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Dragon Age: The Veilguard im Test – Biowares starke, aber längst nicht perfekte Rückkehr

Nach zehn Jahren gibt es endlich die Fortsetzung zu Inquisition: Ob Bioware mit Dragon Age: The Veilguard das große Comeback gelingt oder endgültig zum Einheitsbrei wird, verraten wir euch im Test.

Screenshot-Collage aus Dragon Age: The Veilguard, versehen mit dem 4P-Testbanner.
© Electronic Arts / Bioware / Adobe Photoshop [M]

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Bösewichte ohne Ausstrahlung 

Wenn Solas aber gar nicht der primäre Antagonist ist, wer ist es dann? Darauf gibt es zwei Antworten: Ghilan’nain und Elgar’nan, zwei weitere ehemalige Götter der Elfen, die allerdings deutlich fieser als der Schreckenswolf sind. Die wollen sich einerseits rächen, andererseits die Welt unter ihre Kontrolle bekommen. 

Sie können Drachen in ihre Gewalt bringen, haben offenbar Einfluss auf die seit Origins immer wieder zu bekämpfende Verderbnis und sind generell halt wirklich mächtig. Wird zumindest behauptet, da Bioware aber die goldene Regel von “Show, don’t tell” immer wieder bricht, lösten Ghilan’nain und Elgar’nan bei mir die meiste Zeit nur relativ wenig Interesse aus.  Zwar gibt es durchaus Momente, in denen sie ihre gewaltigen Kräfte zeigen können, aber überwiegend wird davon nur gesprochen oder es steht irgendwo geschrieben. 

Ohnehin bleiben die beiden Elfengeschwister die meiste Zeit eher blass, sogar teilweise noch stärker als der ebenfalls sich unter Wert verkaufende Corypheus aus Inquisition. Im Grunde ist vor allem Elgar’nan das typische Abziehbild eines Tyrannen: Arrogant, überheblich, tief bis ins Innerste böse und immer denkend, dass nur er die Völker in eine bessere Zukunft führt, selbst wenn dafür halt ein paar Millionen sterben müssen. Ghilan’nain ist sogar noch weniger als das, weil sie eigentlich nur dessen Befehle ausführt, ohne selbst zu denken. 

Das ist schade, denn Solas beweist ja, dass Bioware deutlich spannendere Antagonisten schreiben kann. Und die Vorgeschichten von Elgar’nan und Ghilan’nain würden wesentlich mehr Charakterzeichnung hergeben, aber die Chance ergreifen die Autor*innen leider nicht. 

Epochale Steigerung 

Dass ausgerechnet zwei durchgedrehte Elfengötter die primären Feindbilder sind und nicht Solas, steht sinnbildlich für das, was Dragon Age: The Veilguard erzählen möchte: Eine epische Geschichte, die sich um nichts Geringeres als das Ende der Welt dreht. Im Vergleich dazu wirkt der Kampf gegen die Verderbnis in Origins wie eine kleine Aufwärmübung und die Ereignisse von Kirkwall wie ein Kaffeekränzchen bei Oma.  

Sogar im Vergleich zu Inquisition ist das noch einmal eine gehörige Steigerung, die Bioware hier serviert. Das muss längst nicht jedem gefallen, insbesondere denen nicht, die die zum Teil etwas bodenständigeren Ansätze der ersten beiden Teile mochten. Doch The Veilguard schafft auch etwas, was Inquisition oft verloren ging: Es zeigt an der Oberfläche viel öfter, wie kaputt und verdorben Thedas ist, anstatt nur davon zu erzählen. 

Nur immer noch nicht ausreichend genug. Aus Spoilergründen kann ich nicht allzu sehr ins Detail gehen, aber ihr trefft zwischendurch eine gewaltige Entscheidung, die man fair nicht lösen kann. Die schlussendlich davon negativ Betroffenen leiden darunter; so weit, dass sogar einer meiner sonst treuen Gefährten temporär nicht zur Verfügung steht. Man selbst kann später auch helfen, darf das Leid und Elend tatsächlich erblicken, aber vieles bleibt eine leere Kulisse. Zu diesem Umstand trägt bei, dass man im Grunde mit unwichtigen NPCs kaum interagieren kann. Manch einer sagt mal was im Vorbeigehen, aber so wirklich nimmt mich keiner wahr – hier vergeudet Bioware immer noch jede Menge Potenzial.  

