Eine Klasse mit Klasse: Der Geistgeborene
Star der Diablo 4-Erweiterung ist natürlich ganz klar die neue Klasse, die auf den Namen Geistgeborenen hört. Sie hat Zugriff auf vier Geisterwächter mit jeweils unterschiedlichen Fähigkeiten, die in der Form von Tieren daherkommen: Neben dem Jaguar sind das der Gorilla, der Adler und der Tausendfüßer.
Wenig überraschend verbirgt sich hinter dem kleinen Zoo die größte Stärke der für Vessel of Hatred kreierten Klasse, denn die vier Tiere bieten nicht nur jedes für sich völlig unterschiedliche Spielstile, sondern auch eine ganze Menge Kombinationsmöglichkeiten.
Spielerisch schnell, visuell grell: Der Jaguar
In meinem Durchgang habe ich mir zunächst den Jaguar angeschaut, der mir durch unglaublich gutes Beseitigen von Gegnermassen imponieren konnte, gegen Bosse oder starke Elite-Gegner aber ein wenig zu wünschen übrig ließ. Mit der Ultimativen Fähigkeit, die die namensgebende Raubkatze beschwört und sich bei einem Kill zu einer Chance von 40 Prozent sofort zurücksetzen kann (auch wenn sich dies bei wiederholtem Erfolg verringert), lassen sich die Reihen von Untoten und Dschungelmonstern leicht in Windeseile beseitigen.
Die anderen drei Fähigkeiten werden in hohem Tempo abgefeuert und lassen mich über das Schlachtfeld schießen wie eine Pistolenkugel, zumindest ohne optimales Setup fehlte es mir aber oft an Schaden gegen die wirklich dicken Dinger. Obwohl der Jaguar auf den ersten Blick wie eine Glaskanone wirkt, erlauben es mir die vielen Dashes, mich leicht neu zu positionieren, wodurch ich gegnerischen Angriffen entgehen kann. Ab und an leidet darunter aber auch die Übersichtlichkeit, wenn ich durch die Gegnermassen zische und meinen Charakter aus den Augen verliere.
Stumpf ist Trumpf: Der Gorilla
Längere Abklingzeiten, dafür eine starke Defensive, die meine Lebenspunkte nahezu unberührt lassen: Der Gorilla blockt Angriffe links und rechts ab, kann Feinde mit wuchtigen Schlägen und stacheligen Dornen zugrunde richten und dabei wieder und wieder Barrieren errichten, um die gegnerische Offensive im Keim zu ersticken. Weil der Dschungelkönig nicht mit hohem Schaden glänzt, ziehen sich die Kämpfe ein wenig in die Länge, dafür bleibt er verlässlich am Leben: Wer sich beim Spielen von Diablo leicht ablenken lässt und den Bildschirm mal aus den Augen lässt, ist hier gut bedient.
Besonders im Vergleich zum Jaguar bleibt es beim Gorilla deutlich übersichtlicher, deshalb aber leider auch weniger spektakulär und unter Umständen sogar etwas langweilig: Solide und sicher habe ich mit dem Affen die Horden der Hölle erledigt, konnte aufgrund des eher niedrigen Tempos aber keine besonderen Erfolge in der Unterstadt von Kurast verbuchen, wo Geschwindigkeit eine wichtige Rolle spielt. Ein oder zwei Fähigkeiten des Gorillas lassen sich aber sicherlich gut in andere Builds einbauen, um einen offensiven Spielstil mit defensiven Optionen zu unterfüttern.
Mächtig und zerbrechlich: Der Adler
Trotz seiner Beschreibung spielt sich der Adler langsamer und – abgesehen vom „Segeln“, einem Sprung in die Luft, bei dem die Landung definitiv etwas Übung benötigt – ebenfalls übersichtlicher als der Jaguar, jedoch nicht weniger spektakulär und entpuppt sich im Gegenzug als wirklich wahre Glaskanone: Keine Defensive außer dem rettenden Sprung, dafür extreme Schadensspitzen, die sowohl Massen an Gegnern als auch Bosse überaus schnell ins Jenseits befördern können.
Die normalen Speerangriffe wirken zunächst auf einzelne Feinde ausgerichtet, doch mit einem heranziehenden Vortex, verschießbaren Sturmfedern und der Möglichkeit, viele Gegner auf einmal verwundbar zu machen sowie kritisch zu treffen, ist der Adler auch gegen eine ganze Ansammlung von Dämonen effektiv.
Abseits von Schaden ist hier nicht viel los, dafür knallt der umso mehr: Wer sich nicht mit Nebeneffekten beschäftigen möchte, sondern sich nur nach dem höchstmöglichen Schaden sehnt, dürfte mit dem Greifvogel am meisten Spaß haben. Können und Aufmerksamkeit wird hier allerdings belohnt und benötigt: Behaltet ihr eure Position nicht im Auge, segnet ihr schneller das Zeitliche als eure Gegner.
Giftig und richtig: Der Tausendfüßer
Wenn ihr eure Feinde gerne mit Gift verkrüppelt und langsam zu Grunde richtet, seid ihr beim Tausendfüßer an der richtigen Adresse. Wobei „langsam“ hier in Anführungszeichen zu setzen ist, denn die explosiven Angriffe des Insekts verbreiten seine tödliche Tinktur schwallartig durch die Gegnermassen, während ihr euch am verursachten Schaden labt und Leben regeneriert. Braucht ihr mal eine Verschnaufpause, könnt ihr Dämonen mit Furcht fliehen lassen und währenddessen ihren Lebensleisten beim Verschwinden zuschauen.
Oder ihr richtet sie gleich hin, indem ihr sie vollständig mit Gift infiziert und euer gigantischer Tausendfüßer-Geist aktiv ist: Noch effektiver, noch unterhaltsamer. Eine super spaßige Spielweise, die mit Horden oder einzelnen Elitegegnern gleichermaßen gut fertig wird. Abseits von der sich wiederholt zurücksetzenden Ultimativen Fähigkeit des Jaguars ist der Tausendfüßer wohl mein Favorit aus dem Arsenal des Geistgeborenen.
PS: Wo ist denn da ein Interview?
Hmm. Werde wohl passen. Wer ist eigentlich die Interviewerin? Neues Gesicht oder war ich einfach zu lange nicht mehr hier?