Nachdem wir uns in Kingdom Come: Deliverance mitten im Auftakt zu Heinrichs nächstem großen Abenteuer von ihm trennen mussten, wird es demnächst endlich Zeit, die gemeinsame Reise im zweiten Teil fortzusetzen.
In was für eine Situation wir dabei hineingeraten und welche Gameplay-Neuerungen sich bereits in den ersten Stunden abzeichnen, durfte ich prüfen und habe aus den entstandenen Eindrücken eine Vorschau für euch gebastelt.
Kingdom Come: Deliverance 2 nimmt schnell Fahrt auf
Als ich Kingdom Come: Deliverance 2 für die Preview-Möglichkeit hochfahre, ist das tatsächlich nicht mein erster spielerischer Berührungspunkt mit dem Titel. Bereits im August 2024 verbrachte ich im Rahmen der gamescom eine knappe halbe Stunde zwischen mittelalterlichen Häusern, beschäftigt mit einer ausgewählten Mission.
Diesmal starte ich allerdings ab Minute eins, und zwar in ein unerwartetes sowie actionreiches Szenario. Darin kann ich direkt Hand an eine neue Waffe anlegen: die Armbrust. Mit diesem Ablauf hätte ich nicht gerechnet, finde es aber ziemlich genial, sofort ins Geschehen geworfen zu werden und eine glänzende Neuerung in Einsatz zu bringen.
Es ist zwar ein wenig einschüchternd, ohne großes Vorgeplänkel im Kampf zu landen, aber genau das macht den Reiz an diesem Einstieg aus. Die Bedrohung wirkt übermächtig und es bleibt keine Zeit, um mit der Armbrust in einer ruhigen Übungsstunde warmzuwerden.
Doch die Sorge schwindet schnell, sobald ich merke, wie angenehm die Handhabung ist. Ganz schön clever von Warhorse, frische Gameplay-Optionen vor meiner Nase baumeln zu lassen und dabei gleichzeitig mein Selbstbewusstsein aufzupäppeln, bevor es richtig losgeht. Mich habt ihr am Haken.
Ein weiteres Mal in der Haut von Heinrich
Nach diesem plötzlichen, aber erfrischenden Sprung ins kalte Wasser finde ich mich dort wieder, wo ich mich ursprünglich zu Beginn von Kingdom Come Deliverance 2 vermutet hatte: zu Pferde und neben meinem aller bestesten Freund und Herren Hans Capon. Wer sich an das Ende des Vorgängers erinnert, weiß, dass er einen wichtigen Brief an Otto von Bergow überbringen muss. In der Rolle von Heinrich von Skalitz begleite ich ihn auf dieser Mission, an unserer Seite ein Gefolge treuer Männer.
Ein paar Dialogzeilen helfen mir dabei, mich gedanklich wieder in Heinrich hineinzuversetzen und mir die Lage der Truppe vor Augen zu führen. Trosky ist nun nicht mehr weit, die Übergabe des Briefes bereitet Capon keine Sorge und sobald diese Aufgabe bewältigt ist, wollen wir ordentlich die Sau rauslassen. Nun ja, ganz ohne angespanntes Aufeinandertreffen verläuft unser Weg natürlich nicht. Aber das stellt keine Herausforderung für den mittlerweile gestandenen Ritter Heinrich dar.
Wie im ersten Teil passe ich mit ein paar Entscheidungen meine Startwerte nach meinem präferierten Spielstil an und merke dabei, dass hier in Bezug auf meine Überzeugungskräfte ein paar mehr Feinheiten dazu kommen. Statt den ursprünglichen drei Skills gibt es jetzt sechs Stück: Redekunst, Charisma, Auftreten, Nötigen, Einschüchtern und Dominieren.
Jeder davon interagiert unterschiedlich mit den selbst geschaffenen Gegebenheiten. Einschüchtern zum Beispiel klappt deutlich besser, wenn ich mit Blut und Dreck überzogen bin, einen schlechten Ruf habe und mit einer eindrucksvollen Waffe unterwegs bin.
