Beim Balancieren über schmale Brücken funken schon mal die etwas träge Handhabung oder die sich wegdrehende Kamera dazwischen. In der dritten Dimension fühlt sich Media Molecules leicht verzögerte Hüpfsteuerung noch einen Deut unzuverlässiger an als bei Sackboy, z.B. wenn man an Schrägen abrutscht. Im Gegenzug offenbart die Kampagne aber das überraschende Potenzial von Dreams als Adventure-Baukasten, vor allem dank der Fähigkeiten des anpassbaren „Wichtel“-Cursors, der sich mit der Bewegungssteuerung des DualShock-Controllers präzise steuern lässt. Immer wieder schlüpft man aus der Spielfigur, um mit dem charmant grinsenden Geistwesen an Schubladen zu ziehen, alte Projektoren zu drehen oder die Welt anderweitig zu manipulieren – eine tolle Ergänzung für Puzzles im Stil von The Room!
Schade, dass sich die Rätsel in der Story so schnell durchschauen lassen. Vorm Kino etwa löst man ein kleines Film-Quiz und in einer surrealen Endstation voller schwebender Säulen bringt man der gestrandeten Musikerin eine Ersatz-Saite. Visuell schöpfen Media Molecule und die engagierten Community-Größen aber aus dem Vollen. Schummrig beleuchtete Studios, glühende Wälder und plötzliche Regie-Tricks mit aufwändigen Animationen und sogar Musical-Einlagen sorgen immer wieder für Gänsehaut. Derart malerisch wirkten bislang bestenfalls Adventures wie Silence, die mit Hilfe von Projection-Mapping erstellt wurden. Doch dank der aufwändigen Animationen und Regie-Tricks wirkt das Gesamtkunstwerk hier noch lebendiger – inklusive Dunst und authentischer Beleuchtung.
Kurzes Vergnügen
Sackboys Kampagnen waren schon kurz, doch diesmal ist der „Profi-Traum“ sogar nach zwei bis drei Stunden vorbei. Im Gegenzug steuert Media Molecule aber immerhin wieder einige zusätzliche kleine Profi-Levels bei. Wer keine Lust aufs große Basteln hat, kann sich außerdem an „Wichtel-Quests“ genannten Herausforderungen versuchen und mit verdienten Objekten den eigenen Heim-Bereich ausschmücken.
Die wahre Schöpfungsgeschichte beginnt allerdings im großen Editor: In Dreams setzt man hübsche Objekte zu einer Kulisse zusammen, färbt Oberflächen wie Wiesen oder Wasser mit der passenden Palette ein und verpasst dem Ganzen Effekte wie hübschen Glanz, Wellenbewegungen oder eine urige Horror-Lichtstimmung. Sogar Kompositionen im Soundstudio sind möglich. Am meisten Persönlichkeit bekommen die Werke aber durch das Schwingen diverser Pinsel. Während man in LittleBigPlanets Ebenen meist mit Bastelmaterialien modellierte, um sie mit Stickern zu verschönern, kann man seinen Visionen diesmal am besten mit Gemälden Ausdruck verleihen, die später in der Kulisse verbaut werden.
Media Molecule hat in einem Interview schon Interesse daran bekundet, den Nutzern die Möglichkeiten zu geben ihre Projekte zu vertreiben. Das ganze ist jedoch mit vielem Problemen behaftet was die Lizensierung und Urheberrechte, Plagiate etc. angeht.
Da würden bei den ganzen Kopien von Mario, Pokemon, Sonic etliche Klagen vor der Tür stehen oder wie sieht es bei Projekten aus, wo man Elemente anderer Projekte übernommen hat?
Ich denke ein System ala Patreon wo man Geld ''spenden'' kann an die Nutzer unabhängig vom Content macht da mehr Sinn.
Aber das ganze ist ja noch in den Kinderschuhen, mal schauen wie es sich entwickelt.
Das ist die technische Seite, aber was ist mit der kommerziellen Verwendung? Und wie ist der Workflow?
Letztlich ist es doch irgendwo ein Hybrid aus Spiel und Anwendung, oder?
Persönlich bin ich zudem auch so eingerichtet, dass ich am PC eine "lean forward" und auf der Couch eine "lean backward" Mentalität habe. Finde es gesund das so zu trennen. Deshalb wären meine Ambitionen etwas wirklich hochwertiges auf Konsole zu erstellen eher gering.
Gut, muss nicht jeder so sehen. Aber dann kommt halt eben noch das Gefühl dazu, dass man seine kreative Energie in einer geschlossenen Plattform verballert. Im Moment verdient ja nur Dreams selbst daran, oder? Das wäre ja schon klassischer Plattformkapitalismus, auch wenn man hier vielleicht mehr Publikum hat, als "draußen". Aber wie transferiert man dieses Publikum? Gibt es Schnittstellen, um auf eigene Plattformen und Projekte zu verlinken und Kontakte außerhalb von Dreams zu sammeln?
Manche erstellen Spiele, manche nur Aspekte. Manche stattdessen Kunstwerke/Bilder, Filme, Musikvideos, Musik, Soundeffekte, 3D Modelle und so weiter. All das wiederum kann geteilt werden und findet wieder in anderen Projekten Verwendung. Oder man macht sich direkt mit mehreren an die Erstellung eines gemeinsamen Kooperativen Projekts und spezialisiert sich auf gewisse Aspekte.
Jedes Medium hat irgendwelche Limits, das ist ja auch ein Grundpfeiler der Kunst, diese Limits zu verwenden statt sich daran zu stoßen. Such Dreams hat Limits. Aber diese sind im Vergleich gering bzw die Möglichkeiten so umfangreich, das man diese kaum bemerkt. Sieht man sich an was Spieler bisher alles erstellt haben, hat man auch nicht das Gefühl es gebe Limits. Immer wen man denkt man hätte alles gesehen kommt eine neue Kreation die die Grenzen sprengt. Vor einer Zeit dachte man es wäre nicht möglich richtige Open World Titel in Dreams zu erstellen und mittlerweile gibt es davon einige mit wunderschönen großen Landschaften und tollen Details, Fahrzeugen , Burgen und anderen Kram. Dreams überrascht eigentlich...