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All Points Bulletin (Shooter) – All Points Bulletin

Der Mann war schon da, als Grand Theft Auto erfunden wurde. Er war dabei, als mit GTA 3 die moderne offene Welt erschaffen wurde. Als daraus später realistische Städte wuchsen, entwickelte er mit Crackdown den Gegenentwurf einer maßlos überzeichneten Spielwiese. Und heute? Heute macht David Jones den nächsten logischen Schritt: Er führt das Prinzip Sandkasten als Onlinewelt ein. APB will der Shooter einer neuen Generation sein. Doch vielleicht hat Jones den langen Weg dahin überschätzt…

© Realtime Worlds / Electronic Arts

Als Onlinespiel APB läuft erfreulich fehlerfrei. Es überspringt zwar mal die Animation beim Einstieg in einen Wagen, ein andermal will das Einsteigen trotz richtig gedrückter Taste partout nicht gelingen und später überschneidet sich ein Fußgänger mit der Ladefläche eines Pick-Ups. Große Käfer sind mir aber nicht begegnet. Schwerer wiegt die Tatsache, dass die Genauigkeit beim Zielen und Fahren sehr empfindlich auf das Lag der Internetverbindung reagiert. So kann man selbst mit einer flinken Leitung nicht immer sicher sein, dass die Steuerung unmittelbar auf eine Eingabe reagiert. Erwischt man einen schlechten Abend, schlägt sich das schon

Einmalige Charakterköpfe: Die Editoren für Figuren, Autos, Symbole und Tätowierungen setzen Maßstäbe.

mal in starkem Stottern nieder. Ich halte es unter heutigen Bedingungen deshalb für gewagt, schnelle Action, in der es vor allem auf Präzision ankommt, so stark von äußeren Faktoren abhängig zu machen. Ist die Technik denn wirklich schon ausgereift für einen Online-Shooter mit mehreren Dutzend Spielern? Kommt David Jones‘ Vorstoß vielleicht zu früh? Das aufs Allernötigste reduzierte Spiel lässt das jedenfalls vermuten.

Du bist schön!

Und auch bei der für einen Shooter wichtigen audiovisuellen Inszenierung spürt man, dass ein Onlinespiel schnell an seine Grenzen stößt: APB erreicht beim Detailreichtum in etwa die Klasse eines GTA: San Andreas, verlangt aber einen schnellen Rechner… Die zwei Stadtgebiete – Innenstadt und Hafenviertel – in denen sich das gesamte Geschehen abspielt, bieten zudem weder innerhalb ihrer eigenen Grenzen noch untereinander echte Abwechslung. Im Grunde sieht San Paro fast überall gleich aus. Akustisch fehlt den Gefechten auch die Wucht eines echten Actionkrachers.

Die Ausnahme sind Spielerfiguren und Fahrzeuge, denn mit beiden setzt Realtime Worlds Maßstäbe im Online-Bereich. Das hat seinen Grund, denn dem Erstellen und Anpassen des Charakters und seiner Vehikel messen die Entwickler eine große Bedeutung zu. Ihre Editoren zum Anziehen, Lackieren und Gestalten von Symbolen oder Tätowierungen sind jedenfalls mit Abstand die besten ihrer Art! Man schneidet, rückt und zerrt buchstäblich im Handumdrehen Formen zu einem coolen Logo zurecht und kann sich mit der Kreation entweder selbst repräsentieren oder sie im Auktionshaus versteigern. Abgesehen von Waffen und Munition deckt man sich übrigens im »Sozialen Distrikt« ein. Der Name täuscht aber, denn auf dem kleinen Marktplatz stehen zwar zahlreiche Spieler vor Verkaufsautomaten – mehr als Einkauf findet jedoch nicht statt. Doch wer will schon reden oder gar Minispiele, vielleicht Skat oder Poker, spielen, wenn er in prall gefüllten Regalen wühlen darf…

