Alles überall zur gleichen Zeit
Der Wechsel zwischen den beiden Welten ist das Kernelement des Abenteuers – Max entdeckt diese Fähigkeit jedoch erst zum Abschluss des ersten von fünf Kapiteln. An funkelnden Erscheinungen in der Luft – sowohl unter freiem Himmel als auch in geschlossenen Räumen – kann Max ein Portal öffnen. Ein Symbol am oberen Bildschirmrand zeigt (optional) an, ob sie sich gerade in der Realität mit der toten oder der lebendigen Safi befindet. Interessant: Während die Welt der „toten Safi“ in kühlen Blautönen gehalten und der Himmel meist verhangen ist, kommen in der anderen Welt mehr warme Farben und bunte Deko zur Geltung.
In der Folge muss sie diesen Dimensionssprung häufiger vornehmen; versperrte Wege könnten in der anderen manchmal Welt locker umgangen werden, hilfreiche Gegenstände lassen sich mit hinüber nehmen und Max kann sogar Personen belauschen, indem sie sich ihnen in der Parallelwelt nähert.
Dadurch ergeben sich viele Möglichkeiten, ganz Max-Caulfield-like herumzuschnüffeln, die Nase in fremde Angelegenheiten zu stecken und vielleicht sogar auch mal die persönliche Grenze zu überschreiten. Nicht nett, aber aufschlussreich, wenn man einen Mord aufklären will. Warum wirkt Max‘ Kollegin Gwen Hunter so gestresst? Was verbirgt der selbstdarstellerische Literaturprofessor Lucas Colmonero? Und wie passt die ehemalige Studentin Maya Okada ins Bild?
Wie sehr ihr euren Kolleg*innen, Studierenden oder anderen Personen auf den Schlips treten wollt, bleibt in vielen Situationen euch überlassen; ebenso wie die Möglichkeit, Romanzen einzugehen, Schnappschüsse zu machen, an bestimmten Plätzen in euch zu gehen oder mit dem Schnabeltier-Newsletter und Lorettas Podcast am virtuellen Campusleben teilzuhaben. Die verteilten Polaroids und Fotospots als Sammelobjekte sind allerdings zumeist sehr offensichtlich verteilt.
Es bleibt Zeit zum Genießen
Das Adventure profitiert, wie für die Reihe üblich, von den vielschichtigen Charakteren, zu denen Max eine tiefe Verbindung aufbauen, aber auch stark in ihrer Gunst sinken kann; von einer der Situation angepassten Stimmung, die zwischen idyllisch und angespannt wechselt, sowie einem atmosphärischen Indie-Soundtrack.
Auch die Schauplätze können sich sehen lassen: vom romantisch verschneiten Campus mit seinen Skulpturen und dem zugefrorenen See, der Studentenbar Snapping Turtle mit den beeindruckenden Wandgemälden bis zu Max‘ geräumiger und lichtdurchfluteter Maisonette-Wohnung im Hellerton House. Die Motivation, über die Szenen verteilt wiederholt durch die Setting zu streifen, ist da durchaus gegeben.
Ihr Übriges tut dabei die Story, die nicht eben arm an Wendungen und erschreckenden Enthüllungen ist, auf die ich aber im Detail natürlich nicht eingehen will. Nur soviel: Wer sich die Deluxe-Edition von Double Exposure gegönnt hat, um die ersten beiden Kapitel schon zwei Wochen vor Release genießen zu können, wurde mit dem vielleicht krassesten Cliffhanger der Reihe auf die Folter gespannt.
Zum Ende eines Kapitels wird, wie aus vielen anderen narrativen Adventures bekannt, noch einmal aufgeschlüsselt, welche wichtigen Entscheidungen Max getroffen hat und wie viel Prozent der anderen Spieler*innen sich für andere Weg entschieden haben. Dadurch seht ihr auch, ob ihr die ein oder andere Interaktion verpasst habt – ein Hinweis, dass es sich lohnen kann, das Spiel mehrfach anzugehen.
Schon während der Story gibt es die Möglichkeit, am letzten Checkpoint neu zu starten – aus Versehen getroffene Entscheidungen können also schnell wieder ungeschehen gemacht werden. Nach Abschluss eines Kapitels könnt ihr jedoch auch Szenen noch einmal erkunden und andere Dialogoptionen testen, ohne den Spielstand zu beeinflussen. Ihr könnt aber auch innerhalb eines Kapitels ab einer Szene neu starten und den Spieltand überschreiben – was etwa so ist, als solle man unliebsame Entscheidungen fast sofort revidieren.