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Cities: Skylines (Taktik & Strategie) – Die Zukunft des Städtebaus?

Nach durchwachsenem Start und mittlerweile entferntem Online-Zwang hat EAs Sim City länger gebraucht, um seine Fans zu finden – krankt aber immer noch an kleinen Karten. Und Cities XXL hat mit frechem Recycling verpasst, den Städtebau auf eine neue Stufe zu hieven. Doch vielleicht gelingt den Cities-in-Motion-Machern von Colossal Order dieses Kunststück. Im Test überprüfen wir, ob man als Bürgermeister in Cities Skylines seine Erfüllung findet.

© Colossal Order / Paradox Interactive

Als ob es das bräuchte… Hier ist ein Gebiet, das dringend bebaut werden muss. Dort will ich unbedingt Stufe-5-Wolkenkratzer haben. An anderer Stelle ist die Bevölkerung nicht maximal zufrieden gestellt. Und das leichte Defizit in der Budgetplanung muss auch noch weg. Allerdings nicht, bevor ich den Autobahnzubringer fertig gestellt und eine neue Umgehung zum Industriegebiet eingeweiht habe. Solarstrom ist auch noch nicht in allen Bereichen verfügbar. Da zudem zahlreiche Overlays und zuschaltbare Statistiken Informationen darüber liefern, wo ich noch Nachholbedarf habe, findet man immer etwas zu tun. Und bevor man sich versieht, ist nicht nur eine halbe oder ganze Stunde ins Land gezogen, sondern der Abend fast vorbei. All das, was man in den letzten Jahren im dreidimensionalen Städtebau vermisst hat, bietet Cities Skylines gleich dutzendweise und liefert im mittleren Preissegment einen mehr als ordentlichen Gegenwert.

Stolpersteine und Probleme


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Kreisverkehr ist theoretisch gut geeignet, um Kreuzungs- oder Ampelstau zu vermeiden. Gegenwärtig funktioniert das System allerdings nicht, da Verkehrsregeln unbeachtet bleiben. © 4P/Screenshot

Angesichts der beständig hochgehaltenen Motivation könnte ich fast einige der Probleme vergessen, die mich ab und an genervt haben. So z.B., dass Ampeln erst ab zweispurigen Kreuzungen ihren Dienst aufnehmen. Oder dass der Kreisverkehr in erster Linie nur visuell das Gebiet verschönert. Die Fahrzeuge halten sich nämlich nicht an die Richtlinie, dass die Autos im Kreisverkehr Vorfahrt haben – stattdessen bedeutet jede „Ausfahrt“, dass eine weitere Vorfahrtstraße für die Kreisfahrer hinzu kommt. Und das kann in der Nähe von Autobahnab- oder Auffahrten schnell zum Kollaps führen. Da ist man in der Tat besser bedient, wenn man die hässlichen, aber in dieser Hinsicht definitiv sinnvolleren Multispur-Straßen nutzt – schade! Ein Problem, das auch schon SimCity 4 plagte und das auch Colossal Order trotz der Erfahrung mit öffentlichem Nahverkehr nicht in den Begriff bekommt, ist das Kolonnenfahren von zivilen Fahrzeugen wie Müllabfuhr etc, was abermals zu verstopften Straßen führt, da die Wegfindung mitunter keine entsprechenden Umwege in Kauf nimmt, was letztlich erfolgreichere, da schnellere Transporte ermöglichen würde. Auch die Tweet-ähnlichen Kommentare, die Lob spenden und Verbesserungsvorschläge geben, sind bei zunehmender Spieldauer mit Vorsicht zu genießen. Da beklagen sich Bürger über nicht abgeholten Müll und wenn man an den vermeintlichen Ort des Geschehens klickt, ist dort alles in bester Ordnung. Hier wird zu häufig fälschlich suggeriert, dass man irgendwo nachbessern muss. Immerhin kann man diesen „Nachrichtendienst“ abschalten.

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Die Kulisse vermittelt das städtische Treiben nahezu mühelos. Allerdings könnten die Stadtviertel unterschiedlicher ausfallen. © 4P/Screenshot

Etwas problematischer ist der allgemein sehr verhaltene Schwierigkeitsgrad. Wenn man sich nicht bei den Verordnungen um Kopf und Kragen politisiert, ist es kein Problem (im Zweifelsfall mit Aussitzen bei der höchsten der drei Geschwindigkeiten), ein stattliches Sümmchen auf dem Konto anzusammeln, das nur darauf wartet, ausgegeben zu werden. Sowohl Verbrechen als auch Unfälle, Feuer, Krankheits-Epidemien etc. stellen keine große Herausforderung dar. Sogar eine selbstverschuldete Vergiftungwelle (merke: Die Wasserversorgung sollte das Nass nicht aus dem klärverseuchten H20 ziehen) legt nur kurzzeitig die halbe Stadt lahm, bis die Krankenwagen alle entsprechenden Gebäude abgeklappert haben. Sprich: Man muss sich schon wahnwitzig anstrengen, um auch nur annähernd zu scheitern. Gelegentlich sieht man sich zwar mit Stauproblemen konfrontiert. Doch mit entsprechendem Geldeinsatz hat man diese auch schnell wieder aus der Welt geschafft. Abhilfe liefert die mitgelieferte „Hardcore“-Modifikation, die sich unkompliziert zuschalten lässt und die mit anspruchsvolleren Bürgern sowie Gewerbetreibenden bei verschärften Finanzbedingungen eine größere Herausforderung darstellt.

