Und Yasuke?
Bislang habe ich nur von Naoe gesprochen und das hat einen simplen Grund: Sie ist nüchtern betrachtet die wahre Protagonistin von Assassin’s Creed Shadows. Das macht sich vor allem am Anfang stark bemerkbar, denn in den ersten zehn bis 15 Spielstunden bin ich nur mit ihr unterwegs. Nobunagas groß gewachsener Samurai nimmt erst einmal auf der Ersatzbank Platz.
Wie sich Naoe und Yasuke, die mir beide grundsätzlich sympathisch sind, letzendlich treffen, möchte ich aus Spoilergründen an dieser Stelle nicht verraten, aber ihre erste Zusammenkunft legt die größten Schwächen der Erzählung offen. Viele Beziehungen entwickeln sich unfassbar rasant. Obwohl Yasuke unter der Hand von Nobunaga am vernichtenden Angriff auf Iga beteiligt gewesen ist, spielt das gefühlt fünf Minuten später keine Rolle mehr. Er und Naoe verstehen sich blendend, tauschen Witze untereinander aus und trinken sogar zusammen Sake, um am nächsten Morgen mit pochenden Kopfschmerzen aufzuwachen.

Eine nachvollziehbare Entwicklung ihrer freundschaftlichen Beziehung findet nicht statt. Stattdessen legt Ubisoft fest, dass die beiden jetzt zusammen arbeiten und sich gemeinsam im Diddl-Freundebuch verewigen. Zwistigkeiten? Uneinigkeit bei der Vorgehensweise? Auseinandersetzungen mit der Vergangenheit? Pustekuchen!
Die über mehrere Stunden hinweg erarbeitete Charaktertiefe eines Ezio oder einer Kassandra lässt Assassin’s Creed Shadows komplett vermissen. Dabei wäre Yasuke ein so guter Punkt gewesen, um etwas Neues erzählen. Ein aus Afrika stammender Hüne, der es zum Samurai in den Dienst Nobunagas schafft, eröffnet doch auf dem Blatt Papier etliche interessante Möglichkeiten, die komplett liegen gelassen werden. Seine Annäherung an das ihm fremde Land und die Ausbildung zum Samurai wird nur in einer verhältnismäßig kurzen Rückblende erklärt. Es bleibt bei einer emotional oft flachen Betrachtung – und einer Menge vertanen Chancen.
Die prachtvolle Open World
Aber gut, die Story ist ja schon immer ein sehr wechselhaftes Erlebnis in der Assassin’s Creed-Reihe gewesen. Für jeden Ezio oder jede Kassandra gibt es einen Shay Cormac oder eine*n Eivor. Und jede offene Welt steht … nunja, einer noch größeren offenen Welt gegenüber. Nur nicht im Falle von Assassin’s Creed Shadows, denn Ubisoft hält tatsächlich Wort: Der Ausschnitt Japans, den wir erkunden können, fällt nicht so gigantisch aus, wie die Landstriche Valhallas oder Odysseys.
Was nicht heißen soll, dass Shadows klein wäre. Die aus insgesamt neun großen Gebieten bestehende Welt ist trotz allem mehrere Kilometer umfassend und lädt zu stundenlangen Sightseeing-Touren ein. Vor allem, weil das jüngste Assassinen-Abenteuer grafisch atemberaubend ausfällt – insbesondere die Weitsicht ist schlicht und ergreifend umwerfend. Wenn ich auf einen Aussichtspunkt im Umland Kyotos steige, kann ich von dort problemlos die Lichter der in der Ferne liegenden Stadt erkennen, über sie hinüberblicken und die riesigen, vor grüner Farbe nur so triefenden Wälder, die majestätischen Berge und die eine oder andere Burg erspähen.

Durchstreife ich die Gebiete, anstatt sie nur oben zu betrachten, dann springen mir jede Menge Details ins Auge. Die einzelnen Dörfer und Städte sehen richtig toll aus und wenn dann noch Kirschblüten vom Wind verweht werden, nach heftigem Regen einzelne Tropfen von den Häusern herabfallen oder ein Schneesturm mir die komplette Sicht raubt – es gibt nun wechselnde Jahreszeiten –, dann ist der Grafikenthusiast in mir definitiv zufriedengestellt.
Die Performance am PC kann sich derweil sehen lassen – ein entsprechend starker Rechner ist vorausgesetzt. Auf dem Testsystem mit einer Nvidia GeForce RTX 4080 ist eine Darstellung in 4K und 60 Bildern pro Sekunde nahezu problemlos möglich. Zumindest unter Zuhilfenahme von DLSS, welches auf ausgeglichen steht. Mit Frame Gen sind sogar 90 FPS keine unüberwindbare Hürde. Die neue Version der Anvil-Engine weiß, mit Ausnahme der Gesichtsanimationen und Haar-Darstellung, somit zu überzeugen. Ein Wermutstropfen: Die Zwischensequenzen sind auf 30 FPS limitiert.
Ich bin froh, dass andere Portale das Spiel im Schnitt Richtung 8 gewertet haben. Das reicht mir, um es zu holen. Zumal das Kampfsystem wohl sehr gut ist und die Welt top aussieht. Es wird mich gut unterhalten. Wäre es bei 6-7, hätte ich wohl die finger daon gelassen und auf Ghost of Toey gewartet.
Da ihr mir nie geantwortet habt, wie ich meinen Account lösche, nutze ich die Gelegenheit, zu kommentieren, nachdem ich für diesen Test nach Wochen der Abwesenheit mal vorbei geschaut habe...
Da kommt anscheinend das Beste AC seit Teil 1 und ihr lasst es nicht den Herrn Poti testen
Zumindest als zweite Meinung, muss man das Spiel wohl mögen! Da ist sich die Fachpresse relativ einig...
Ich hab mir sofort gedacht: Was soll das denn? Wie taktisch unklug. Ihr fahrt das hier absichtlich an die Wand?
Aber dann ist mir wieder eingefallen: Ich bin nicht die Zielgruppe. Wer auch immer das sein mag...