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Angespielt: Neva ist ein bildgewaltiges, emotionales Abenteuer für Fans von Prinzessin Mononoke & The Last Guardian

Ein paar Minuten haben genügt und ich hatte mich in Neva verliebt. Die Demo liefert schon jetzt gute Argumente für den Titel des schönsten Spiel des Jahres.

Screenshot aus dem Indie-Spiel Neva. Zu sehen ist die Protagonistin Alba und ein riesiger Wolf mit Geweih.
© Devolver Digital / Nomada Studio

Freitag Nachmittag: Der Feierabend rückt immer näher, eigentlich steht nicht mehr so viel auf dem Plan. Aus dem Nichts landet aber doch noch unverhofft eine langersehnte E-Mail im Postfach: Der Demo-Code zu Neva ist endlich angekommen – das bevorstehende Wochenende wurde schlagartig noch besser.

Falls ihr euch jetzt fragt, was Neva ist, hier die Kurzerklärung: Es ist das neue Spiel des aus Barcelona stammenden Nomada Studio. Das kleine Team hat 2018 das optisch wundervolle, erzählerisch emotionale Indie-Spiel Gris veröffentlicht. Sechs Jahre später sind die Entwickler*innen zurück mit Neva, welches visuell seinem indirekten Vorgänger in nichts nachsteht. Das durfte ich bereits mit Augen und Herz beim Anspielen auf dem Steam Deck feststellen.

Neva: Ein Hauch von The Last Guardian

Neva erzählt die Geschichte von der jungen Frau Alba, die zu Beginn ein traumatisches Ereignis am eigenen Leib erfährt: Eine dunkle Entität ergreift die Natur und tötet ihren Begleiter, ein überdurchschnittlich großes Wolfswesen. Übrig bleibt nur meine Protagonistin und ein kleines Wolfsjunges – und der Vorhang öffnet sich für das ungleiche Paar. Zusammen müssen sie nun durch eine Welt reisen, die nach und nach um sie herum von der antagonistischen Masse verschlungen wird.

Doch es nicht nur die allgegenwärtige Gefahr, die in Nevas Erzählung eine prominente Rolle spielt. Im Mittelpunkt steht vor allem die Beziehung zwischen Alba und dem zu Beginn noch jungen Wolf. Für ihn ist vieles neu und unbekannt: Schmetterlinge, hochgewachsene Pflanzen, verschiedene Früchte. Über weit Abgründe springen ist ein Hindernis, welches erst genommen werden muss. Wehren kann er sich kaum. Riesige Felder laden zum Rennen ein, Feinde zum jammern und jaulen.

In der rund einstündigen Demo erinnert mich Neva ein gutes Stück an The Last Guardian, das dritte Projekt von Fumito Ueda und genDesign. In dem 2016 veröffentlichten Action-Adventure spielte man einen Jungen, der zusammen mit dem riesigen Greifwesen Trico so einiges erlebt. Zwischen den beiden entwickelt sich im Laufe der Handlung eine tiefe und innige Freundschaft, die aber insbesondere zu Beginn noch auf sehr wackeligen Füßen steht. Trico gehorcht nicht immer auf die Befehle, hat seinen eigenen Kopf und ist vom Instinkt getrieben.

Auch in Neva ist das bereits spürbar. Nicht immer reagiert mein Begleiter sofort, wenn ich ihn rufe oder er lässt sich leicht von etwas ablenken. Andererseits braucht er nach einem vermasselten Sprung Ermutigung und eine sanftes Streicheln, wenn er es mit Müh und Not geschafft hat. Ganz so lebensecht wie Trico, sofern man davon bei Fantasy-Wesen sprechen darf, gibt sich der kleine Wolf in dem von mir gespielten Ausschnitt allerdings noch nicht.

Eine Augenweide – auf Monitor & Steam Deck

Spielerisch bietet Neva in der Demo derweil nicht allzu viel. Nach Gris war das soweit auch schon zu erwarten, dennoch gehen die Nomada Studio etwas weiter. So darf nun auch gekämpft werden: Mit einem Schwert duelliere ich mich alle paar Nase lang gegen ein paar der dunklen glibberartigen Wesen. Am Ende wartet sogar ein Bosskampf auf mich, bei dem rechtzeitiges Ausweichen wichtig ist. Werde ich zu oft getroffen, geht es vom letzten Checkpoint aus weiter. Die sind glücklicherweise fair verteilt und der generelle Schwierigkeitsgrad nicht allzu hoch.

Wie sich das Ganze noch entwickelt, darüber kann ich anhand der Demo noch keine Aussage treffen. Klar ist, dass Neva das Rad nicht neu erfindet oder sich besonders kreativ beim Thema Spielmechaniken gibt. Aber alles funktioniert und flutscht schon mal. Ein gutes Zeichen.

Die größte Stärke ist aber erneut der Artstyle, der in der Demo sowohl auf einem 1440p-Monitor als auch auf dem Steam Deck OLED wunderbar zur Geltung kommt. Der erneut vom spanischen Künstler Conrad Roset in Szene gesetzte Aquarell-Look ist ein absoluter Hingucker, so, dass man quasi in jeder Szene problemlos die Screenshot-Taste drücken könnte und man hätte sofort ein neues Hintergrundbild. Die Farben kommen selbst auf dem kleinen Display richtig gut zur Geltung und haben mich wiederholt mehrere Sekunden einfach nur auf den Bildschirm starren lassen.

Schon nach den ersten paar Minuten war ich in diese Welt verliebt. Wollte sie auf jeden Fall vor der alles verschlingenden Masse beschützen, damit sowohl Bäume, Gräser, Blumen als auch Tiere überleben können. Immer wieder nutzen die Entwickler*innen sanfte Kamerafahrten, um diese Schönheit in Szene zu setzen. Oder untermalen besonders faszinierende Momente mit ruhigen, bedrohlichen oder melancholischen Klängen, deren Erlebnis sich kaum in Worte fassen lässt.

Ob Neva die Beziehung zwischen Alba und dem jungen Wolf bis zum Schluss spannend halten kann oder dem Titel irgendwann die Luft ausgeht, das weiß ich noch nicht. Nach der Demo bin ich aber überzeugt davon, dass es zumindest rein künstlerisch erneut ein Genuss für die Augen und Ohren wird. Nur wann? Das ist noch offen: Laut Publisher Devolver Digital soll es noch 2024 für PC, PS5, Xbox Series X|S und Nintendo Switch soweit sein.

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