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Alien: Isolation (Action-Adventure) – Vom Jäger zum Gejagten

Zuletzt stand das Alien-Universum unter keinem guten Stern: Zuerst stampfte Sega das fast fertige Rollenspiel von Obsidian ein. Danach folgte das Debakel rund um Aliens: Colonial Marines. Selbst Alien-Regisseur und Altmeister Ridley Scott kam mit seiner Vorgeschichte Prometheus und Alien: Covenant gewaltig ins Straucheln. Nur Creative Assembly hat es geschafft, mit Alien: Isolation nicht nur das Horror-Flair des Filmklassikers einzufangen, sondern auch das verlorene Vertrauen in die Marke zu erneuern. Ob das auch auf Switch so bleibt, erfahrt ihr im Test.

© Creative Assembly / SEGA / Koch Media

Das unheimliche Wesen

Einen Vorwurf kann und will ich den Entwicklern deshalb nicht machen: Klar, auch ich hätte meinen Controller in manchen Situationen gerne an die Wand gepfeffert oder mir doch wieder eine Pulse Rifle gewünscht. Aber man muss einfach anerkennen, dass Creative Assembly für Isolation das tödliche und unberechenbare Wesen des Aliens so gut eingefangen hat wie kein anderes Spiel zu vor. Endlich strahlt nur ein Exemplar der Spezies eine beängstigende Gefahr aus anstatt zusammen mit seinen Geschwistern nur als Kanonenfutter herhalten zu müssen. Die Charakterzüge der Kreatur, ihr Antrieb zum Töten und die brachiale, animalische Gewalt kommen im Spiel hervorragend zur Geltung. Und der Frust gehört in diesem Fall dazu. Mit automatischen Checkpunkten, festen KI-Skripts und hundertprozentig sicheren Schutzräumen wäre Alien: Isolation ein völlig anderes Spiel – ein Spiel, das deutlich weniger Spannung und Nervenkitzel ausstrahlen würde!

Die Weiten des Alls – und die Längen der Sevastopol


Ja: Alien: Isolation macht der Bezeichnung Survival-Horror und dem filmischen Vorbild alle Ehre! Eine Auszeichnung, zu der auch die fesselnde Klangkulisse mit ihrem gelungenen Soundtrack und den mitunter Mark erschütternden Effekten sowie der hohe Dynamikumfang bei der Abmischung beitragen. Auch die Sprecher leisten bis auf wenige Aussetzer eine tolle Arbeit, wobei ich die englische Tonspur bevorzugen würde. Trotz der vielen positiven Eindrücke bremsen einige Kritikpunkte die ganz große Euphorie. Da wäre z.B. der Umfang der Kampagne: Klar, im Zweifel hofft man, möglichst viel Zeit mit dem Spiel verbringen zu dürfen. Aber 15 oder mehr Stunden Dauerstress? Das ist selbst mir ein bisschen zu viel, zumal die durchschnittliche Story kaum zum Weiterspielen animiert, die Missionen zu sehr nach Schema F gestrickt sind, künstlich gestreckt werden und auch häufig die Rückkehr zu bereits bekannten Schauplätzen erfordern. Zwar bekommt man durch das Finden von weiterem Equipment wie einem Ionen- und Plasmaschneider Zugang zu neuen Bereichen, doch unterscheiden sich die einzelnen Gebiete innerhalb der Station generell nicht so stark voneinander, wie es z.B. bei Dead Space der Fall war. Und so sehr das Artdesign auch überzeugt: Irgendwann hat man sich an all den ähnlichen Korridoren und Räumen satt gesehen und wünscht sich den Abschluss regelrecht herbei. Erst gegen Ende des zweiten Drittels kommt mit einer spielbaren Rückblende ein Ortswechsel, der in dieser Phase auch dringend nötig erschien. Da in der Switch-Umsetzung bereits alle Download-Erweiterungen enthalten sind, gibt es hier nicht nur den Überlebens-Modus mit allen Karten und Online-Ranglisten, sondern auch die beiden DLCs „Besatzung ersetzbar“ und „Letzte Überlebende“, wo man u.a. mit Sigourney Weaver als Ripley an Bord der Nostromo zurückkehrt.

Stress als Hacker

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Waffen wie der Flammenwerfer sorgen vielleicht für eine kurze Verschnaufpause, aber eine direkte Konfrontation mit der Kreatur kann man nur verlieren. © 4P/Screenshot

Die Hacking-Mechanismen haben mir trotz des repetitiven Einsatzes dagegen gut gefallen – vor allem, wenn man nicht nur bei einem knappen Countdown die richtigen Symbole eingeben muss, sondern auch Gegner in der Nähe für zusätzliche Hektik sorgen. Auch die Neuverkabelung an Stromkästen ist eine willkommene Möglichkeit, auf Situationen zu reagieren: So darf man die Schaltkreise zu seinen Gunsten verändern, indem man z.B. das Licht ausschaltet oder Räume durch Einstellungen an der Luftreinigung in einen dichten Nebeldunst taucht, in dem man schwerer entdeckt wird. Die automatische Kartenfunktion, deren verdeckte Bereiche man auch durch Fundstücke vorzeitig freilegen kann, erweist sich ebenfalls als Bereicherung, auch wenn das Aufrufen im Handheld-Betrieb durch die unglückliche Platzierung der Minus-Taste etwas umständlich wirkt: Hier werden u.a. die besagten Stromkästen, Speicherpunkte, aktuelle Missionsziele sowie andere interessante Stellen markiert. Dazu zählen auch die Computer-Terminals, die mit gespeicherten Texten und Audio-Logs vornehmlich die Hintergrundgeschichte beleuchten sollen, aber auch die eine oder andere Aktion aktivieren.

Technisch exzellente Umsetzung

Die anfänglichen Technik-Probleme wie das Tearing auf 360 und PS3 oder die ruckelnden Zwischensequenzen gibt es auf Switch zum Glück nicht mehr. Feral Interactive hat fantastische Arbeit geliefert und eine exzellente Umsetzung abgeliefert, die sowohl im Handheld-Betrieb als auch beim Spielen am TV einen hervorragenden Eindruck hinterlässt. Die Qualität hat allerdings ihren Preis: Während man Alien: Isolation auf anderen Plattformen schon seit Jahren als Schnäppchenangebot erhält oder in Abo-Bibliotheken vorfindet, muss man auf Switch für das mehr als fünf Jahre alte Spiel stolze 35 Euro zahlen.

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