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Assetto Corsa (Rennspiel) – Ein Fahrgefühl zum Verlieben!

Nach Projekt Cars und Dirt Rally erscheint mit Assetto Corsa eine weitere große Rennsimulation vom PC auf den aktuellen Konsolen. Bringt Kunos Simulazioni mit der Umsetzung dortige Platzhirsche wie Forza Motorsport oder das kommende GT Sport ins Schwitzen? Oder fordert die Hardware von PS4 und Xbox One zu viele Kompromisse? Wir haben sowohl mit Lenkrad als auch dem Controller Gas gegeben…

© Kunos Simulazioni / 505 Games

Mehr Inhalt, weniger Fahrzeuge in der Startaufstellung

Dafür profitiert die Umsetzung von den stetigen Weiterentwicklungen der PC-Version, denn seit unserem damaligen Test hat sich inhaltlich viel getan: Fuhrpark und Streckenauswahl sind deutlich gewachsen, auch wenn das Angebot verglichen mit der Konkurrenz immer noch überschaubar bleibt. Im Gegensatz zum PC wurde außerdem die Auswahl an verschiedenen Streckenbedingungen hinsichtlich des Grip-Niveaus gestrichen, warum auch immer. Regen- und Nachtrennen sucht man ebenfalls weiter vergeblich. Dafür fasziniert mich immer noch das individuelle Fahrgefühl jedes einzelnen Autos und ich feiere bis heute die Möglichkeit, auf Wunsch die Werkseinstellungen bei den Fahrhilfen aktivieren zu dürfen. Darüber hinaus wurden die Boliden ansehnlich modelliert und bieten meist diverse vorgefertigte Lackierungen. Schade, dass man keine eigenen Designs entwerfen darf und der Showroom sowie der damit verbundene Fotomodus der Schere zum Opfer fielen. Bei der Qualität der Motorenklänge bin ich zwiegespalten:  Bei manchen Modelle röht es herrlich aus den Lautsprechern, bei anderen glaubt man, hinter dem Lenkrad eines Staubsaugers zu sitzen. Schön ist, dass die Boxenstopps mittlerweile auch den Weg von Mehrspieler-Rennen in Solo-Veranstaltungen gefunden haben, auch wenn die

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Touristenfahrten auf der Nordschleife – das bietet kein anderes Rennspiel auf Konsolen! © 4P/Screenshot

Handhabung und Umsetzung sehr gewöhnungsbedürftig erscheint. Erst wenn man bei seinem Mechaniker anhält, poppt ein Menü mit möglichen Anweisungen auf. Dagegen sind die Strategieplanung und Kommunikationsoptionen eines F1 2016 purer Luxus.

Technische Kompromisse

Kompromisse waren offenbar beim Starterfeld nötig: Während am PC 20 und mehr Fahrzeuge ihre Runden drehen, reicht es auf den Konsolen nur noch für maximal 15 KI-Piloten. Auch bei Online-Rennen ist bei 16 Teilnehmern Schluss. Und trotz der Zugeständnisse sieht man der Engine an, wie sehr sie auf beiden Konsolen zu kämpfen hat, um die anvisierte Darstellung von konstanten 60 Bildern pro Sekunde aufrecht zu halten. Das gelingt leider nicht immer – vor allem, wenn sich viele Flitzer im Pulk auf dem Bildschirm tummeln, geht die Bildrate spürbar in die Knie. Zwischendurch fällt außerdem immer wieder auf, wie man mit dem Verzicht auf eine vertikale Synchronisation (V-Sync) die Hardware etwas entlasten will. Als Folge dessen tritt häufiger der unschöne Tearing-Effekt in Erscheinung. Zusätzlich muss man sich lange bis zum Rennstart gedulden, denn die Ladezeiten fallen je nach Strecke und Gegneranzahl mitunter extrem lang aus.   

Grausige Aufmachung


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Die Menüs sind lieblos gestaltet und tragen zur enttäuschenden Präsentation bei. © 4P/Screenshot

Da am PC hauptsächlich die Maus innerhalb der Menüs zum Einsatz kam, musste für die Portierung ein controllerfreundlicher Ansatz mit einer überarbeiteten Benutzerführung her. Das Ergebnis ist…ziemlich grausig ausgefallen. Das Zukleistern des Bildschirms mit lieblos gestalteten Icons und schlicht gestalteten Menüs wirkt billig, die Navigation für Strecken- und Fahrzeugauswahl sowie innerhalb der Karriere völlig altbacken und mitunter unnötig kompliziert. Struktur und Aufmachung erinnern an Rennspiele aus den Neunzigern. Passend dazu fällt die generelle Präsentation ebenfalls sehr dürftig und trocken aus: Nach dem Überfahren der Ziellinie landet man z.B. schon eine Sekunde später nach einem krassen Schnitt auf dem schnöden Ergebnisbildschirm mit dem Charme einer Excel-Tabelle. Da hätte man sich insgesamt ruhig etwas mehr Mühe bei der Gestaltung geben dürfen. Zudem vermisst man gerade bei der Verwendung eines Lenkrads viele Möglichkeiten zur Feineinstellung, die auf dem PC noch geboten wurden. Immerhin darf man auch auf den Konsolen das Sichtfeld den eigenen Wünschen anpassen, muss dafür aber immer den Umweg über das Hauptmenü gehen, anstatt es direkt im Cockpit bzw. aus dem Wagen heraus zu verändern. Bei der Gestaltung und Position der Bildschirmanzeigen ist man leider auf drei mehr oder weniger gelungene Vorlagen beschränkt – hier bot die PC-Version nicht nur eine viel größere Auswahl, sondern auch mehr Freiheiten hinsichtlich der Platzierung.