Veröffentlicht inTests

Baldur’s Gate 3 im Test: Larians Sprung auf den Rollenspiel-Thron

Ein gut über 100 Stunden schweres Rollenspiel, 17.000 verschiedene Enden und Sex-Szenen, von denen man sonst nicht einmal feucht zu träumen wagt – trotzdem kam die Testversion von Baldur’s Gate 3 erst vier Tage vor Release. Normalerweise kein gutes Zeichen. Baldur’s Gate 3 ist aber anders. Es ist die Fortsetzung eines über 20 Jahre alten Klassikers, welcher das Rollenspiel-Genre maßgeblich beeinflusste. Es ist aber auch das Ergebnis von sechs Jahren Entwicklungszeit, davon fast drei Jahre im Early Access. Die Erwartungen sind dementsprechend hoch – vielleicht zu hoch? Wir haben uns im Test von Baldur’s Gate 3 für euch durch Faerûn geschlagen.

© Larian Studios / Larian Studios

Jedes Level, jedes Item zählt 

Was ebenso prägend ist: Levelaufstiege. Während in The Witcher 3 oder The Elder Scrolls 5: Skyrim die Levelgrenze weit oben ist, erreicht ihr in Baldur’s Gate 3 das Ende schon bei Stufe zwölf. Das klingt sehr wenig auf dem Papier, bedenkt man, dass man bis zu 100 Stunden und mehr in Faerûn verbringt. Laut Larian sei die Grenze aber bewusst gewählt, da man auf höheren Stufen in Dungeons & Dragons Zauber freischaltet, die jenseits von Gut und Böse sind und euch auf eine Stufe mit Göttern stellen können. Das sei einerseits eine Mammutaufgabe fürs Balancing und andererseits auch schwierig zu implementieren.

Eine durchaus nachvollziehbare Entscheidung, die ich nach gut 95 Stunden Spielzeit sogar befürworte. Obwohl es nur wenige Levelaufstiege gibt, gelingt Larian die Verteilung von Erfahrungspunkten überwiegend gut. Bis

[GUI_STATICIMAGE(setid=92611,id=92657598)]
Bis zu einer großen Hellebarde samt schicker Rüstung dauert es etliche Spielstunden – der Weg lohnt sich jedoch. © 4P/Screenshot

 circa Stufe 4 schreitet man noch schnell voran, danach dauert es aber merklich länger, bis man wieder einen Stufenaufstieg erhält. Zwar wird man, sofern man unterwegs zahlreiche Nebenaufträge erledigt, viel erkundet und sich in jeden Kampf stürzt, schon einige Spielstunden vor dem Finale Level 12 erreichen, aber das empfinde ich keineswegs als Beinbruch.

Was mir hingegen sehr gut gefällt: Jedes Levelup macht sich ausnahmslos bemerkbar. Es ist nicht einfach nur eine Zahl, die nach oben steigt und die Trefferpunkte erhöht. War man mit Level 4 vielleicht noch zu schwach für einen Kampf, kann das ein Level später schon ins Gegenteil kippen – neue Zauber und Fähigkeiten machen es möglich. Da die Welt zudem nicht mit dem eigenen Level skaliert, lässt es sich planen, wohin einen die Füße als erstes tragen sollten und welche Gebiete eher zu meiden sind.

Ebenfalls nicht zu vernachlässigen: Neue Ausrüstungsgegenstände. Man findet jede Menge Kram in Baldur’s Gate 3, sei es in Kisten, Fässern oder eben Leichen. Das reicht von Nahrungsmitteln für die eigene Vorratskammer über Alchemiezutaten für das Brauen von Tränken bis hin zu neuen Kleidungsstücken und Waffen. Ab einem bestimmten Zeitpunkt wird das alles etwas viel und das Inventarmanagement kann etliche Minuten in Anspruch nehmen, weshalb euch rate: Lasst irgendwann Fässer Fässer sein, man muss nicht überall seine Nase reinstecken.

Gleichzeitig bringen neue, teilweise epische oder legendäre Waffen deutliche Vorteile oder holen noch das letzte Prozent zusätzliche Stärke aus dem eigenen Build. Oder man findet zufälligerweise ein Amulett, mit dem man den Feuerball, einem Stufe 3 Zauber, automatisch freischaltet und kann den vorbereiteten Zauber stattdessen für etwas anderes nutzen – wie unheimlich praktisch!

