Warum habe ich mich so auf dieses kleine Spiel gefreut? Nicht nur, weil ich ein Faible für historische Wargames habe, die es vor allem auf dem Tisch als Tabletops mit Miniaturen oder Cosims (Konfliktsimulationen) zu vielen Schlachten vom antiken Gaugamela bis zum napoleonischen Austerlitz gibt. Vor allem jedoch, weil die Shenandoah Studios gerade mit dieser Brettspieltradition im Rücken sowie einem kreativen Zeitmanagement qualitative Zeichen im Bereich der Rundentaktik setzen konnten. Deshalb wurde Desert Fox: The Battle of El Alamein (Wertung: 92%) bei uns zum Strategiespiel des Jahres 2014 gekürt. Bereits die vorherigen iOS-Titel hatten mit ihren Gefechten des Zweiten Weltkriegs auch international hervorragend abgeschnitten – darunter Battle of the Bulge (Wertung: 88%) und Drive on Moscow (90%).
Daher war es fast zu erwarten, dass das unabhängige US-Studio einige Begehrlichkeiten wecken würde – zumal es trotz der Wertungserfolge wohl große finanzielle Probelem gab. Und so wurde es noch 2014 von der britischen Slitherine Group aufgekauft, die sich vor allem auf Strategie aller Art für den Rechner spezialisiert. Schon vor der Übernahme häuften sich die Verschiebungen und Ungereimtheiten rund um das Kickstarter-Projekt Gettysburg – es kam nicht vorwärts, es gab Verwirrung aufgrund des Brettspiels gleichen Namens, das eigentlich bei Clash of Arms Games erscheinen sollte und viele Backer befürchteten schon die Einstellung. Statt wie geplant das iPad wurde dann unter den neuen Besitzern der PC zur ersten Entwicklungsplattform ernannt. Unterm Strich musste man jedenfalls drei Jahre auf ein 2014 als „fast fertig“ bezeichnetes Spiel warten, das seit dem 20. Juli für 8,99 Euro bei Steam erhältlich ist. Ob es tatsächlich noch für iPad erscheint?
Norden gegen Süden
Wie auch immer: Umso größer ist die Ernüchterung, wenn man es endlich spielt – denn im Gegensatz zu den bisherigen Titeln entsteht nicht diese besondere taktische Faszination. Das ist seltsam, denn sowohl die Draufsicht als auch die abstrakte Darstellung wirken vertraut. Sowohl Spielprinzip als auch Präsentation weichen zwar nicht auf den ersten, aber spätestens auf den zweiten Blick von den Vorgängern ab.
Dabei sorgt die edle Karte der Region um Gettysburg umgehend für historisches Flair, weil sie im Stile des 19. Jahrhunderts gestaltet ist: Jeder noch so kleine Fluss oder Hügel, jede Straße und jeder Trampelpfad ist sichtbar und wird teilweise original benannt – von „Mc Pherson’s Ridge“ bis „Weikert’s Hill“. Es gibt in dieser kartographischen Draufsicht keine sichtbaren Gebiete mit Grenzen, aber sie ist in Hexfelder unterteilt und alle möglichen Positionen werden erst bei Bewegung als Punkte angezeigt.
In diesem Gelände kann man entweder auf Seiten der Union oder der Konföderierten die berühmte Schlacht des Amerikanischen Bürgerkriegs nachspielen. Dabei hat man die Wahl zwischen drei KI-Stufen und sechs Szenarien, die entweder eine begrenzte Zeit von wenigen Stunden oder das komplette Geschehen vom 1. bis 3. Juli 1863 über 31 Züge inszenieren. Außerdem gibt es einen Online-Modus für zwei Spieler. Meist gilt es bis zu einer bestimmten Runde mehr Siegpunkte als der Gegner vorzuweisen, indem man ihm Verluste zufügt oder mit Flaggen markierte strategische Punkte auf der Karte besetzt und hält. Woran liegt es also, dass der taktische Funke nicht so überspringt wie mit Panzern & Co in den Ardennen oder in Nordafrika?
Also ich finde dieser Test tut Slitherine ein bisschen Unrecht und erwähnt auch überhaupt nicht daß Shenandoah bereits Pleite gegangen war.
Hier mal eine Zusammenfassung von Iain McNeil von Slitherine (letzter Post):
http://steamcommunity.com/app/365560/di ... 860598597/
Dann besser ab zu "Ultimate Generals: Civil War (Oder das ältere Gettysburg)"
Überhaupt, wo bleibt der test zu UG:CW, dieses wunderbare Juwel ist nun schon ein paar Wochen aus der EA Phase draussen.
Sehr, sehr schade. Mit Ballte of the Bulge hatte ich seinerzeit richtig viel Spaß. Die Nachfolger konnte ich dann leider mangels iPad nicht mehr spielen. Hatte immer gehofft, dass es noch irgendwann mal Android Umsetzungen gibt. Diese kann ich mir jetzt wohl entgültig aus dem Kopf schlagen.
Schade. Nicht, dass ich darauf gewartet hätte, hab das erste mal davon gehört, aber das hätte was werden können. Andererseits wird man darüber auch nicht unbedingt arm. In einem schwachen Moment werde ich wohl trotzdem zugreifen.