gamescom 2024, etwa 210 Tage vor diesem Test: Für 90 Preview-Minuten darf ich eine Spielwelt betreten, die kein Erbarmen kennt. Woran erinnert mich das, woran erinnerte mich Atomfall nur? Es ist nicht Fallout, es ist nicht Stalker, es ist nicht We Happy Few, aber es ist irgendetwas dazwischen. Vielleicht etwas Besseres?
Was ich allerdings weiß: Ich will wieder dorthin zurück, ich will zurück zu Atomfall, dem neuen Spiel von Rebellion. Nun, 210 Tage und 15 Stunden Spielzeit später: Ich bin aus diesem wunderschönen Albtraum aufgewacht, der Atomfall leider nicht ist. Atomfall ist wie die Nuketown-Map aus Call of Duty: nur Fassade, nur die Werbetafel eines tollen Spiels. Ich schlage mir die Fäuste blutig daran – aus Enttäuschung.
[Defcon 1] Viele Wege und Waffen führen zur Wahrheit
England, 1957: Es gibt einen Brand im Windscale-Atomkraftwerk, der viele Tote fordert, doch das Schlimmste kann verhindert werden. Im anderen England von Atomfall, im anderen 1957, lief es anders – und viel schlimmer. Der Spielcharakter erwacht ohne Gedächtnis in einer Zone, die man nicht mehr retten und daher nur absperren konnte. Die Überlebenden sind sich selbst überlassen. Während die Soldaten die Bewohner vor sich selbst schützen, treiben draußen Kultisten und Räuber ihr Unwesen.

Und der angrenzende und mysteriöse Forschungskomplex, der alle Antworten und Lösungen beherbergt, ist verriegelt – bis ein Sterbender uns den einzigen Schlüssel vermacht. Wir ziehen los, unbewaffnet und ahnungslos. Doch die Geschichte, was hier passiert ist und was hier passieren muss, befindet sich immer noch hier, zerstreut in dutzende Dokumente und Hinweise. Jede Spur führt zu einem Ort, jeder Ort entweder zu Ressourcen oder weiteren Spuren. Alles ist ein Puzzle, alles ist ein Rätsel.
Frage: Wie viele Waffen und Munition benötigt es, das Räuberlager auszulöschen, auf das wir treffen? Antwort: Anscheinend mehr. All das ist eine Schule des Überlebens und wir müssen schnell lernen. Wie wir Stolperdrahtfallen entschärfen. Wie wir an Atombatterien kommen. Wie wir gigantische Roboter zerstören. Wem wir vertrauen können. Eine weitere Frage: Wie viele Ressourcen benötigt der Händler, um mit uns zu handeln? Antwort: Keine, denn ihn umzubringen, bringt uns schneller ans Ziel. Meine Entscheidung.

In den ersten Stunden nimmt mich Atomfall voll in seinen Bann. Ich muss physisch im Kampf überleben, ich muss psychisch auf der Suche nach der Wahrheit durchhalten. Munition ist eine genauso begrenzte Ressource wie Motivation. Stück für Stück erobere ich die vier Regionen der Spielwelt, erst sind es nur Gebäude und Bunker und dann traue ich mich, ganze Landstriche zu sichern. Ich ziehe Schlüsse, kämpfe, ziehe mich zurück und setze mir meine Quests selbst zusammen, indem ich Leuten helfe, damit sie mir helfen.
Bis mir die Geschichte keinen Grund gibt, das extrem gefährliche Soldatenlager anzugreifen, werde ich es nicht tun – und dann höre ich, dass eine wichtige Wissenschaftlerin dort gefangen ist. Das ändert alles. Das wird meine nächste große Mission. Um von hier zu entkommen, muss ich den Forschungskomplex hochfahren und das Experiment in ihm zerstören. Wie ich das anstelle, ist mir überlassen.
. . .dann GEEEH doch zu Nett . . ( ähm ) S.T.A.L.K.E.R.!!