Barbies Baukasten

Mit jedem Stufenaufstieg erweitern sich dabei die Regale. Mit in Aufträgen verdienten Dollars werden die Artikel bezahlt. Wer will, darf selbstverständlich auch echtes Geld in die Personalisierung stecken. Dafür müssen so genannte RTW-Punkte gekauft werden, die man dann im Spiel ausgeben kann – alles Weitere dazu auf der offiziellen Webseite. Der Stufenaufstieg erfolgt dabei nicht allein durch das stete Erledigen von Missionen, sondern ist auch von den Auftraggebern abhängig. Missionen erhält man zwar, ohne mit den Kontakten zu sprechen, die Bindung an eine Kontaktperson entscheidet aber,

Dem eigentlichen Spiel gelingt das leider nicht: APB besteht aus dem Abklappern eintöniger Missionstypen.

welche Beziehungen man steigert. Dieses Verhältnis zu bestimmten Kontakten und Gruppen von Kontakten ist das Gegenstück zum globalen Stufenaufstieg in Online-Rollenspielen und entscheidet über die Verfügbarkeit von Waffen, Kleidern, Accessoires und Fahrzeugen. Zusätzlich erhält man besondere Fähigkeiten wie eine höhere Zielgenauigkeit, eine bessere Widerstandskraft oder das flottere Ausführen von Aktionen.

Zurück in die Umkleidekabine: Beim Anlegen der neuen Kleider trumpft APB deshalb auf, weil man bestimmte Kleidungsstücke übereinander anziehen darf. So kann man durchaus darüber grübeln, welcher Pullover zum T-Shirt passt. Bestimmte Teile lassen sich auch in beliebiger Reihenfolge übereinander ziehen. Das hier ist die Boys‘ Edition von Barbies Laufsteg-Studio – jetzt gebt es schon zu! Und wenn auch nur, damit ich nicht alleine dastehe… Wer will, bindet zudem seine Musiksammlung im Spiel ein und sollte ein anderer Spieler denselben Song besitzen, wird er z.B. hören, wie dieser aus den Boxen eines vorbeifahrenden Wagens brummt. Nein, das Problem ist nicht der umfangreiche Baukasten. Das Problem ist, dass man so wenig mit dem so erstellten zweiten Ich anstellt. So gut sich APB im Sozialen Viertel anfühlt, so ernüchternd ist es in den zwei anderen Distrikten: Man fährt und rennt und stirbt und fährt und schießt und drückt einen Knopf und… und wartet darauf, dass David Jones mit seinem nächsten Spiel endlich wieder etwas Neues schafft.     

  1. Dann warst du auf dem falschen Server. Als ich damals gespielt habe, bin ich auf einige deutsche getroffen. Aber GamersFirst sind ein Drecksladen. 20€ für einen SUV. Das wars für mich. Die Gebiete sind auch nicht wirklich groß. Gerade Financial. Und ich hab richtig gemerkt, das der Social District eigentlich aus einem anderen Spiel stammt.

  2. Ist zwar schon etwas älter, aber nachdem ich jetzt ein paar Tage auf APB Reloaded rumgesprungen bin...
    Die Individualisierungsmöglichkeiten sind einfach unbeschreiblich, das stimmt schon.
    Eine Weile macht das Spiel auch Spaß, aber dann wiederholt sich alles nur noch permanent.
    Headset kann man sich auch sparen, zu 90% sind nur Russen und Türken ingame und das so ziemlich rund um die Uhr.
    Das macht Aktivitäten außerhalb des Missionen-Grinds leider relativ unmöglich, weil fast immer von der "Russenmafia" abgefarmt wird.
    Alles in Allem eine tolle Idee, aber recht sparsam umgesetzt und mit Deutsch- oder Englischkenntnissen kommt man leider nicht weit.
    Geld bekommen die Jungs von mir dafür jedenfalls nicht, da müssen sie sich mit Rubel begnügen, die EU-Server sind jedenfalls RUS-Server.

  3. APB ist zumindest ein anspielen mehr als wert. hab zwar jetzt länger nicht mehr gespielt, hab aber gehört dass es jetzt eine größere ban-welle gegeben hat und sich die cheater situation normalisiert hat. macht echt bock, jedenfalls ein mutiges projekt, fehler muss man dem spiel insofern auch nachsehen wie zb die balance in sachen missiondesign

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