Spielewelt im Resi-Kosmos in einer qualitativen Grauzone verharrt. Loten wir mal das Potenzial aus. Nehmen wir für den Moment an, die jüngsten Gerüchte bewahrheiten sich, wir steuern als Jill Valentine und Leon S. Kennedy durch ein Horror-Szenario. Eine frei erkundbare Insel entblättert sich vor unseren Augen – wir überblicken ein von Nebel verhangenes Eiland.
Dort droben sticht ein verlassenes Krankenhaus hervor, da hinten dringt irgendwie unheilvolles Heulen aus einer leerstehenden Fabrik und zwischen allem wuchert ein wenig einladend wirkender Wald. Wir öffnen unser Missions-Logbuch, haben dort kleinere und größere Aufgaben gelistet, zu denen wir aufbrechen könnten. Wobei wohlüberlegt sein will, ob wir dem Treiben der Ganados-artigen Kreaturen in der Fabrik nachgehen wollen – unser Munitionsvorrat ist immerhin mehr als knapp bemessen.
Wie ich mir eine Open World in Resi 9 wünsche … und so bitte nicht
Anders gesagt: Diese, für Resident Evil so typische Situation, bei der man innehält, um – immer mit Bedacht auf das Item-Management – das weitere Vorgehen zu planen, könnte dank einer offenen Spielewelt nochmal spannend potenziert werden. Vielleicht. Vielleicht bin ich aber auch zu sehr vom Wunsch beeinflusst, ein Resident Evil 9 solle doch bitte den Gameplay-Fokus auf Survival Horror setzen – und nicht auf Action, wie etwa bei Resident Evil 4 oder 5.
Das oben beschriebene Szenario, bei dem sich die gespenstische Atmosphäre bis zur Unerträglichkeit verdichtet, die Immersion in die Welt der zwielichtigen Umbrella-Corporation und fiesen Megamyceten auf ein neues Level gehoben wird, stelle ich mir großartig vor. Demgegenüber als absolutes Katastrophen-Szenario male ich mir eine offene Spielwelt aus, bei der mir alle naselang ein Zombie auf die Schultern springt.
Ich stelle mir einen ständig hektischen Gameplay-Loop vor, der sich für mich – da ich allmählich sich heranschleichenden Horror schätze – irgendwie nach Leerlauf anfühlen würde. Sicher, auch ein Resi 9, bei dem wir Kilometer um Kilometer einer Insel durchpflügen, pausenlos Zombieartige, Licker und andere Biomutanten-Gesocks wegbürsten, wird seine Fans finden. Ich möchte dann aber bitte mit dem nächsten Boot die Insel verlassen.
Wer sich die aktuelle Gerüchteküche zu Resident Evil 9 nochmal aufwärmen möchte: Dieses rund siebenminütige YouTube-Video fasst den aktuellen Leak nochmal zusammen.
Erstmal abwarten und Tee trinken (oder Gehirne mampfen)
Womöglich wird der neunte Teil aber auch alles mehrwertig miteinander verheiraten: Survival Horror, knackige Action und eine sperrangelweit offenstehende Insel-Welt. Denn im Kern gehört das freie Erforschen eines Schauplatzes zu Resident Evils DNA, wie Nukleotiden zu der unsrigen (ja, ich habe in Biologie aufgepasst!). Zum Beispiel: Bei Resident Evil 2 durchwanderten wir halt die Polizeistation und im Original die Spencer Mansion.
Und, ja, seither hat die Reihe ihre geografischen Fokus immer weiter geöffnet – von Raccoon City in Resi 3, bis hin den weltumspannenden Schauplätzen in Resi 6. Und Village war ja schon im Kleinen offen begehbar. Oh, apropos Resident Evil 6. Dass Teil 9 ein Fehltritt wird, wie einstmals Teil 6, hoffe ich nicht (auch, wenn sich eine Ziffer 6 leicht zu einer 9 umschubsen lässt). Aber Schwarzmalerei beiseite. Lieber zeichne ich ein Resident Evil 9 – Open World hin, offene Spielwelt her –, dass mehr Survival Horror als Action-Ballerei wird.
Abschließend bemerkt: Um euch die Wartezeit auf ein Resident Evil 9 zu verkürzen, solltet ihr einen Blick (und Klick) auf Steam zu Heartworm riskieren.
Quellen: Twitter / @Dusk Golem, @ResiEvilCentral, YouTube / @Residence of Evil