Klassik trifft Moderne
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Das Hauptmenü schreckt zunächst ab,bietet aber viele Einstellungsmöglichkeiten für drei Spielmodi. |
Auf den ersten Blick hat mich Dominion HD ein wenig an den Film WarGames aus dem Jahr 1983 erinnert: Auf einer großen Weltkarte leuchten Nationen in fünf Farben im Angesicht des globalen Krieges und der Soundtrack sorgt für mysteriöses Hallen im Hintergrund. Man erkennt schneeweiße Stadtsymbole, die wie Raketentürme aussehen, während Seerouten zwischen Brasilien und Afrika oder anderen Küsten wabern.
Hier geht es also eher um einen Cyber- als um einen Uniform-Konflikt mit Bajonetten und Kanonen wie im Original von 1957 von Albert Lamorisse. Wusstet ihr, dass das Brettspiel damals indiziert wurde (mehr dazu hier)? Das kann Dominion HD nicht passieren, denn erstens erscheint es auf iTunes und zweitens werden die Gefechte nur als Zahlenspiele dargestellt. Trotzdem steckt hinter der futuristisch anmutenden Benutzeroberfläche im Kern ein klassisches Risiko mit 42 Ländern, die es für bis fünf Spieler zu erobern gilt.
Der totale Würfelkrieg
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Links die ausblendbare Leiste mit den Aufträgen, in der Mitte die Weltkarte. |
Die Startländer werden entweder automatisch oder manuell verteilt. Eine Zahl gibt den aktuellen Wert des Landes in Armeen an – mindestens eine muss immer stationiert bleiben. Nachdem man eine Hauptstadt in einem Land seiner Wahl platziert hat, die dort eine zusätzliche Armee einbringt, läuft die Welteroberung im Risikostil an: Man muss mit seinen Armeen über Würfelglück andere Länder befreien, komplett eroberte Kontinente geben Boni und man stellt zu Beginn seines Zuges neue Truppen als Verstärkung auf – je mehr Länder man zu Beginn seines Zuges kontrolliert, desto mehr bekommt man.
Mit „Modern Warfare“, „Classic Warfare“ und „Advanced Warfare“ stehen drei Spieltypen zur Verfügung, die allerdings lediglich leicht veränderte Siegbedingungen stellen: In Ersterem muss man drei Aufgaben erfüllen, im Klassiker alle Feinde vernichten und in Letzterem kann man bis zu acht Aufgaben für den Sieg oder Belohnungen einstellen – schade, dass es da nicht mehr Abwechslung gibt. Sechs Karten stehen dafür zur Verfügung: Man ist also nicht auf die ultimative Erdkugel mit 42 Ländern in sechs Kontinenten von Europa bis Asien beschränkt, sondern kann auch nur in Afrika, Australien sowie Nord- & Südamerika antreten – da gibt es sogar acht Regionen, darunter die Anden, den Amazonas oder Patagonien.
Die Macht der Zahl
Sehr schön ist nicht nur, dass die Kontinente bzw. Regionen bei Bedarf schnell eingeblendet werden, sondern auch, dass bei einem Kampf die 1W6-Würfelergebnisse rechts angezeigt werden, wobei die Sieger hell markiert erscheinen. Und man kann sich über den Combat Log auch die komplette Liste vergangener Ergebnisse anzeigen lassen. Das Kampfsystem ist denkbar |
Man kann jederzeit die Kontinente einblenden, um sich über Grenzen und Boni zu informieren. |
einfach: Der Verteidiger darf lediglich mit zwei Armeen bzw. Würfeln die Stellung halten, braucht aber nur ein Unentschieden zum Sieg. Der Angreifer kann eine, zwei, drei oder alle seine Armeen ins Würfelfeld schicken, muss aber auch immer gewinnen, sonst verliert er eine Armee. Es kann also dazu kommen, dass man mit einer Armee eine Übermacht von zehn aufhält – ganz genau so wie im Brettspiel.
Man kann zwar endlos lange von allen angrenzenden Ländern aus angreifen, aber am Ende seines Zuges nur einmal Truppen verschieben („Fortify“) – also sollte man darauf achten, nicht gleich zwei Grenzen ungedeckt zu lassen. Denn die Länder wechseln hier überaus schnell den Besitzer, weil die KI recht flott erobert. Wer sich mit Risiko auskennt, sollte aber direkt auf der höchsten von drei Schwierigkeitsstufen starten, denn dort sind die Feinde eine knackige Herausforderung. Sie sichern sich gezielt Kontinente, erfüllen clever ihre Aufgaben und erobern in letzter Sekunde wichtige Länder – manchmal breitet sich eine Farbe wie eine Seuche aus.
Aufgaben bringen Sonderboni
Interessant sind die neuen Elemente, mit denen Dominion HD etwas über Risiko hinaus geht: Zum einen sind da die acht Aufträge, die allen Nationen zu Beginn gleich zur Verfügung stehen und dem Erfüllenden umgehend Boni bringen. Wer ganz |
Erfüllte Aufträge können auch wieder den Besitzer wechseln. |
Europa kontrolliert, bekommt z.B. eine zusätzliche Möglichkeit, Truppen zu verschieben, was sehr hilfreich sein kann. Wer Nordamerika oder zwei feindliche Hauptstädte hält, darf einen Flugplatz bauen, wodurch alle angrenzenden Ländern +1 auf ihr höchstes Würfelergebnis bekommen. Wer elf Städte besitzt, bekommt im nächsten Zug zwei Armeen mehr. Und wer 18 Länder kontrolliert, darf einmal zusätzlich im Angriff würfeln, um das niedrigste Ergebnis zu egalisieren.
Schön ist, dass die Erfüller dieser Aufträge umgehend farblich angezeigt werden. Da man das Spiel auch gewinnen kann, indem man eine bestimmte Anzahl dieser Missionen erledigt, kann es zu einem spannenden Wettlauf kommen: Was muss ich meinem Feind jetzt stibitzen, damit er seinen Auftragsjoker verliert? Das Ganze wird noch dadurch angeheizt, dass man nach der Eliminierung eines Gegners die Wahl hat, ob man dessen erfüllten Auftrag übernimmt oder lieber einen Invasionsbonus einstreicht – einmal erfüllte Aufträge bietet also keine Dauersicherheit. Leider gibt es innerhalb der Ziele etwas zu wenig Abwechslung, so dass man sich irgendwann daran gewöhnt hat.
Vor dem Spielstart kann man als Solist bis zu vier KI-Gegner in drei Schwierigkeitsstufen oder menschliche Gegner hinzufügen. Wer keine Lust auf lokale Scharmütze mit iPad-Weiterreichung hat, kann sich auch online über WiFi bekriegen: Bis zu fünf Nationen können an privaten oder öffentlichen Spielen teilnehmen – inklusive weltweiter Ranglisten. Vor dem Start muss man sich lediglich mit seiner E-Mail und einem Passwort bei Dot Matrix Online registrieren.
Ich dachte erst das wär wie das Brettspiel, dann hät ich's mir 100%ig geholt xD