Ein Mann von Welt
Neben der Story und dem Gameplay ist der letzte wichtige Baustein für Kingdom Come: Deliverance 2 die Open World mit ihren unzähligen Nebenquests und Charakteren. Erst ihre Fülle rundet das so packende Immersionsgefühl tatsächlich ab. Und die ist definitiv vorhanden, immerhin gibt es diesmal ganze zwei Karten zu erkunden, die zweite noch größer als die erste. Jedes noch so kleine Dorf hält seine eigenen Geschichten und Aufgaben bereit und die Zwischenräume sind mit malerischer Natur gefüllt.
Selbst dort streift noch die ein oder andere Gestalt umher, es sind also mehr als genügend Situationen vorhanden, die eigenen Gesprächskünste auszupacken. Um mein Gegenüber so zu beeinflussen, wie es mir gerade recht ist, kann ich Redekunst, Charisma, Auftreten, Nötigen, Einschüchtern und Dominieren einsetzen. Was davon zur Auswahl steht, ist von Interaktion zu Interaktion unterschiedlich. Ob mein Versuch im Überzeugen glückt, hängt mit meinem Äußeren sowie den spezifischen Anforderungen zusammen.

Will ich mich beispielsweise als besorgter Gentleman präsentieren, darf ich nicht aussehen und riechen wie eine Mistgabel. Praktischerweise kann ich zwischen drei zurechtgelegten Outfits hin und her wechseln, mit denen ich unterschiedliche Stärken zur Geltung bringe. In meiner Rüstung ist es meine Kraft, im schicken Mantel meine edle Präsenz – sofern dieser frei von Flecken ist und ich gewaschen bin. Auf solche Zustände reagiert die KI äußerst konsequent und die Unterschiede, die dadurch entstehen, sind deutlich spürbar. Komplexes Rollenspiel wird hier zu Ende gedacht.
Lass die Leute reden
Die Logik des Gesprächs spielt ebenfalls eine Rolle, manche Aussagen müssen rein inhaltlich richtig getroffen sein. Das ist häufig nicht so einfach zu beurteilen, weil hinter der Vorschau einer Antwort nicht immer die volle Wahrheit steckt. So kommt es vor, dass ich Fragen stelle, die im nächsten Satz in eine Beleidigung meines Gegenübers umschlagen, was ich eigentlich eher vermeiden möchte.
Mit jedem einzelnen Charakter kann Heinrich nicht reden, einige sind auch reine Statisten, die tragen dann meist Namen wie „Dorfbewohner“ oder „Hausmädchen“. Hätte man denen allen ebenfalls Dialog gegeben, wäre das Skript vermutlich aus allen Nähten geplatzt, von daher kann ich die Entscheidung durchaus verstehen. Für sehr viel mehr Text/Sprache hätte ich sowieso nicht die Geduld. Der Übersichtlichkeit halber ist es zudem gut, dass nicht wie im ersten Teil fast jede und jeder in einem Dorf die gleichen Fragen beinah identisch gestellt bekommen und beantworten kann.
Solche Vorkommnisse existieren allerdings trotzdem noch, wenn auch nur sporadisch. Ich hätte mir beispielsweise gewünscht, dass die Gespräche zwischen den NPCs, die man belauschen kann, etwas mehr Abwechslung bieten. Wenn ich noch einmal die Geschichte mit der Leiche an der Mühle höre, mahl ich mich selbst zu Gerste. Dafür kann ich jetzt aber spontan einen kurzen Austausch führen, ohne das sich das Dialogfenster öffnet. Meist nutze ich das, um Wachen zu grüßen und somit meinen Ruf zu verbessern.
Teil 1 war toll, der lief auch noch auf meinem PC, habe dann aber doch stellenweise 1-2 Cheats benutzen müssen, da ich kein Welt-Spieler (mehr?) bin. Auf den Konsolen geht das jetzt nicht und es gibt auch keinen mod - Support oder so, richtig?
Dann kommt das - bis dahin sicher ausgepatcht - wohl lieber auf meine "ganz weit weg, wenn ich mal 1 neuen PC habe" - Warteliste. Aber guter Test!
Gut zu wissen dass das Kampfsystem entschlackt wurde!
Sind einfache Bauern und Banditen immer noch Pariermeister die auch noch kontern wie blöd, und funktionieren diesmal die Kombos? Im Vorgänger schienen die nur im Training ausführbar, während echte Gegner einfach kontern oder zu schnell gestorben sind.