Meine Welt, deine Welt


Colossal Order ist stolz darauf, dass die letzten Titel der Finnen das Modding durch die Community unterstützt haben. Dementsprechend hat man auch hier viel vor. Gegenwärtig beschränkt man sich zwar in erster Linie auf die üppige Gelände-Modifikation sowie das Verändern von Farben und Umgebungslayouts bei Gebäuden. Doch schon damit lassen sich individuelle Veränderungen des Großstadtgesichts vornehmen. Und dank Steam-Workshop-Einbindung kann man seine Kreationen schnell mit der Welt teilen bzw. die Ideen andere Skylines-Fans in seine Stadt integrieren. Nach Veröffentlichung plant man, die Basis-Modding-Tools nach Feedback der Nutzer aufzustocken. Es bleibt zu hoffen, dass auf diesem Wege schließlich auch z.B. Tunnelbau möglich wird oder dass man Stadtvierteln nicht nur politisch, sondern auch visuell ein individuelles Gesicht geben und z.B. ein französisches Viertel usw. festlegen kann. Oder dass zusätzliche Freizeiteinrichtungen angeboten werden. Es gibt derzeit zu wenige Parktypen und dass Theater, Stadien etc. auch nur als einmalig zum Bau vorgesehene Sonderbelohnungen zur Verfügung stehen, ist ebenfalls suboptimal und sollte behoben werden.

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Anfänglich liegen Industrie und Wohngebiete nah beinander. Später ist man gut beraten, räumliche Trennung zu bevorzugen. © 4P/Screenshot

Ganz zu schweigen von Missionen, Optionen,  dem Bestimmen von Einflussgebiet und Wirksamkeit bei Gebäuden usw. Ich bin gespannt, was die Community in den nächsten Wochen und Monaten mit Unterstützung von Colossal sowie Erweiterung der Modding-Tools auf die Beine stellt. Allerdings muss das Team zusätzlich noch ein paar Bugs aus dem Weg räumen. Die meisten davon sind zwar nur visueller Natur, wenn etwa ein Schiff im Hafen wenden möchte und sich durch die bebauten Zonen pflügt. Aber es kann sich auch auf das Spiel auswirken, wenn sich z.B. Fahrzeuge auf Straßen verhaken und dadurch unnötigerweise einen Stau verursachen. Oder wenn das Wasserkraftwerk partout keinen Strom liefert, obwohl der Fluss mit ordentlicher Kraft die Turbinen antreiben sollte. Angesichts der guten Bedienbarkeit ist es zudem schade, dass es (noch) keine Möglichkeit gibt, alle verlassenen Gebäude der Stadt quasi auf einmal dem Erdboden gleich zu machen. Stattdessen muss man mit dem Bulldozer jede Parzelle einzeln plätten. Das kann bei einer Massenflucht oder einem Industriesterben relativ viel Zeit kosten, die man anderweitig in der Stadt besser nutzen könnte. Doch das schadet dem Spaß ebensowenig wie die mittelfristig merkwürdige Relation von Stadtgröße zu Bewohneranzahl. Zwar schafft es Skylines wie derzeit kein anderer Städtebau ein Gefühl für die Größe der Stadt zu erzeugen, übertreibt dabei allerdings ein wenig. So kann es vorkommen, dass eine über mehrere 2×2-km-Baugebiete ausgedehnte Gemeinde mit etwa 30.000 bis 50.000 Einwohnern beinahe so wirkt wie Frankfurt/Main oder Bremen.

  1. JesusOfCool hat geschrieben: 08.11.2018 14:04 es gibt parkplatz assets von usern. aber die werden nicht so über die maßen gut von dem cims angenommen.
    Danke!
    Ach schade. Das sieht in einigen Video sehr gut aus, auch weil diese Freizeit generieren, und ich jetzt mit Parkanlagen im Industriegebiet arbeite ;).
    Danke - wo finde ich die von Usern und wie bekomme ich die auf die XBox?

  2. Moin,
    Leider finde ich im Netz nichts:
    Ist es möglich - wenn ja wie - auf der XBox Parkplätze zu bauen, wie man sie in einigen PC-Videos sieht?
    Danke und Gruß
    Omi

  3. Nosfertox hat geschrieben: 28.10.2018 09:47 Nun enpuppt sich die angeblich *preiswerte*....*hust* "Sim CIty"-Alternative als das was sie ist! Immer neue Addons mit (eigentlich nur Feature-Erweiterungen) zu (mitlerweile) DL-Objekten im Wert von knapp 170 Euro. Liebe 4players, bitte stuft diese Abzocke entsprechend ein, testet das Spiele erneut und gebt entttäuschten Städtebauern bitte eine Empfehlung.
    Sehr merkwürdiges Meinungsbild, aber OK jedem das seine. Das Basis Spiel ist doch eine runde Sache und anders als Warner Brothers Optional definiert sind die hier in der Tat nur Optional. Es sind halt Geschmacksrichtungen die man mitnehmen kann. Ich würde mir z.B. nie das Park Addon kaufen weil es mich nicht interessiert. Ein anderes Pack was dafür eine für mich spannende Mechanik hinzufügt würde ich überlegen.
    Ich hab nur Snowfall als einziges Addon weil ich es spannend fand und im Sale war es Preislich OK.
    Mod ermöglichen auch einiges was es als Addon so gibt.
    Ansonsten wäre es natürlich schön wenn es mehr Spiele dieser Kategorie geben würde, aber es ist halt ein Genre das nur eine kleine Nische ist.

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