Fazit
Mit Code Vein ist Bandai Namcos God-Eater-Team ein ordentliches Souls-like-Abenteuer im Anime-Stil gelungen, das mit bizarrem Endzeitszenario, fordernden Kämpfen und spannender Beutehatz zu unterhalten weiß. Auch der blutbasierte Wechsel zwischen verschiedenen Charakterklassen sowie das individuelle Anpassen von Fertigkeiten und Ausrüstung gefällt. In puncto Technik und Inszenierung muss man sich hingegen einige Kritik gefallen lassen. So wirkt die Spielwelt trotz gelungener Erkundungsreize ungemein steril, der stumme Protagonist gerade im Kontrast zu den redseligen Begleitern wie ein Fremdkörper, die Darstellung weiblicher Charaktere voyeuristisch plump. Hinzu kommen Defizite bei Kamera, Bildrate und Kollisionsabfrage sowie ein sehr limitierter Mehrspielermodus. Auch eine Schwierigkeitswahl, ein Gegnerkompendium oder eine zumindest offline verfügbare Pausefunktion sucht man vergeblich. Unterm Strich kommen Souls-Fans zwar auf ihre Kosten. Mit mehr Sorgfalt und Feinschliff wäre aber deutlich mehr drin gewesen…
Wertung
Bizarres Souls-like-Abenteuer im Anime-Stil, bei dem man jedoch Abstriche in puncto Technik und Inszenierung machen muss.
Echtgeldtransaktionen
"Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?"
Mittel.
Es gibt Käufe für Fähigkeiten, Karten, Figuren, Waffen, Geld, XP oder Spielmodi.
Season Pass, dessen Inhalte Auswirkungen auf Design und Balance haben können, z.B. XP-Boosts, Waffen, etc.
War ne nette Mischung aus Souls und Tales of.
Was das Spiel aber imho dringend bräuchte, wäre eine Art Transmog Feature für die Blutschleier (d.h. um das Aussehen eines Schleiers auf einen anderen zu übertragen), denn die vielfältigen Optionen für Charakterpersonalisierung, mit denen es ja auch wirbt, werden durch die Beschränktheit bei der Kostümauswahl teilweise untergraben.
Lobend hervorheben muss man auch die NPC-Begleiter. Während viele andere Spiele die Beschränktheit ihrer KI mit billigen Tricks kaschieren (sie schlicht unverwundbar zu machen, ist da selbst bei Triple-A-Produktionen die beliebteste Form des Cheatens auf Entwicklerseite), können die hier ähnlich wie menschliche Mitspieler kämpfen, ausweichen, Talente nutzen, heilen und eben auch den Spieler wiederbeleben.
Weniger lobenswert ist die voyeuristische Frauendarstellung. Der eine oder andere NPC zwecks Fanservice hätte ausgereicht, fast alle weiblichen Charaktere halbnackt oder mit üppiger Vorderweite darzustellen, ist jedoch etwas übertrieben.
Finde Surge 2 auch sehr gut aber so nach 40h Code Vein ist es für mich das bessere Spiel. Auch wenn es Macken hat. Mit Begleiter ist Code Vein für mich allerdings wertlos, das hätte ich nach 5 Stunden in die Ecke geworfen. Viel zu einfach, dumme Sprüche ... nö danke.
(Passenderweise hat genau dasselbe Studio vor einigen Jahren auch eine Serie zu God Eater rausgebracht und für die God Eater Spiele einige Cutscenes beigesteuert.)
@papapischu: Code Vein und The Surge 2 sind halt sehr unterschiedliche Spiele. Ich würde von allen 3D-Soulslikes Code Vein auch am äußersten Rand einordnen. Es ist halt nicht so auf Schwierigkeit getrimmt. Man kommt ziemlich fluffig durch und es ist sehr storygetrieben. Ich fand es richtig gut und nachdem ich es durch habe, spiele ich nun The Surge 2, bei dem man viel methodischer und langsamer vorgehen muss (was aber eben auch nerven kann). Das eine schließt das andere also nicht aus. Ich fand tatsächlich die Level sehr stimmig in Code Vein und die Grafik trotz objektiver Mängel doch durchaus ansehnlich. Das Gesamtbild hat überzeugt. Ich hoffe, dass sie noch Content nachliefern und irgwann mal ein Nachfolger kommt. Was Code Vein auch geschafft hat, ist meine Lust auf Anime etwas zu wecken. Schaue daher gerade Attack on Titan und wäre das Spiel dazu (Teil 2) nicht so verdammt teuer, hätte ich wohl schon zugeschlagen. Also Code Vein hat mich die 50 Stunden echt gut unterhalten, ähnlich lange wie Greedfall zuvor, ohne dass ich anders als in The Surge 2 gezielt Zeit mit Grinding verbringen musste.
Handwerklich ist das Kampfsystem von The Surge 2 allerdings richtig gut. Bei Code Vein hat mich immer wieder gestört, dass man einmal gestartete Aktionen nicht mehr abbrechen konnte. Dadurch hab ich viele unnötige Treffer kassiert. Bei The Surge 2 (hab den Vorgänger nicht gespielt) fiel mir gleich positiv auf, dass ich meinen Ansatz zum Sprung auch rechtzeitig abbrechen und ausweichen konnte. So macht natürlich jeder einzelne Kampf richtig Spaß. Bei Code Vein ist der Kampf weniger ausgearbeitet, dafür verdrischt man die Monster wesentlich schneller. Es ist halt eher ein "Soulslite", was aber nicht schlecht sein muss. Es kann auch Absicht sein, dass einmal Gestartetes auch durchgezogen werden muss. Muss man halt besser das Gegnerverhalten vorausahnen.