Die Last mit der Altlast
Bill Roper steht unter Druck: Nach seinem Abschied von Blizzard, der darauf folgenden Gründung der Flagship Studios und der Ankündigung, sich einem neuen Action-Rollenspiel zu widmen, ist die Erwartungshaltung enorm. Immerhin hat der Meister seinerzeit mit einigen seiner Gefolgsleute den Hack&Slay-Klassiker Diablo 2 ins Leben gerufen – trotz einiger grauer Haare und aufpixelnder Helden bis heute der positive Inbegriff für das, was wir in der Redaktion mal liebevoll, mal abfällig „Kloppmist“ nennen.
Und auch wenn mittlerweile einige Titel erschienen sind, die sich rühmen können, auf Augenhöhe mit der Teufelsjagd zu sein, dürfte Mr. Roper erst dann zufrieden sein, wenn eine Wachablösung stattgefunden und er die Konkurrenz überholt hat.
Auf dem Papier scheint dies auch beschlossene Sache: Mit ausgefeiltem Balancing von Gegenständen kennst sich das Team genau so aus wie mit der Erstellung von zufällig generierten Abschnitten. Und da man sogar einige für das Genre ungewohnte Mechaniken in der Hinterhand hat, rechnete man sich gute Chancen aus, das angestrebte Ziel zu erreichen: Die Zukunft des Action-Rollenspieles neu zu definieren. Schaun mer mal!
Aller Anfang ist schwer
Es hätte so schön sein können: Urlaub und Hellgate London (HL) im Laufwerk des PCs. Zeit genug, um dem Online-Modus auf den Zahn zu fühlen. Doch es kommt, wie es laut Murphy immer kommen muss: Nix geht! Server sind down, keine Anmeldung möglich, vom Spielen über das Internet ganz zu schweigen. Auf Nachfrage heißt es, dass die Server aller
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Voraussicht nach in der Nacht an den Start gehen.
Okay: Das gibt mir Zeit, mich der Offline-Kampagne in der Hoffnung zu widmen, dass sich Hellgate London (HL) dort aufwändiger präsentiert als in der Mehrspieler-Beta.
Und schwupps wird auch schon das größte Manko aus den tiefsten Tiefen der Hölle ans Tageslicht gezerrt: Die schwache Präsentation der typischen Gut-gegen-Böse-, sprich Menschen-gegen-Dämonen-Geschichte, die man in der einen oder anderen Form schon einmal woanders gesehen hat – dutzendfach.
Auch der Wechsel des Zeitalters und des Ortes, weg von typischer Fantasy mit Elfenstadt und Orkdorf hin zu einem düsteren London der nahen Zukunft hilft nur begrenzt weiter. Denn alle interessanten Ansätze und die abgefahrenen Figuren, die euch in den U-Bahnschächten der von bösen Mächten überrannten englischen Metropole begegnen, sind angesichts der Präsentations-Mängel vergebliche Liebesmüh.
Schwache Regie
Immerhin schreiben wir das Jahr 2007. Und da sind starre Gesichter der wesentlichen NPCs ebenso Fehl am Platze wie die kaum vorhandene Sprachausgabe. Dass diese ohnehin nicht die Texte der Geschichte (außer in den Render-Cutscenes) oder die Aufgaben widergibt, sondern aus ein paar meist unzusammenhängenden Sprachschnipseln besteht, die sich häufig wiederholen sorgt nicht gerade für Atmosphäre. Da sind schon lange erhältliche Titel wie Titan Quest, Silverfall und selbst Legend mit seiner Nervelfe weiter.
Die Kulissen sind bieder, aber dennoch in sich stimmig und durch einen ganz eigenen Stil gekennzeichnet… |
Offline wirken die U-Bahn-Stationen, die als letzte sichere Bastionen der Menschheit dienen, zudem sehr leblos: Es gibt kaum Bewegung, alles erinnert eher an ein Krankenhaus und im schlimmsten Fall an eine Leichenhalle. Und über allem liegt Stille…
Vom Kampf gegen das Böse
Dabei haben die Auseinandersetzungen gegen die Dämonenbrut durchaus interessante Charaktere zu bieten. Diese nimmt man aber vermutlich nur im Ausnahmefall wahr, wenn man sich tatsächlich mal den Texten widmet. Denn immerhin möchte man ja so schnell wie möglich rein in die Action, oder?
Und spätestens ab hier spielt HL seine Stärken aus: Sechs Klassen stehen zur Verfügung, die von Nahkämpfern über Figuren, die sich Helfer beschwören bzw. bauen können, bis hin zum futuristischen Äquivalent eines Zauberers reichen. Mit ihren reichhaltigen Fähigkeitenbäumen gibt es allerlei Spezialattacken, Sonderzauber und für jeden auch Heilmöglichkeiten zu erlernen, denen eines gemeinsam ist: Das ausgereifte Balancing. Bei unserer Testsessions konnte sich keine Klasse einen entscheidenden Vorteil gegenüber den anderen sichern, wenn es im Kampf gegen die Ausgeburten der Hölle zur Sache ging.
sieht aus wie 'ne schicke mod zu einem toten spiel.
Ich kann es mir echt nicht verkneifen. Aber nach 3 Jahren in denen Hellgate London zum Inbegriff des Flops seiner Generation wurde kann ich nur sagen: da sieht man mal wie Wertungen daneben liegen können! 81 Punkte für diesen Schrott! Sagenhaft. Und ein so solides Spiel wie Venetica bekam "nur" 80. Naja. Dass sich über Geschmack nicht streiten ließen sagen ja nur die, die keinen haben.
Im Ernst, bei manchem Re-review klappt einem die Kinnlade runter welcher Bockmist manchmal so gehyped wurde, und welche durchaus guten Spiele Werte-Technisch stiefmütterlich abgetan wurden.
ich mags, es macht spaß und [Flamewar on] die steuerung ist immer noch besser als bei jedem Konsolenshooter [/Flamewar]