Kampf mit weniger Krampf
Sobald wir unser Lager aufgeschlagen haben, kehrt zwischendurch etwas Ruhe ein und ich kann langsam beziehungsweise erstmal in sehr eingeschränktem Umfang zum gewohnten Ablauf des Gameplays übergehen. Heißt: Mich bewegen, mit meinen Mitmenschen interagieren und Quests annehmen.
Auch meinen ersten Übungsschwertkampf schlage ich zu dieser Zeit, und nach dem Armbrust-Erfolgserlebnis folgt hier schon der nächste Boost für meine Zuversicht. Ich schätze es wirklich sehr, dass Warhorse sich nicht davon hat abbringen lässt, die Kämpfe komplex zu gestalten und trotzdem das Feedback vieler frustrierter oder gar abgeschreckter Spieler*innen wahrgenommen hat. Der Wegfall der beiden unteren Angriffsrichtungen ergibt einfach total Sinn, vor allem, sobald ich dessen Auswirkungen direkt zu spüren bekomme.
Nicht nur, dass es sehr viel leichter ist, meine Handlungsoptionen im Blick zu behalten; ich schaffe es auch endlich vernünftig zu blocken, ohne mir die Finger zu verrenken. Wo vorher Schläge von links oder rechts unten angezeigt wurden, ist jetzt ein vereintes Symbol für Stiche verortet und dafür kann ich die rechte Maustaste bequem zum Blocken verwenden. So richtig auf Herz und Nieren testen konnte ich dieses neue System zwar nicht, aber bisher empfand ich es als große Bereicherung. Schwer zu sagen bloß, wie das jemand wahrnimmt, der nicht den Vergleich zu KCD 1 zur Hand hat.
Eine Reise voller Wendungen
Die Stimmung am Feuerplatz zwischen unseren Zelten ist ausgelassen, während ich wieder mal kreativ in die Story eingeflochtene Lerneinheiten wie etwa eine Runde Würfelspiel absolviere oder an den Umgang mit meinem Hund Köter herangeführt werde. Aber die gute Laune und ausgelassenen Gespräche sind nicht von langer Dauer.
Capon, der nicht gerade als der besonnenste Blaublüter bekannt ist, hat Frauen in seiner Nähe lokalisiert und muss sofort die Verfolgung aufnehmen. Badegerecht gekleidet streift er dafür mit Heinrich zusammen durchs Schilf, bis sie hinter sich plötzlich Kampflaute vernehmen – ein Überfall. Die versuchte Spannerei rettet den beiden durch den gewonnenen Abstand das Leben, ganz unversehrt können sie allerdings nicht entkommen. Zu ihrem Glück bietet ihnen das Terrain des umliegenden Felslandes genügend Schutz auf ihrer anschließenden Flucht, zumindest bis sie erneut angegriffen werden und Heinrich im Gefecht von einer Klippe stürzt.
Bedeckt mit den blutigen Lumpen besiegter Banditen zerren sich Heinrich und Capon in der Dunkelheit durch einen unbekannten Wald. Unser Protagonist muss sich stützen lassen, der Fall ist nicht spurlos an ihm vorbeigegangen. Auch sein Geist ist nicht mehr ganz klar, um sich herum sieht er Skalitz und durchlebt erneut die traumatischen Erlebnisse jenes schicksalhaften Tages, an dem seine Eltern ermordet wurden. Erst die Ankunft der beiden Männer bei Kräuterfrau Bozena gewährt ihnen, sich vernünftig zu erholen.
Was im weiteren Verlauf passiert, demonstriert Warhorse auf seinem YouTube-Kanal in folgendem Video ab Minute 5:36.