  1. Mir ging es um den Begriff an sich. Der wird inzwischen in bestimmten Kreisen als Synonym für alles schlechte verwendet. Disney erzählt Geschichten von Mädchen, deren Weltbild nicht in die Eisenhower-Zeit passen? Boeings stürzen ab? Go woke, go broke, ob das mit der Realität etwas zu tun hat oder peng.
    Das kann man natürlich ignorieren. Man kann sich auch eine 88 an seinen Avatarnamen heften, weil man zufälligerweise dann geboren wurde. Wenn man weiß von wem das üblicherweise benutzt wird, sollte man davon lieber Abstand nehmen.

  2. Fakt ist, dass "woke" oder "divers" halt momentan noch ein relativ lokales Phänomen ist, also außerhalb des Internets, wobei das sicher in Berlin anders ist als in Gera.
    Aber ja, da wächst eine Generation heran, die da anders sozialisiert sind, weswegen das Ding noch stärker in der Popkultur landen wird.

  3. Ich behaupte mal, dass die gemäßigte Mitte woke nicht als Kampfbegriff benutzt. Das kommt nur aus einer Ecke und als gemäßigt ist die eher nicht bekannt.
    Wenn man in seinem ersten Post seit Jahren damit dann verschwenderisch um sich wirft, darf man sich über Gegenrede nicht sehr wundern. Aber was weiß ich schon, andere empfinden das als intelligent und differenziert.

  4. Veldrin hat geschrieben: 01.12.2024 18:52
    batsi84 hat geschrieben: 01.12.2024 16:41
    Spoiler
    Show
    Veldrin hat geschrieben: 01.12.2024 15:13
    Beziehst du dich auf meinen Kommentar? Falls ja, dann weiß ich nicht wo du rausliest ich würde behaupten, dass früher alles besser war. Mit Andor habe ich sogar ein (relativ) aktuelles Positivbeispiel gebracht.
    Es geht auch nicht darum ob irgendjemand vorkommt oder nicht. Es geht um das Predigen von oben herab, um die Beanspruchung der Deutungshoheit was nun progressiv ist und was nicht. Es geht darum dass die Immersion gestört wird und dass der Spieler als dumm verkauft wird. Das Writing auf dem Niveau einer sich schlecht verkaufenden Young-Adult-Novel. Es wirkt wie als wären da amerikanische Gender-Study-Studenten am Werk gewesen die noch nie in ihrem Leben ein Buch angefasst haben oder sich außerhalb ihrer Bubble bewegt haben.
    Und was ist jetzt das Problem? Queere Themen sind grundsätzlich in Ordnung, aber wenn sie schlecht eingebunden werden, dann fühlt man sich bevormundet?!
    Eine verkackte Designentscheidung macht jetzt kein Spiel grundsätzlich schlecht.
    Und als thematischer Nachbar der Geschlechterstudien kann ich dir versichern, dass in der Ecke sehr viele Bücher gelesen werden.
    Auch wird die eigene Bubble regelmäßig verlassen. Ansonsten würde man davon nichts mitbekommen und die Diskussion hier wäre überflüssig :P
    Was das Problem ist habe ich doch bereits dargelegt. Du kannst es ja gerne anders sehen. Und die eigene Bubble wird leider nicht regelmäßig verlassen. Die Verhältnisse in Deutschland ähneln zwar noch nicht denen der USA, aber das Lagerdenken nimmt immer weiter zu und die gemäßigte Mitte, die Aufklärung vor Ideologie (egal ob linke oder rechte "Wokeness") hochhält, wird endlich lauter.
    Die "gemäßigte Mitte" ist am Ende auch nur der konservative Gegenentwurf zur "schweigenden Mehrheit". Und je früher die Mitte versteht, dass sie aktuell die Deutungshoheit verliert, desto schneller können wir den Diskurs...

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