Veröffentlicht inTests

Geheimakte: Tunguska (Adventure) – Geheimakte: Tunguska

Was uns im September 2006 auf PC begeisterte, erscheint jetzt auf Wii: Geheimakte: Tunguska. Das klassische Point&Click-Adventure konnt damals mit frischer Rätselkultur, logischen Problemlösungen und interaktivem Hilfekomfort punkten. Wie spielt sich das Abenteuer rund um einen verschollenen Wissenschaftler mit Remote und Nunchuk?

© Animation Arts / Fusionsphere Systems / Deep Silver

Sehr gute Regie

Die Zeit vergeht im Nu und man wird von vielen wirklich gelungenen Zwischensequenzen begleitet von Museen in Privathäuser, von Kanalisationen in Militärlager, von Zugdächern in Herrenhäuser geführt. Selbst China, Irland und Kuba

Schöne Zeichnungen, hier und da etwas Bewegung im Hintergrund, aber ansonsten technisch eher konservativ.

Auch ohne spektakuläre 3D-Grafik: Die Kulisse ist edel, die Locations sind sehr schön gezeichnet und kommen auch am Fernseher gut zur Geltung. Die hohe Frequenz der Filmszenen sorgt für eine erzählerische Dynamik, die nie um böse Vorboten verlegen ist – ein schwarzes Auto im Nebel, ein russischer Mafiosi im Zigarettendunst. Das Flair ist zwielichtig, das Mysteriöse ständig präsent. Dadurch, dass Nina und Max später als Duo zusammen arbeiten, ergeben sich auch interessante Team-Szenen: Obwohl sie räumlich getrennt sind, können sie über einen Faden mit Kieselstein wichtige Gegenstände austauschen, um sich zu befreien. Hier macht das Spiel so richtig Spaß, hier weht der Wind der alten Adventure-Zeiten.

Alle Locations bestechen zudem durch ihren authentischen Anstrich: In Berlin gibt’s deutsche Straßennamen, in Russland begegnet euch Kyrillisch. Hinzu kommen feine Animationen, die die Sterilität der gezeichneten Hintergründe etwas aufbrechen: Jeans wackeln im Wind, Motten umschwirren das Licht, Dampf schwelt aus Gullys und Echtzeitschatten unterlegen die Laufwege der Figuren. Die Kulisse kann zwar nicht mit großen Schauplätzen oder rasanten Kamerafahrten à la The Moment of Silence <a class="DYNLINK" onmouseover="DynToolTipp_Show('Klicken für Gameinfos‚)“ onmouseout=“DynToolTipp_Hide(); “ href=“javascript:DynCont_Display(‚Gamefinder‘,’runmod.php?sid=%7BSID%7D&LAYOUT=dyncont_gf&spielid=4476′)“>

oder der technischen Üppigkeit oder räumlichen Freiheit eines The Longest Journey: Dreamfall <a class="DYNLINK" onmouseover="DynToolTipp_Show('Klicken für Gameinfos‚)“ onmouseout=“DynToolTipp_Hide(); “ href=“javascript:DynCont_Display(‚Gamefinder‘,’runmod.php?sid=%7BSID%7D&LAYOUT=dyncont_gf&spielid=5142′)“>
protzen, aber sie ist edel und stimmungsvoll.

Sehr gute Sprecher

Auch im Schnee wir geknobelt: Nina startet zwar in Berlin und kommt später bis nach Sibirien.

Dass man dem Geheimnis von Tunguska so gerne nachspürt, liegt nicht nur am historischen Kern des Ereignisses und der Rätsellogik, sondern auch an den Dialogen. Zum einen werden sie wirklich hervorragend gesprochen: Ich habe keine Stimme gehört, die nicht passte oder sich in irgendeiner Weise unmotiviert anhörte – im Gegenteil: Ob Staunen, Wut, Bestürzung oder Heiterkeit – hier wird alles sehr natürlich transportiert, die Sprecher von Brad Pitt und Angelina Jolie geben ihr Bestes. Heldin Nina hat einige knackige Sprüche auf Lager, die ihr abseits des Babe-Anstrichs eine sympathische Tiefe verleihen. 

Sie ist mehr als die rothaarige Schöne, für die man zunächst die Sex-Sells-Schublade aufmacht: Schon wieder so’n 90-60-90-Babe? Aber Fehlanzeige: Vor allem ihr ab und zu aufblitzender Chuzpe sowie ihre inneren Monologe verleihen den Gesprächen eine subversive Note: Sie schmeichelt einer Wache mit ihrem Charme und denkt sich gleichzeitig, was für ein Trottel da steht – sehr amüsant. Irgendwann stößt Max hinzu, so dass ihr auch Rätsel im Team lösen könnt.