Unfassbare Detailliebe 

Keine Sorge liebe Leser, wir nähern uns langsam dem Ende. Man könnte natürlich noch einiges mehr über

[GUI_STATICIMAGE(setid=92611,id=92657579)]
Natürlich könnt ihr in Baldur’s Gate 3 auch den Hund streicheln. © 4P/Screenshot

Baldur’s Gate 3 schreiben. Es gibt so unfassbar viele Geschichten zu erzählen, aber da dieser Test sowieso schon Überlänge hat, komme ich jetzt zum Schluss noch auf die Technik zu sprechen.

Wer es anhand der Bilder und Videos noch nicht bemerkt hat: Für ein CRPG sieht Baldur’s Gate 3 unfassbar gut aus. Der ganze Look versprüht einfach einen unfassbar passenden Fantasy-Charme, der der Vorlage auf jeden Fall gerecht wird und mitunter beeindruckend schöne Panoramen auf den Bildschirm zaubert. Als ich das erste Mal nach vielen, vielen Spielstunden in Baldur’s Gate ankam, zauberte das Gebotene mir (wie so oft beim Spielen) ein Lächeln ins Gesicht – bis ich dann auf einmal in einen Mordfall stolperte und Einzelstücke eines Clowns zusammensuchen sollte. Moment, das geht schon wieder viel zu weit.

Neben der beeindruckenden, gewiss aber nicht fehlerlosen Optik begeistert Baldur’s Gate 3 zudem mit seiner Synchronisation. Ja, es ist ausschließlich mit englischer Sprachausgabe spielbar, aber bedenkt man, wie viel hier gesprochen wird, ist das schlichtweg der Wahnsinn. Neben den Begleitern, der Erzählerstimme und hunderten von Auftraggebern hat quasi jeder NPC, den man irgendwo antrifft, mindestens einen vertonten Satz zu bieten, egal, wie belanglos dieser ist. Dazu kommt, dass die eigenen Charaktere, wenn man schleicht, anfangen zu flüstern oder sich zwischen Kämpfen kurz miteinander über die letzten Geschehnisse unterhalten. Diese Detailverliebtheit ist absolute klasse und hat quasi Rockstar Games-Niveau. Daran müssen sich zukünftige Rollenspiele dieser Art messen und das wird garantiert nicht einfach.

Nervige Bugs 

Wo so viel Licht scheint, gibt es aber auch Schatten. Während man dem ersten Akt von Baldur’s Gate 3 den fast drei Jahre langen Early Access anmerkt, nimmt in Akt 2 und 3 die Bugdichte deutlich zu. Absolute Gamebreaker sind mir beim Testen zwar nicht untergekommen, dafür aber einige Abstürze. Zudem haben manche NPCs auf einmal von Dingen erzählt, die eigentlich gar nicht passiert sind oder haben einen bestimmten Questfortschritt schlicht übersprungen. Ein Charakter ist sogar trotz seines Versprechens nie mehr ins Lager zurückgekehrt, wovon ich erst ausging, das sei bis zu einem bestimmten Punkt gewollt. Nur fehlte von ihm im Finale immer noch jede Spur. 

Solche Fehler sind mir zwar nicht alle fünf Meter begegnet, aber es macht sich in einem solchen Rollenspiel-Giganten dann doch Stück für Stück bemerkbar. Hinzu kommen viele kleinere Bugs, Texturglitches und zwischenzeitlich fehlerhafte oder gar nicht erst übersetzte

[GUI_STATICIMAGE(setid=92611,id=92657600)]
Solche Kamera- und Texturfehler kommen hin und wieder vor. © 4P/Screenshot

Dialoge, die einem nach so vielen Stunden Spielzeit auffallen. Von der deutlich schlechteren Performance in der titelgebenden Stadt Baldur’s Gate mit seinen zahlreichen Gebäuden und NPCs ganz zu schweigen. Und dann ist da noch die Kamera, die hin und wieder zickt und vor allem in Gebäuden mit mehreren Ebenen störrisch ist und ich mich das eine oder andere Mal deswegen verklickt habe.

Zum Glück arbeitet Larian bereits mit Hochdruck daran, viele Fehler aus der Welt zu schaffen. Im Rahmen des Tests wurden bereits mehrere Hotfixes aufgespielt, ein erster großer Patch ist in Arbeit. Bis zum Release der PS5-Version am 6. September sollten also die ersten groben Bugs aus der Welt geschafft worden sein. Hoffentlich.
  1. Pingu hat geschrieben: 17.01.2024 12:01 Hast du keines der original sin spiele gespielt? Die sind in der Tat sehr ähnlich.
    gar nichts in der Hinsicht, noch nie rundenbasiertes Kämpfen, noch nie Fantasy RPGs abseits von 15h Skyrim oder so und auch noch nie so tabletop Spiele
    - von daher, ganz jungfräulich :Blauesauge:
    macht richtig Bock das Ding :Hüpf:

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1