[GUI_PLAYER(ID=98917,width=300,text=Just Dance 4 versucht auf Kinect, dem Rhythmus-Platzhirschen Dance Central Paroli zu bieten.,align=right)]Was nach dem Start der Kinect voraussetzenden 360-Version auffällt: Die Menüführung wurde optimiert. Statt sich im Bereich von Mikrobewegungen zu verlieren, setzt man auf große Symbole und eindeutige Gesten – sehr schön! Das bedeutet allerdings, dass man mitunter langwierig durch die Songs scrollen muss, wenn man einen bestimmten Track sucht, zu dem man abtanzen möchte. Unterschiedliche Sortier-Optionen sucht man vergeblich. Das würde jedoch erheblich schwerer wiegen, wenn man die Möglichkeit hätte, wie bei der härtesten 360-Konkurrenz Dance Central die Bibliothek aus knapp über 40 Songs durch den Import von Tracks der Vorgänger aufzustocken. Da diese jedoch fehlt, hat man irgendwann eine ungefähre Ahnung, wo sich der Song versteckt, den man sucht.
Hinsichtlich der musikalischen Bandbreite bekommt man eine gute Mischung: Neben halbwegs aktuellen Chart-Stürmern (z.B. Call Me Maybe/Carly Rae Jepsen oder On The Floor/Jennifer Lopez ft. Pitbull) bekommt man haufenweise Hits aus zahlreichen Jahrzehnten sowie nahezu allen Genres. Für mich persönlich fehlen zwar ein paar
rockigere Nummern, um das Tanzerlebnis zu komplettieren (nein, ich zähle The Final Countdown von Europe nicht zu Rock), aber dafür kann ich mich an Elvis Presleys Jailhouse Rock, dem Time Warp aus der Rocky Horror (Picture) Show oder Everyboy Needs Somebody To Love (dürfte den meisten aus Blues Brothers bekannt sein) versuchen. Insgesamt also eine durchaus ansprechende Sammlung.
Bekannte Party-Qualität
Wie der Vorgänger (4P-Wertung: 77%) setzt Just Dance 4 vorrangig auf schnellen unkomplizierten Party-Spaß. Dementsprechend ist die Bewegungserkennung immer noch recht tolerant, wenn es um die Wertung der einzelnen Positionen bzw. den Rhythmus geht. Das ist insofern positiv, da man beim nachahmenden Spiegeln der Bewegung des virtuellen Tänzers auf dem Schirm schneller Erfolgserlebnisse feiert als z.B. bei der Dance Central-Serie. Andererseits wird einem nicht aufgezeigt, wo die Position nicht ganz erreicht wurde oder weshalb man statt einem „Perfekt“ nur ein „Gut“ bekommen hat – und die Bewegungserkennung lässt sich immer noch recht einfach überlisten, was zwar dem Ausbau der tänzerischen Fähigkeiten, jedoch dem Spaß nicht schadet.
Die Choreografien per se können überzeugen und sind insgesamt sehr abwechslungsreich. Zwar gibt es für die ohnehin nur spärlich vorhandenen Schwierigkeitsgrade (Leicht, Normal) keine Unterschiede in der Darstellung (nur die Bewegungserkennung wird beeinflusst), doch die in grellen Farben sowie thematisch passend kostümierten Tänzerfiguren, die hinsichtlich Detailgrad im Vergleich zum Vorgänger einen deutlichen Schritt nach vorn gemacht haben, legen eine heiße Sohle aufs Parkett. Teilweise werden dabei Bewegungen verwendet, die man aus den entsprechenden Musikvideos kennt, teils (wie z.B. bei So What von Pink) gibt es Choreografien, die dem Künstler stilistisch entsprechen. Nach wie vor gibt es allerdings das Problem, dass die Piktogramme für die kommenden Bewegungen nicht immer eindeutig sind. Übung macht in diesem Fall den Meister. Wenn man die Songs ein paar Mal gesehen hat, kann man mit den Bildern mehr und mehr anfangen – bis hin zu dem Punkt, an dem man beinahe intuitiv auch bei unbekannteren Piktogrammen ahnt, was Just Dance von einem will.
Kinectisierter Tekken-Tanzbär?
Da der Ein- bzw. Ausstieg der Spieler unkompliziert erledigt wird und einige Songs bis zu vier Spieler mit unabhängigen Choreografien samt Positionswechsel unterstützen, ist coole Partystimmung garantiert – vorausgesetzt, man überwindet seine Kinect-Scheu. Doch auch abseits des „normalen“ Tanzens, bei dem sich leider keine Playlists erstellen lassen, findet man partytaugliche Unterhaltung. Dabei ist jedoch nur der „Sweat“-Modus (quasi die Fitness-Variante) von Beginn an verfügbar, alles andere muss man erst über neue Mojo-Levels freischalten. Je nachdem wie viele Sterne man für seine Darbietung bekommen hat und abhängig davon, ob und welche der sechs Zusatzaufgaben für jeden Song man bewältigt hat, bekommt man Mojo-Punkte. Steigt man in den nächsten Level auf, kann man am Glücksrad neue Choreografien bzw. Modi für die Songs bekommen. Dabei gibt es jedoch nicht nur alternative Bewegungsabläufe, die neue Anforderungen stellen. Besonders interessant sind die Dance-Mashups und vor allem der Battle-Modus,
bei dem wie bei einem klassischen Prügler eine Lebensleiste über fünf Siegpunkte hinweg entscheidet, wer der bessere Tänzer ist. Um dem Gegner Energie zu entziehen, muss man einfach über eine Passage hinweg akkuratere Bewegungen ertanzen.
Doch auch abseits der reinen Bewegungserfassung wird die Kinect-Kamera unterstützt. Von Zeit zu Zeit nimmt Just Dance 4 während eines Songs Videoschnippsel der Tänzer vor dem Sensor auf. Diese Clips können nach der Performance angeschaut werden und dienen z.B. als Basis für das bereits aus dem Vorgänger bekannte Autodance-Feature, bei dem die Software die Clips zumeist passend synchronisiert und so ein Mini-Musikvideo erstellt. Wer nicht scharf darauf ist, seine Bewegungskreativität erfassen zu lassen, kann dies in den Optionen ausschalten und sich stattdessen über den eigens dafür ins Leben gerufenen Just Dance TV-Kanal anschauen, wie sich andere vor der Kamera abmühen.