In dieser Sequenz zeigt sich, wie Warhorse das Problem gelöst hat, einen zum Ende von Kingdom Come: Deliverance sehr starken Heinrich wieder auf ein Niveau zu bekommen, ab dem zufriedenstellende Levelaufstiege und Fähigkeitensteigerungen möglich sind, ohne ihn kontextlos auf Werkszustand zurückzusetzen. Seine Verletzungen sorgen dafür, dass er einige Stufen und Skillpunkte verliert und diese daher erst neu aufbauen muss.
Eine treue Fortsetzung von Kingdom Come: Deliverance
Einer Reihe weiterer unglücklicher Verkettungen von Ereignissen trennt mich schließlich von Hans Capon. Ab da steht mir die Freiheit der Open World vollumfänglich offen und die nutze ich natürlich sofort, um mir reichlich Nebenquests aufzuladen.
Während ich also die neue Karte bereise und mich mit den Worten und Taten von Freund und Feind auseinandersetze, verstärkt sich meine Vermutung, dass KCD 2 sich sehr eng an die Vorlagen des Vorgängers hält. Für mich sowohl erwartbar als auch in vielen Punkten erfreulich, für eine ausführlichere Einschätzung muss ich aber zuerst mehr Spielzeit ansammeln.
Trotzdem fallen schon jetzt an einigen Stellen feinmaschige Änderungen ins Auge, wie:
- mehrere Outfits für unterschiedliche Anlässe speicherbar
- wählbare Twists beim Würfelspiel
- Neue Möglichkeiten zur Rufverbesserung
- spontane Dialoge ohne Szenenwechsel
- Büsche sind keine undurchdringbaren Hindernisse mehr
Aber auch bedeutendere Neuerungen finden ihren Weg ins virtuelle Böhmen, beispielsweise ein Feature, das Fans sich bereits seit geräumer Zeit für das RPG wünschen…
Heinrich, der von seinem Ziehvater das Schmieden gelernt hat, kann sein Handwerk nun endlich zum Einsatz bringen, um mit Amboss und Esche eigene Kreationen zu erschaffen. Es werden Rezepte und Materialien benötigt, um in einer Art Minispiel Werkzeuge und Waffen herzustellen.
Kingdom Come: Deliverance 2 zeigt sich vielversprechend
Wie ich es von Kingdom Come: Deliverance gewohnt bin, gibt es natürlich wieder reichlich Cutscenes zu bewundern. Die sehen jedoch deutlich dynamischer und schicker aus, denn grafisch hat sich einiges getan. Zum Beispiel erscheinen die Charaktere viel detailreicher und individueller.
Auch die generelle szenische Umsetzung mit Einstellungen, virtuellen Kamerafahrten etc. macht richtig was her – könnte so fast auf der großen Leinwand laufen. Ähnliches gilt für den Inhalt des Erzählten: In kürzester Zeit durchlebe ich allerlei Emotionen, lache, zittere und werde dabei von der hochgehaltenen Immersion nur so aufgesaugt.
Mein Eindruck bisher lässt mich glauben, dass Warhorse richtig abliefert, sollte der Rest meiner Spielzeit den angedeuteten Kurs beibehalten. Es lohnt sich auf jeden Fall, den Titel weiter unter Beobachtung zu halten, wenn ihr Fans von Heinrich seid oder selbst, wenn ihr noch nicht das Vergnügen hattet, ihn kennenzulernen – seine Vorgeschichte wird zumindest im Intro häufig referenziert und auch die politische Situation der Spielwelt ist schnell und einfach zu greifen.
Jetzt heißt es also nur noch den Release am 4. Februar 2025 abwarten. Falls ihr euch vorab schon mal einen Überblick über Preise, Editionen und eventuelle Vorbestellungen verschaffen wollt, findet ihr bei uns eine Zusammenfassung der wichtigsten Informationen rund um die Veröffentlichung von Kingdom Come: Deliverance 2.
Quellen: YouTube /Warhorse Studios