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Cuphead (Plattformer) – Knallhart und wunderschön

Selten war ein Shoot-em-up so schön und knifflig: Die Brüder Moldenhauer haben ihren spielbaren Cartoon Cuphead wie die Vorbilder aus den Dreißigern komplett am Lichttisch animiert – Bild für Bild. Kein Wunder also, dass sich der Release um Jahre verschob. Wir stürzen uns in den Kampf gegen mutierte Riesenhexen und andere unheimlich grinsende Monstrositäten.

© Studio MDHR / Studio MDHR

You’re dead!

„Man kann da schon mal sterben, ne?“ – „Na, macht’s noch Spaß?“ – „Und – wie lange hast du fürs Tutorial gebraucht?“ Wer beim Testen von Cuphead eine Pause einlegt, kann sich sicher sein, dass es sofort Fragen zum Schwierigkeitsgrad hagelt. Um es schon mal vorwegzunehmen: Ja, das klassische horizontale Shoot-em-up ist richtig knifflig! Derart knifflig, dass so viele Flüche durchs Konsolenbüro hallten wie schon lange nicht mehr. Manche Levels müssen auch gestandene Contra-Veteranen gleich zehnmal oder häufiger starten. Gleichzeitig hat man dabei aber fast immer das Gefühl, ein bisschen weiter gekommen zu sein: „Nur noch ein Stückchen, diesmal schlüpfe ich mich geschickter an den Hummelgeschossen der Bienenkönigin vorbei und decke sie gleichzeitig mit zielsuchenden Geschossen ein!“ So oft man auch fassungslos den Controller fallen lässt, man will es immer gleich nochmal versuchen, was dank unendlich vieler Leben zum Glück problemlos möglich ist. Im Prinzip nehmen die bizarren Verwandlungen der Bosse nämlich nur wenige Minuten in Anspruch – falls man es denn beim ersten Anlauf schaffen sollte.

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Wenn man im lokalen Koop loslegt, darf sich die zweite Figur ebenfalls im Shop mit Waffen eindecken, sofern man vorher schon genügend Münzen gesammelt hat. © 4P/Screenshot

Die erwähnte Bienenkönigin etwa schickt zunächst ihre Minen legenden Wachmänner und mürrischen Arbeitsdrohnen im Anzug vor. Weiter geht es mit fies durch den Raum schwirrenden Magiepollen und feuernden Waben – bis der Kopf der Königin schließlich an einer langen Kette aus dem Rumpf rutscht und selbst fette Kanonenkugeln ausspuckt. Noch cooler animiert ist die fliegende Riesenhexe auf ihrer bizarren Mischung aus Flugzeug und Einrad. Immer wieder verwandelt sie sich in Sternbilder wie einen Schützen oder einen blitzschnell mit den Hörnern attackierenden Wolkenstier. An bizarren Momenten mangelt es nicht: Froschboxer verwandeln sich in Einarmige Banditen und Harlekins mit Luftballonköpfen rammen rüpelhaft in Autoscootern über den Rummel. In den Fluglevels kann sich sogar der Held in einen unheimlich putzigen Miniflieger verwandeln, der schneller durch die Geschosse taucht als seine große Form. In solchen Momenten weckt Cuphead immer wieder Erinnerungen an die abgefahrenen Welten der Parodius-Reihe.

Fast wie in den Dreißigern

Dank der Animationen im Dreißiger-Design entwickelt sich aber eine ganz eigene, faszinierende Atmosphäre. Zunächst versuchten die Entwickler bei Studio MDHR (kurz für Moldenhauer), den typischen Look alter Disney-Cartoons und der Fleischer Studios am Computer zu imitieren. Da das Ergebnis aber nie wirklich ihren Vorstellungen entsprach, setzten sie sich noch einige Jahre an den Lichttisch, um Bild für Bild von Hand zu animieren. Dass sich die Mühe  gelohnt hat, ist offensichtlich: Am meisten stechen die abrupten Bewegungen und bizarren Verformungen heraus. Die Pioniere früher Cartoons ließen schließlich noch ohne Rücksicht auf Verluste oder Familienfreundlichkeit ihre Fantasie spielen. Die unruhig wackelnde Linienführung ist ebenfalls ein bekanntes Merkmal, das sich offenbar gar nicht so leicht authentisch imitieren lässt.

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Willkommen im spielbaren Wahnsinn! © 4P/Screenshot

Auch das aufgekratzte Klaviergeklimper in typischen Jazz- und Ragtime-Stücken trägt seinen Teil zur Atmosphäre bei. Passend zum durchgeknallten Thema nimmt sich auch die kurz gehaltene Geschichte ein zwielichtiges Thema vor: Im Casino hat der gierige Protagonist Cuphead seine Seele an den Teufel verspielt. Um sich aus dem Fluch freizukaufen, muss er nun die Seelen anderer Übeltäter einsammeln. Auf Wunsch hilft ihm ein zweiter Spieler dabei und übernimmt die Steuerung seines Freundes Mughead. Das ist leider nur lokal möglich ist, sorgt dann aber für ein lustiges Koordinationschaos. Auch die Balance passt im Koop: Ist man schnell genug, kann man den Partner wiederbeleben – andererseits leidet schnell mal die Übersicht, was die Sache wieder kniffliger gestaltet.

 

  1. Als Frischling kriegt man schon ganz schön auf die Mütze. Schon 700 Mal dahingeschieden und habe erst ca. 2/3 aller Level auf Mittel geschafft. Trotzdem macht es Spass. Meistens.

  2. Meeeega Spiel. Für mich alten Hasen endlich mal wieder was forderndes alter Schule gewesen. 330 mal gestorben, aber geschafft 👌 wirklich miese stellen dabei und viel auswendig zu lernen. Wer mit C64 und SNES gross geworden ist, kommt hier voll auf seine Kosten.

  3. Usul hat geschrieben: 05.10.2017 20:12 Was den Schwierigkeitsgrad angeht: Es sind halt nicht alle mit den hammerharten Klassikern groß geworden, folglich ist das eine etwas seltsame Sache. Und: Ja, ich habe einiges von dem verlernt, was mich in den 80/90ern zum Fluchen und zum Weinen gebracht hat. Man wird halt nicht jünger. ;)
    Ich bin damit groß geworden, aber so vor 30 Jahren. :lol: Und ja man wird nicht jünger.
    Passend dazu
    Cuphead (Zero Punctuation) Youtube

  4. Usul hat geschrieben: 05.10.2017 20:12 Dennoch: Ich habe bei Cuphead niemals Schweißausbrüche oder Fluchmarathons. Das ist das Entspannende daran. Klar versuche ich mich an einem Boss dann halt 50 Mal... aber da alles ohne langweilige Längen vonstatten geht, ist es OK.
    So blöd es klingen mag: Neben der geilen Grafik und der tollen Musik bietet das Spiel in meinen Augen Gameplay pur, ohne Schnickschnack. Perfekt.
    Hey.. wir sind mal einer Meinung .. :Hüpf:

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