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Lazy Raiders (Logik & Kreativität) – Lazy Raiders

Lazy Raiders ist das ideale Knobelspiel für Egozentriker: Der in die Jahre gekommene Archäologe und Abenteuerer Dr. Diggabone muss auf seinem Xbox Live Arcade-Ausflug durch aztekische Ruinen nicht einen Finger krumm machen. Stattdessen dreht sich die komplette Welt um ihn. Mit Hilfe meines Analogsticks lasse ich die quadratischen Labyrinthe blitzschnell rotieren, so dass er an fiesen Fallen, tödlichen Stacheln und rollenden Riesenfindlingen vorbei zu allerlei funkelnden Schätzen schliddert.

© Sarbakan Game Studio / Sarbakan Game Studio

Die ganze Welt dreht sich um mich!

Manch einer kennt aus seiner Kindheit vielleicht noch die kleinen, mit Wasser gefüllten Geduldsspielchen, in welchen man diverse Gegenstände an unterschiedliche Positionen schubsen musste, indem man einfach das komplette Gehäuse neigte. Eine fetter Plastikfisch rutschte natürlich schneller ans Ziel als ein dünner Ring. Der kanadische Entwickler Sarbakan hat sich dieses Prinzip zum Vorbild genommen: Dr. Diggabone und alles andere in den kleinen Labyrinthen besitzt eine spezifische Masse und daraus resultierende Trägheit. Wenn ich es geschickt anstelle, 

Nur nicht überanstrengen: Statt selbst zu laufen, rutscht Dr. Diggabone auf dem Hosenboden durch das Labyrinth, wenn man es in die gewünschte Richtung kippt.  
kullert z.B. die dicke Indiana-Jones-Kugel aus einer Mulde und walzt einen der vermummten Grabräuber platt, während der selig vor sich hin grinsende Dr. Diggabone nur ein kleines Stückchen auf seiner Plattform nach links rutscht.

Ist der Schwung zu groß, purzelt mein verwunderter Schützling dagegen dem maskierten Dieb in die Arme und wird danach noch von der Kugel plattgewalzt, was er mit einem entsprechend verstimmten Sprachsample quittiert. Außerdem gibt es für die misslungene Aktion einen dicken Abzug vom Punktekonto. Aber keine Bange: Lazy Raiders trägt seinen Titel nicht umsonst. Nicht nur die Hauptfigur ist ein Müßiggänger, auch ich kann mir alle Zeit der Welt lassen. Wenn ich Mist baue oder die Zeit abläuft, gibt es zur Strafe nur weniger Punkte – trotzdem lässt sich das Labyrinth in der Regel noch meistern.

Raffgier als Antrieb

Damit trotzdem Motivation aufkommt, haben die Kanadier ihrem Spiel ein sinnvolles Punktesystem verpasst: Je mehr glitzernde Klunker ich sammle und je mehr tödliche Stacheln ich mit dicken Kugeln zermalme, desto schneller füllt sich mein Konto. Dadurch werden wiederum weitere Schätze freigeschaltet und zum Schluss schnappe ich mir bei einem guten Durchgang sogar eine wertvolle Reliquie oder einen mit Diamanten verzierten Totenschädel. Die Beute lässt sich danach in einer kleinen Galerie betrachten. Auch die staubigen Grabkammern sind liebevoll gestaltet:

Nicht ganz so hübsch, aber praktisch: Die meiste Zeit über betrachtet man die Levels in der herausgezoomten Übersicht.

Aus den brüchigen, mystisch beleuchteten Rissen zwischen den Steinplatten rieselt derart viel Staub,  dass ich beim Zocken ständig Durst bekam. Auch der mysteriöse 5.1-Soundtrack erzeugt Abenteurer-Stimmung.

Für Abwechslung im Tomb-Raider-Alltag sorgen die Eis- und Wildwest-Welten sowie diverse Extras. Eine davon sind die Feuerfallen: Auf Knopfdruck stelle ich die komplette Welt auf den Kopf, wodurch die Flammen zu lodern beginnen. Schaffe ich es, eine TNT-Kiste in die Nähe zu bugsieren, zerreißt sie Sperren und Widersacher. Die bissigen Vampir-Fledermäuse funktionieren ähnlich: Die Flattermänner interessiert mein Gedrehe herzlich wenig – sie schweben stets wie angewurzelt an der gleichen Stelle. Doch sobald ich die Welt auf den Kopf stelle, verwandeln sie sich nicht in Graf Dracula, sondern in kleine violette Bälle, welche sich bequem in tödliche Piekser kullern lassen.    

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