Auf dem DS gibt es zwar keine Sprachausgabe, sondern nur Texteboxen, aber auch im Miniformat macht die Knobelei richtig Spaß.

Trotzdem gibt es auch in Tunguska zig Klischees oder zu schnell durchschaute Figuren wie etwa den Hausmeister oder Kommissar Kanski. Es gibt auch einige Dialogstellen, die aufgesetzt bis peinlich wirken. Als Nina unter einer Teppichecke ein Geheimfach findet, sagt sie tatsächlich:

„Eine Kassette. Lag sie da absichtlich drin oder ist sie da reingefallen?“

Autsch. Aber das sind wirklich nur Nadeln im Heuhafen. Tunguska hat aus erzählerischer Sicht vielleicht nicht die düstere Qualität eines Black Mirror <a class="DYNLINK" onmouseover="DynToolTipp_Show('Klicken für Gameinfos‚)“ onmouseout=“DynToolTipp_Hide(); “ href=“javascript:DynCont_Display(‚Gamefinder‘,’runmod.php?sid=%7BSID%7D&LAYOUT=dyncont_gf&spielid=3566′)“>

, die auch erwachsene Spieler sofort ansprach. Wer subtilen Schauder oder vielleicht Gänsehautmomente erwartet, ist hier trotz der Mystery-Ansätze, der Kapuzenträger und Geheimdienste fehl am Platze. Aber es nimmt den Rang einer richtig guten Drei-Fragezeichen-Episode ein, tendiert auch mit seiner beiläufigen Romanze in Richtung Baphomets Fluch <a class="DYNLINK" onmouseover="DynToolTipp_Show('Klicken für Gameinfos‚)“ onmouseout=“DynToolTipp_Hide(); “ href=“javascript:DynCont_Display(‚Gamefinder‘,’runmod.php?sid=%7BSID%7D&LAYOUT=dyncont_gf&spielid=1364′)“>
. Sprich: Es ist spannend, amüsant und gut erzählt. Freut euch auf viel Wortwitz und kernige Sprüche.

Ein großes Lob verdient auch die Soundkulisse: Nicht nur die Titelmusik mit ihren verschwörerischen Melodien hat mir gefallen, auch die vielen kleinen Einspielungen an eher unwichtigen Stellen. Als Nina vor der Wohnung ihres Vaters recherchiert, passiert z.B. hinter ihr irgendwo ein Unfall. Man hört bloß quietschende Reifen, dann ein lautes Fluchen, sieht  aber nichts – das ist klasse. So wirkt die eigentlich statische Szene gleich viel lebendiger. Es gibt immer ein subtiles Geräuschambiente, das im richtigen Moment mit einem Flüstern, Rauschen oder Zischen auftrumpft.

Wünschenswerte Kleinigkeiten

Schade ist, dass man die Dialoge einfach so runterspulen kann – sprich: Es hat keine Auswirkung, in welcher Reihenfolge oder gar wie man etwas fragt. Ein modernes Adventure sollte auch versuchen, in den Dialogen etwas mehr Eingriffsmöglichkeiten zu bieten. Auch das Thema Emotionen bleibt hier unangetastet. Ansonsten gibt es nur einige kleine Dinge, die man noch verbessern könnte: Etwa ein Inventar mit dreidimensionalen Gegenständen, die man drehen und zoomen kann – auch, um vielleicht versteckte Fächer oder Hinweise zu finden. Das würde dem Spiel noch mehr Stöbercharakter verleihen und es technisch aufwerten.
         

  1. 4P|T@xtchef hat geschrieben:Überkritisch ist mir durchaus sympathisch. :wink:
    Tunguska hat damals auf dem PC noch den Gold-Award mit 85%bekommen; der Prozentabzug resultiert vor allem aus den verschenkten Wii-Möglichkeiten. Trotzdem ist es unterm Strich ein gutes Adventure für Couchknobler - auch für Paare übrigens empfehlenswert.
    Naja, man hätte dennoch 85% geben können, denn mit Fuchtelsteuerung hätte ich das sicher nicht gespielt, man sollte daher nichts erzwingen und das Spiel als das testen was es ist, als ein sehr gutes Point & Click Adventure.

  2. Da verstehst du leider nicht recht meinen Standpunkt, aber bevor wir uns hier verrennen, sagen wir einfach, wir sind verschiedener Meinungen.
    Ich meine, das ist im Leben ja häufig so. ^^

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1