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Ion Fury (Shooter) – PC-Technik auf Konsolen…

Ob ein Shooter wie Ion Fury auch auf Konsole funktionieren kann? Ich war durchaus skeptisch, denn die Art und Weise, mit der das von Duke Nukem 3D inspirierte Spiel schnelle Action inszeniert, ist aufgrund der zugrundeliegenden Technik nicht gerade prädestiniert für auf eine Steuerung mit Gamepad. Trotzdem ist es inzwischen für Nintendo Switch, PlayStation 4 und Xbox One erschienen, weshalb wir mit diesem Test ein Blick auf die Umsetzungen werfen.

© Voidpoint / 3D Realms / 1C Entertainment

Y=X

Was es mit Ion Fury auf sich hat? In aller Kürze: Grandiose Old-School-Action – besser kann man die alte Schule nicht in die Jetztzeit hieven! Für alles weitere verweise ich auf unseren Test des im vergangenen Jahr erschienenen PC-Originals, denn was damals galt, hat im Wesentlichen auch auf den Konsolen Bestand. In den folgenden Absätzen will ich lediglich auf Besonderheiten eingehen, die das Spielen auf Konsole auszeichnen.

Immerhin fällt das ausgesprochen rasante Laufen, Springen und Anvisieren relativ kleiner sowie sehr flinker Gegner per Analogstick eine ganze Ecke schwerer aus als mit Maus und Tastatur. Ich komme hier jedenfalls viel stärker ins Schwitzen als auf PC – was u.a. daran liegt, dass man das Fadenkreuz auf der Y-Achse genauso schnell bewegt wie auf der X-Achse und es keine Möglichkeit gibt, das zu verändern. Auch wenn die Vertikale in Ion Fury zum Glück eine große Rolle spielt, hätte man sich hier am Großteil der Konsolen-Shooter orientieren sollen, um ein genaueres Zielen zu ermöglichen.

Überhaupt ist es schade, dass man die Tasten nicht frei belegen, sondern nur zwischen zwei voreingestellten Varianten wählen darf. Gut natürlich, dass die z.B. das Springen und Ducken per Schultertaste ermöglichen, sodass man einen Feind nicht „aus den Augen“ verliert, weil man den Daumen vom rechten Analogstick nehmen muss. Außerdem erleichtert eine optionale Zielhilfe das Anvisieren.

Überempfindlich

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Leider geht die schnelle Action mit den Joycons der Switch längst nicht so gut von der Hand, wie sie eigentlich gedacht ist. © 4P/Screenshot

Auf Nintendo Switch kann man zusätzlich das Anvisieren durch Bewegen der Konsole bzw. des rechten Joycons aktivieren, was z.B. dabei helfen kann, kleine Korrekturen vorzunehmen. Weil man nach dem anschließenden Zurückbringen des Controllers in eine für die Hand angenehme Haltung die Sicht aber per Analogstick korrigieren muss, ergibt sich ein furchtbar verqueres Spielgefühl, das ich nicht empfehlen kann. Mal ganz davon abgesehen, dass das Drehen der kompletten Konsole nicht gerade praktisch ist. Was in Gravity Rush richtig gut funktioniert, passt leider schlecht in einen schnellen Handheld-Shooter.

Und leider ist das nicht das einzige Ärgernis, denn auf Switch kann ich Ion Fury ganz allgemein nur sehr eingeschränkt empfehlen und das hat einmal mehr mit den Analogsticks der Joycons bzw. einer Steuerung zu tun, die in keiner Weise auf deren kurze Hebelwege angepasst wurde. Die reagiert nämlich schon auf der zweitniedrigsten Einstellung so schnell auf Eingaben, dass präzises Zielen mit den Joycons überhaupt nicht möglich ist. Auf der niedrigsten Stufe sieht man sich hingegen nur noch dermaßen langsam um, dass man der schnellen Action quasi ständig hinterher schaut.

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Auf PS4 und One spielt sich der Shooter zum Glück fast so gut wie auf PC. Schade, dass man Y- und X-Achse nicht getrennt einstellen kann. © 4P/Screenshot

Ich spiele auf allen anderen Systemen auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad, aber auf Switch komme ich schon auf den niedrigen kaum zurecht! Ich frage mich nach wie vor, warum Entwickler ihre Umsetzungen – und es betrifft ja ausschließlich Umsetzungen – dermaßen schlampig an die Besonderheiten der Nintendo-Plattform anpassen. Glück im Unglück: Sobald ich beim stationären Betrieb vor dem Fernseher einen anderen Controller anschließe, ist dieses Problem kaum noch vorhanden. Das ist also unbedingt notwendig, um den Shooter auch auf Switch zu genießen.

Danke, Konami!

Wobei auch das eben nur mit Einschränkung gilt, denn das Spiel läuft auf der technisch schwächsten Hardware  mit lediglich 30 Bildern pro Sekunde, was für den flotten Spielverlauf viel zu wenig ist. Auch die Fassungen für PS4 und Xbox One leiden unter einem gelegentlichen Schluckauf, doch grundsätzlich ist die Action dort mit 60 Bildern pro Sekunde so flüssig, dass man sie voll genießen kann.

Nun gibt es allerdings eine interessante Option: Wer den klassischen Konami-Code (hoch, hoch, runter, runter, links, rechts, links, rechts, B, A) eingibt, schaltet auf Switch eine Bildrate frei, die über weite Strecken tatsächlich die magische Grenze von 60 erreicht. Perfekt ist diese Lösung zwar nicht, weil recht häufig starke Schwankungen auffallen, doch tausendmal besser als die Voreinstellung ist sie allemal!