Stumm bis zum Todesschrei
Auf diese Weise die Lore der Welt zu erleben fühlt sich sehr lebendig und aktiv an – besser auf jeden Fall, als es in Büchern, Briefen und Schriftrollen zu lesen, wie es in anderen Genrevertretern Usus ist (und was ihr natürlich zusätzlich für einen noch tieferen Einblick hier auch tun könnt). Umso ärgerlicher ist es, dass es keine deutsche Sprachausgabe gibt – auch wenn die englische einen guten Job erledigt.
Euer Charakter bleibt sogar komplett stumm – anders als in Kingdom Come: Deliverance 2 oder Dragon Age: The Veilguard also, in denen stundenweise Dialog eingesprochen wurde. Eure Auswahl aus vier Stimmen im Charaktereditor hat also nur beim Todesschrei während eines Sturzes in einen tiefen Abgrund oder beim mystischen Kauderwelsch, mit dem ihr eine magische Attacke hervorruft, eine Bewandtnis.
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Ansonsten ist der Charaktereditor aber wieder einmal ein umfangreiches Tool, in dem ihr über die Maßen viel Zeit investieren könnt, wie Obsidian schon im Vorfeld demostriert hat. Spätestens seit Baldur’s Gate 3 legen die Entwicklerstudios von Rollenspielen sehr viel Wert darauf, wirklich jedes optische Detail eurer Spielfigur anpassbar zu machen.
In Avowed fallen diese Möglichkeiten in vielen Punkten ebenfalls sehr üppig aus: ob verschiedenfarbige Augen, Gesichtsnarben und Make-up; nur bei Frisuren hab ich schonmal mehr Optionen gesehen.
Gottähnlich wider Willen
Richtig freidrehen könnt ihr allerdings bei den Gottähnlichen-Merkmalen. Diese präsentieren sich als lamellenartige Auswüchse an Wangen und Augenhöhlen, Hörner und Pflanzen, die euch aus dem Kopf sprießen, oder sogar einer kompletten Baumrinde vor dem Gesicht wächst. Wenn ihr das aber alles zu abgefahren oder zu hässlich findet und eigentlich nur einen normalen Menschen oder Elfen spielen wollt, könnt ihr die Sichtbarkeit der Gottähnlichen-Merkmale auch ausstellen – NPCs werden euch aber trotzdem als solche*n identifizieren können und entsprechend reagieren.
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Im Spiel lässt sich außerdem das Outfit insofern anpassen, dass ihr den Look von gefundener Rüstung auf andere übertragen könnt (Transmogrifikationen) – wenn ihr also eine leichte Robe schöner findet als eine deutlich stärkere, schwere Rüstung, könnt ihr euch nach Gusto kleiden, ohne dass euch Nachteile bei den Attributen entstehen.
Vom brachialen Zweihänder bis zum filigranen Speer
Wie es sich für ein vernünftiges RPG gehört, fängt die wahre Formung des Charakters auch in Avowed erst während des Spiels statt. Attributpunkte werden munter auf körperliche und konstitutionelle Werte verteilt, somit Fähigkeiten oder passive Buffs erlernt und die Schärfung bestimmter Skills ermöglicht. Auch auf eure Gefährt*innen könnt ihr nach Levelaufstiegen Fähigkeitspunkte verteilen und ihnen neue Angriffe beibringen beziehungsweise bestehende Spezialattacken verstärken. Gegen eine moderate Investition von Gold lassen sich diese Punkte neu verteilen.
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Die Qual der Wahl ist wirklich, auf welche Waffentypen ihr euch spezialisieren wollt, denn davon gibt es eine ganze Reihe – und sie fühlen sich alle ziemlich geil an. Soviel sei gesagt: Das Kampfsystem ist wuchtig und das Treffer-Feedback vermittelt einem wirklich, dass man wie ein Berserker durch die Gegnerreihen pflügt. Das sah dann ungefähr so aus:
Mit einem glühenden Streitkolben oder einer Frostschaden verursachenden Axt stürme ich auf die Gegnermeute zu, schlage kraftvoll auf knochige Wiedergänger, traumgeknechtete Soldaten oder die echsenartigen Xaurips ein, nur um diese mit der nicht minder verheerenden Rückhand an die nächste Felswand zu schleudern. Mit dem anderen Arm wehre ich Angriffe Dank meines Schildes ab und kontere mit einem betäubenden Schildschlag.
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Dann wechsele ich auf meine Zweitwaffe und rufe einen verheerenden Eisregen hervor, der die Gegner einfriert und meinen Gefährten schutzlos ausliefert, bevor ich einen flächendeckenden Feuerzauber folgen lasse, der den Monstern nachhaltigen Brandschaden zufügt. Alternativ lassen sich auch zweihändige Kriegshammer, krachende Steinschlosspistolen in beiden Händen oder der klassische Bogen als Waffen führen und mit Verteilung auf die entsprechenden Attribute gezielt skillen.
Leere Städte, öde Main Story und man kann alles stehlen, was man will. Das Ding ist generisch to the bone. Einzig das Kampfsystem ist echt gelungen. Leider hat Obsidian den Rest vergessen.
Selbst die Gothic Reihe war seiner Zeit irgendwie bodenständiger trotz typischer Fantasyelemente, auch wenn ein Haufen *Jank* drin verbaut war.
Als Pillars of Eternity Spieler und Liebhaber der Spielreihe kenne ich ja das Meiste an Charakterdesigns in Avowed, trotzdem muss ich sagen das selbst die Pillar's Reihe durch den meisten Teil der Spiele irgendwie bodenständiger rüberkommt als Avowed. Mag vielleicht auch daran lieben die Charaktere jetzt nicht mehr nur als Porträt wahrzunehmen sondern auch solche groteskeren Desings wie die Godlike mal voll gerendert zu sehen.
Für meinen Teil bleib ich erstmal bei KCD 2 und hol mir Avowed wahrscheinlich beim Summer Sale.
Und bei Monstern scheint es ja zu mangeln...überall Bären und Skelette.