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Dragon Quest 3 HD-2D Remake im Test: Genre-Urvater mit optischer Frischzellenkur

Dragon Quest hat eine fast 40-jährige Tradition und gilt als eine der beliebtesten Reihen des Genres JRPG. Neben elf Teilen der Hauptreihe werden ältere Titel immer mal neu aufgelegt: So auch jetzt Dragon Quest 3 im HD-2D Remake

Titelbild Dragon Quest 3 HD-2D Remake
© ARTDINK & SQEX Team Asano / Square Enix (Adobe Photoshop [M])

Finde alle sieb… äh, sechs Dragon (Quest) Balls

Ab dem Zeitpunkt, da ihr ein Schiff bekommt, wird die Welt etwas offener und weniger linear – Questdesigns und Dungeons, in denen es keine nennenswerten Rätsel gibt und deren labyrinthartiger Aufbau aufgrund meiner detaillierten Karte ad absurdum geführt wird, bleiben aber weiterhin recht unkreativ. Neue Aufgaben ploppen am oberen Bildschirmrand auf und die Weltkarte zeigt mir das neue Ziel an – über den Aufbau der Welt, ihre Mysterien und die Motivation des Erzfeindes werde ich im Dunklen gelassen.

Plötzlich heißt es: Du musst die sechs mystischen Kugeln finden. Aha, warum? Was machen die und warum sind die so wichtig? Dann heißt es: Vielleicht bist du der, auf den der Immervogel gewartet hat! Der was bitte? Warum höre ich erst jetzt davon, wenn der so wichtig ist? Es wirkt alles sehr zufällig und konzeptlos aneinander gereiht.

Deutsche Übersetzung: Spagat zwischen Fremdscham und Kreativität

Optisch schön, inhaltlich aber wenig abwechslungsreich – ähnlich präsentiert sich Dragon Quest 3 HD-2D Remake auch akustisch. Der Soundtrack ist gemeinhin eingängig – es gibt aber gefühlt nur drei Themes: Overworld, Stadt und Kampf. Diese sind ganz hübsch, aber eben viel zu wenig variationsreich.

Die englische Sprachausgabe, die bei den handelnden NPCs zum Tragen kommt, ist interessant, weil sie mit jeweiligen regionalen Akzenten gesprochen werden. Die Welt von Dragon Quest 3 ist nämlich vom Aufbau der Erde gar nicht unähnlich: So gibt Städte und Regionen, die nach echtem Vorbild gestaltet sind, wie etwa Romaria (Italien), Khoriv (Russland) oder Baharata (Indien).

Auch in der deutschen Textausgabe werden entsprechend mal ein paar italienische, portugiesische oder sonst wie passende Vokabeln eingestreut – das ist manchmal etwas albern (wie bei den überzogenen visualisierten Akzenten der Amerikaner), manchmal recht kreativ, wie bei den Bewohnern von Jipang, die alle in Haiku sprechen.

Screenshot aus Dragon Quest 3 HD-2D Remake
Die Königin der Wüstenstadt Ibis, angelehnt an Cleopatra – witzig gedacht, in der Story aber eher irrelevant. Credit: ARTDINK & SQEX Team Asano / Square Enix (Screenshot | 4P)

Da sich, wie erwähnt, die NPCs optisch aber in den meisten Regionen nicht voneinander abgrenzen, bleibt die Immersion überschaubar. Und warum heißen Charaktere und Orte in der deutschen Übersetzung zum Teil anders als in der englischen Sprachausgabe (Mistress Patty = Heilerin Hilda, Village of Reeve = Dorf Vogt)? Das mag eine gängige Praxis sein, wenn der König allerdings von Patty erzählt und in den deutschen Untertiteln steht Hilda, dann wirkt das schon störend.

Profibockser… weil’s ein Bock ist, verstehste?

Ein Pluspunkt: Die in der deutschen Übersetzung sehr kreativen und oft witzigen Gegnernamen wie den Zombiehund Verrottweiler, das fliegende Insekt Zornisse, den Ziegenbock Profibockser oder das Froschmonster Halunke (der dauert etwas). Dieser klassische Übersetzerhumor erinnert mich etwas an das gut 30 Jahre alte Mystic Quest Legend, wo man es unter anderem mit der Horrorwindel, dem Schleim-Keim oder der Tornado-Amsel zu tun bekam.

Gekämpft wird in Dragon Quest 3 genretypisch rundenbasiert. Dabei könnt ihr einstellen, ob ihr für jeden eurer Partymitglieder die Kontrolle übernehmen oder diese abgeben wollt. So könnt ihr beispielweise individuell einstellen, ob sie sich auf Heilung konzentrieren oder ohne Rücksicht auf MP in den Kampf stürzen sollen.

Etwas verwirrend fand ich, dass man die Charaktere während der Kampfhandlung, also auch während die Monster attackieren, nicht sieht. Die Dialogboxen über Schadensanzeigen oder Statusveränderungen ploppen in drei Geschwindigkeits-Modi auf: Normal, schnell und blitzschnell. Alles andere als die letzte Option ist auf Dauer nicht auszuhalten, weil es astronomisch viel Zeit frisst.

Screenshot aus Dragon Quest 3 HD-2D Remake
Auch der Kampfbildschirm in den rundenbasierten Scharmützeln sieht klasse aus – aber warum verschwinden meine Charaktere während des Attacken? (Verschieben zum Vergleich)

Speichern könnt ihr übrigens nicht jederzeit und schon gar nicht in Dungeons, sondern nur bei Geistlichen in den Ortschaften. Diese können euch auch wiederbeleben – Tränke für Auferstehung oder gar Zauber sind rar gesät. Es gibt aber einen Easy Mode, der es verhindert, dass ihr sterbt. Ein netter Cheat, der jeden noch so fordernden Bosskampf zum Hintergrundgeplänkel degradiert.

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