Ob als wahlweise auch zwei Klingen schwingender Schwertmeister, als Ingenieur mit seinen später ebenfalls ausrüstbaren Robot-Helfern und frei schwebenden Raketenwerfern oder als Kampfmagier, der sich auf die elementaren Dinge des Lebens und Tötens verlässt, kommt man schnell zu Erfolgserlebnissen wie ersten Stufenaufstiegen und neuen Fähigkeiten.
Vielleicht auf Dauer allerdings etwas zu problemlos: Der Schwierigkeitsgrad ist über einen Großteil der Auseinandersetzungen hinweg deutlich am unteren Ende des Spektrums angesetzt. Selbst die Kämpfe gegen die „epischen“ und „seltenen“ Versionen der Standardmonster, die zumeist hervorragende Beute versprechen, sind nur dann fordernd, wenn große Gegnerhorden auf euch einstürmen. Von den Bosskämpfen ganz zu schweigen, die zwar unter Umständen den einen oder anderen Tod zur Folge haben können, die aber letztlich mit ähnlichen Taktiken wie das übliche Kanonenfutter zur Strecke gebracht werden können. Hier offenbart sich Spielraum nach oben.
Waffen und Monster bis zum Abwinken… Braucht man als Hack&Slayer mehr, um glücklich zu sein? Atmosphäre und Präsentation wären nett…
Gleiches gilt für das allgemeine Missionsdesign. Von den weit über 200 Aufgaben, die insgesamt auf euch warten, bestehen gut 90 Prozent aus bekannten und bewährten Versatzstücken: Hole dies, bringe das, finde soundsoviele Monsterteile, lege X Schalter um, töte dieses oder jenes Vieh… In diesem Bereich hat sich Hellgate seit Diablo 2 nicht sehr stark weiterentwickelt. Muss es auch nicht. Denn solange die Konkurrenz sich auf dem gleichen Niveau bewegt, gibt es keine Veranlassung, die vom Spieler offenkundig so gewünschten Missionsverhältnisse umzustülpen. Und letztlich sind es genau diese niederen Primärinstinkte und -Mechanismen, die auch bei mir funktionieren und letztlich nur die Zweitmotivation bilden.
Und dann ist es doch irgendwann so weit: Von Zeit zu Zeit begegnet euch ein Auftrag, der ungewöhnlich anders und dadurch enorm erfrischend ist. So etwa, wenn ihr über eine Zentraleinheit Befehle an eine Vier-Mann-Squad gebt und ihr diese quasi in der HL-Version eines Strategiespiels light an ihr Ziel bringen müsst, während um euch herum die Hölle los ist – wortwörtlich. Oder der Moment, in dem ihr in den Verstand eines Technikers eindringen müsst und schließlich seiner multiplen Persönlichkeit als Boss begegnet und bekämpft. Oder auch die Sequenz, in der ihr an einem Stationärgeschütz einen Angriffswelle an Flugdämonen nach der anderen abwehren müsst.
Diese Ideen sind sicherlich nicht bahnbrechend und unter dem Strich auch nicht neu, doch im über die letzten Jahre eher stagnierenden Action-Rollenspiel definitiv eine Bereicherung. Zu schade, dass man sich über einen Großteil der Zeit mit den üblichen Aufgaben herumschlagen muss.
Gib mir mehr!
Was sprechen Hack&Slays an? Richtig! Zwei primäre Instinkte: Das Jagen und das Sammeln. Vor allem Letzteres hat von Diablo über Nox, Dungeon Siege und wie sie alle heißen, immer wieder dazu geführt, sich Maus und Keyboard zu schnappen und einen weiteren Abschnitt nach dem „BBI“ zu durchforsten, dem „Bigger Better Item“, der immer besseren Ausrüstung, die natürlich auch in HL in verschiedenen Wertigkeits- und Raritäts-Stufen zu finden ist und von einem Zufallsgenerator ausgespuckt wird.
Zufällig generierte Abschnitte sind gut und fördern den Wiederspielwert. Zu wenig Variationen innerhalb der Abschnitte sind schlecht… |
Im Gegenstandssystem liegt auch die größte Stärke der Jagd auf die Höllenbrut. Die Ausschüttungsrate befindet sich in einem sehr angenehmen Bereich und man bekommt immer wieder in den richtigen Momenten seltene oder gar epische Waffen, Rüstungsteile etc. zugespielt. Dass diese natürlich nicht immer für die eigene Klasse passen und das Inventar unter dem Strich trotz zusätzlicher Lagerstation in den U-Bahn-Schächten immer wieder einen Tick zu klein zu sein scheint, liegt in der Natur der Sache. Doch diese vermeintliche Schwäche nutzt HL für seine Zwecke schamlos aus und bietet ein grenzgeniales Prinzip. Vollkommen ohne Vorkenntnisse könnt ihr nahezu alles, was ihr findet, in seine Einzelteile zerlegen, wobei seltene Gegenstände natürlich auch aus seltenen Ingredenzien bestehen.
Diese Werkstoffe könnt ihr wiederum nutzen, um eure bestehende Ausrüstung an speziellen Stationen aufzuwerten oder bei bestimmten Händlern „Gegenstände auf Abruf“ herzustellen. Da bestimmte Waffen zusätzlich noch über Einschubmöglichkeiten verfügen, an denen verstärkende Batterien, Relikte etc. ein- und ausgebaut werden können, kann man sich schnell und unkompliziert eine Waffe zusammenstellen, die mit einem wächst und nicht nach drei oder vier Stufenaufstiegen wertlos geworden ist.
Natürlich wäre es wünschenswert, dass man ultraseltene Gegenstände, die nicht zur eigenen Charakterklasse passen, an eine Alternativfigur aus seinem „Stall“ weitergeben könnte. Doch selbst ohne diese Möglichkeit haben wir für jede Figur, die wir gespielt haben, nach einiger Zeit eine imposante Ausrüstung beisammen gehabt – das ist natürlich sehr motivierend und ist ein weiteres Beispiel für das hervorragende Balancing
Purer Zufall
Wie Urahn Diablo setzt auch HL auf größtenteils zufällig generierte Abschnitte – alles außer den U-Bahnstationen wird ausgewürfelt. Allerdings geht Flagship noch einen Schritt weiter als man es bislang gekannt hat. Denn wo sämtliche „Zufalls-Titel“ nur das Levellayout auswürfeln, gibt es bei Hellgate zahlreiche Parameter. Das beginnt bei dem verwendeten Grafikset und endet erst bei den ausgewählten Gegnern, die euch in diesem Set begegnen. So kann man sich nie sicher sein, was einem begegnet, wenn es einen entweder beim erst- oder auch beim zwei- oder dreimaligen Spiel dorthin verschlägt.
sieht aus wie 'ne schicke mod zu einem toten spiel.
Ich kann es mir echt nicht verkneifen. Aber nach 3 Jahren in denen Hellgate London zum Inbegriff des Flops seiner Generation wurde kann ich nur sagen: da sieht man mal wie Wertungen daneben liegen können! 81 Punkte für diesen Schrott! Sagenhaft. Und ein so solides Spiel wie Venetica bekam "nur" 80. Naja. Dass sich über Geschmack nicht streiten ließen sagen ja nur die, die keinen haben.
Im Ernst, bei manchem Re-review klappt einem die Kinnlade runter welcher Bockmist manchmal so gehyped wurde, und welche durchaus guten Spiele Werte-Technisch stiefmütterlich abgetan wurden.
ich mags, es macht spaß und [Flamewar on] die steuerung ist immer noch besser als bei jedem Konsolenshooter [/Flamewar]