Veröffentlicht inTests

Cuphead (Plattformer) – Knallhart und wunderschön

Selten war ein Shoot-em-up so schön und knifflig: Die Brüder Moldenhauer haben ihren spielbaren Cartoon Cuphead wie die Vorbilder aus den Dreißigern komplett am Lichttisch animiert – Bild für Bild. Kein Wunder also, dass sich der Release um Jahre verschob. Wir stürzen uns in den Kampf gegen mutierte Riesenhexen und andere unheimlich grinsende Monstrositäten.

© Studio MDHR / Studio MDHR

Boss, Boss, Hüpfen, Boss

Im Laufe des Abenteuers ist man abwechselnd zu Fuß oder in einem Flieger unterwegs, während man kleine Gegnerschwärme und fette Endgegner mit Projektilen eindeckt. Der Fokus liegt eindeutig auf den Bosskämpfen. Zwischendurch werden aber auch einige Hüpflevels und eine Oberwelt eingestreut, auf der man sich beim grunzenden Händler mit frischen Waffen eindeckt. Das überschaubare Arsenal wurde motivierend aufeinander abgestimmt: Wer sich in etwas gefährlichere Ecken der Levels wagt, kann dort Münzen einsammeln und sie etwa in einen gefächerten Streuschuss oder einen praktischen Boomerang investieren, der Gegner hinter dem Helden besonders effektiv aus dem Weg räumt. Sehr nützlich ist auch der aufgemotzte Dash, der den Tassenkopf einen Sekundenbruchteil lang unbesiegbar macht, so dass er sich noch rechtzeitig aus einem Gegnerpulk stehlen kann. Rosa eingefärbte Objekte lassen sich per Sprungknopf „parieren“. Mit dem passenden Timing lädt man so schneller Spezialattacken auf, um z.B. einen angenehm fetten Energiestrahl abzufeuern.

[GUI_STATICIMAGE(setid=82136,id=92547719)]
Zunächst planten die Entwickler ein reines Boss-Rush-Spiel, später wurden jedoch noch Plattformlevels wie dieser bizarre Mondausflug eingebaut. © 4P/Screenshot

Schade allerdings, dass die Waffen so unspektakulär an den Gegnern verpuffen. Während in Metal Slug, Broforce & Co. effektreich die Fetzen fliegen, sich Panzerungen lösen oder die Gegner blaue Flecken bekommen, bleiben sie hier fast immer unversehrt. Erst nach einer Verwandlung oder beim Exitus bekommt man eine visuelle Rückmeldung. Vorher signalisiert lediglich ein leichtes Aufleuchten, dass man ihnen Schaden zufügt – nicht gerade motivierend. Vielleicht ist bereits derart viel Aufwand in andere Zeichnungen geflossen, dass keine Zeit mehr für die Feedback-Animationen übrig war. Ein weiteres kleines Manko ist der Umstand, dass man trotz zwei Analogsticks nur digital steuern und in acht Himmelsrichtungen schießen kann. Vor allem im Spielzeughaus erwischt man im Gewusel manchmal den einen oder anderen schwebenden Gegner nicht, den man sonst einfach hätte anpeilen können.

Exklusiver Crossplay-Shooter

Ein kleine Spaßbremse sind auch die ständige Anspannung und der Fokus auf superknifflige Bosse. Viele Attacken lassen sich auf Anhieb nur schwer einschätzen, so dass das Auswendiglernen auf Dauer ein wenig ermüdend und monoton werden kann. Es fehlen Momente zum Durchatmen, in denen man sich einfach mal mächtig fühlen und die wunderhübsch gezeichnete Kulisse genießen darf. Manch eine lustige Animation im Hintergrund fällt einem erst dann auf, wenn man einem anderen Spieler zuschaut oder sich Aufnahmen ansieht. Im Gegenzug versetzt einen der knallharte Ballermarathon aber in ein regelrechtes Wechselbad aus Verzückung, Hass und dem Ansporn, den Boss diesmal doch besiegen zu wollen. Neulinge sollten also lieber komplett die Finger vom Spiel lassen, Fortgeschrittene bekommen vor Bosskämpfen aber immerhin eine Option, den Schwierigkeitsgrad ein wenig zu senken. So lassen sich auch ohne hohe Skills die nächsten Welten freispielen. Der Teufel pocht dann allerdings darauf, dass Cupheads Seele nur mit „echten“ Kämpfen gegen die übrigen Schuldner befreit werden kann.

[GUI_STATICIMAGE(setid=82136,id=92547725)]
Boss-Koller im Anmarsch! © 4P/Screenshot

Dank der Unterstützung von Microsofts Crossplay- Programm „Play Anywhere“ reicht der Kauf eines Keys, woraufhin man frei zwischen der Xbox One und einem PC mit Windows 10 wechseln kann. Auch der Speicherstand wird zwischendurch in die Cloud hochgeladen, was bei unserem Test von einer Ausnahme abgesehen auf Anhieb klappte. Auf beiden Systemen liefert das Spiel ein technisch sauberes Ergebnis (auf der Konsole mit etwas langen Ladezeiten) ab. Lediglich im Koop auf der Xbox One haben wir manchmal kleine Ruckler erlebt. Einen Punktestand oder weltweite Bestenlisten haben sich die Entwickler leider gespart, lokal kann man aber seine Zeiten und die Level-Wertungen verbessern.

  1. Als Frischling kriegt man schon ganz schön auf die Mütze. Schon 700 Mal dahingeschieden und habe erst ca. 2/3 aller Level auf Mittel geschafft. Trotzdem macht es Spass. Meistens.

  2. Meeeega Spiel. Für mich alten Hasen endlich mal wieder was forderndes alter Schule gewesen. 330 mal gestorben, aber geschafft 👌 wirklich miese stellen dabei und viel auswendig zu lernen. Wer mit C64 und SNES gross geworden ist, kommt hier voll auf seine Kosten.

  3. Usul hat geschrieben: 05.10.2017 20:12 Was den Schwierigkeitsgrad angeht: Es sind halt nicht alle mit den hammerharten Klassikern groß geworden, folglich ist das eine etwas seltsame Sache. Und: Ja, ich habe einiges von dem verlernt, was mich in den 80/90ern zum Fluchen und zum Weinen gebracht hat. Man wird halt nicht jünger. ;)
    Ich bin damit groß geworden, aber so vor 30 Jahren. :lol: Und ja man wird nicht jünger.
    Passend dazu
    Cuphead (Zero Punctuation) Youtube

  4. Usul hat geschrieben: 05.10.2017 20:12 Dennoch: Ich habe bei Cuphead niemals Schweißausbrüche oder Fluchmarathons. Das ist das Entspannende daran. Klar versuche ich mich an einem Boss dann halt 50 Mal... aber da alles ohne langweilige Längen vonstatten geht, ist es OK.
    So blöd es klingen mag: Neben der geilen Grafik und der tollen Musik bietet das Spiel in meinen Augen Gameplay pur, ohne Schnickschnack. Perfekt.
    Hey.. wir sind mal einer Meinung .. :Hüpf:

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1