Was hat Liquid vor? Der Mann mit dem schlohweißen Haar bedroht die ganze Welt und ihr müsst ihn aufhalten. Nachdem Michael im ersten Testteil auf viele Aspekte einging, folgt hier Jörgs zweiter Testteil. |
Der große Japaner, der gerne Regisseur geworden wäre, spielt von Beginn an auf einer bittersüßen Klaviatur des Todes, die den Kenner der Serie sowohl wehmütig seufzen als auch ängstlich bangen lässt: Wird er etwa einen der größten Helden der Videospielgeschichte sterben lassen? Das verraten wir natürlich nicht. Aber wer in dieses grandiose Finale abtaucht, wird von Symbolen des Todes begrüßt: Da ist ein Friedhof. Da sind Gräber. Irgendwo krächzen Krähen. Und da steht ein alter Held, der trotzig seine Zigarette raucht. Warum auch nicht? Er soll immerhin die Welt retten. Mal wieder.
Alleine diese Ausgangssituation ist aus zwei Gründen einzigartig: Erstens schlüpft man zum ersten Mal in der vor jungen Helden nur so strotzenden Videospielgeschichte in die Rolle eines alten Mannes, der nicht nur tiefe Falten im Gesicht hat, sondern sich an den Rücken fasst, gefährlich hustet und schon mal kotzend zusammen bricht. Zweitens schlüpft man in die Rolle eines todgeweihten Mannes, denn dieser Solid Snake, dieser hochverdiente Veteran, leidet an einer seltsamen Krankheit, die den Alterungsprozess extrem beschleunigt – er hat nur noch wenige Monate zu leben.
Ihr seid nicht allein: Ab und zu begleitet euch Meryl samt Squad. Auch im Online-Modus seid ihr als Viererteam unterwegs – was der Multiplayer zu bieten hat, erfahrt ihr hier! |
Und diese Zeit soll er in fünf großen Akten dazu nutzen, seinen Erzfeind und Zwillingsbruder Liquid Snake zu eliminieren. Er verfolgt ihn also als Auftragskiller über die halbe Welt, vom Nahen Osten über Südamerika und Osteuropa bis in den hohen Norden. Warum? Weil Liquid eine von Kriegen zerrissene Welt mit einem großen Coup unterjochen will. Auch die UN weiß von seinen Bestrebungen. Kojima beschreibt sehr gekonnt eine düstere Zukunft, in der die Menschen und Kriege von einem System kontrolliert werden, in der nicht mehr Nationen, sondern Firmen und manipulierbare Nanotechnik das militärische Sagen haben.
Der Krieg hat sich verändert
Ihr vermisst weitere Details zu Grafik, Akustik und Multiplayer oder CQC? Dann empfiehlt sich ein Blick auf den ersten Testteil von Michael! |
Über Briefings, Filme mit bis zu 50 Minuten Länge und Dialoge wird ein bedrückendes Szenario erschaffen, das ein wenig an die Dystopie eines Half-Life erinnert. Winzig kleine Implantate sorgen nicht nur dafür, dass selbst unerfahrene Menschen in Killermaschinen verwandelt werden, sondern auch für die totale Kontrolle – Big Brother is watching you. Und vor allem: Big Brother is watching war! In jeder konventionellen Armee ist Nanotechnik mit ihren IDs in Menschen und Waffen aktiv, auch in jeder kleinen Rebellengruppe, und deshalb floriert die Rüstungsindustrie. Die verspricht so natürlich den „sauberen“ Krieg.
Kojima betreibt hier nicht nur Gesellschaftskritik auf hohem Verschwörungsniveau, indem er Geheimorganisationen wie die Patrioten ins Spiel bringt, sondern greift aktuelle Ereignisse auf und benennt die USA ganz klar als Urheber all der Probleme, die einen Tyrannen wie Liquid erst möglich machen – kein Wunder also, dass euer erster Einsatz im Nahen Osten beginnt: Es sind die Stellvertreterkriege wie im Irak, von der die Kriegswirtschaft profitiert. Gut und Böse sind also klar verteilt? Nein. Kojima zeichnet ein viel komplexeres Bild als es zu Beginn den Anschein hat.
Im Juni 2008 für die Fatboy-PS3 (mit dem schrecklichen Spiderman-Font) gekauft und nach Akt 2 zur Seite gelegt, weil ich seinerzeit noch einen Röhrenfernseher hatte und mir das nicht länger in 480i über Composite antun wollte.
Knapp 12 Jahre später nun auf einem ordentlich HDTV-Gerät mit einer Superslim-PS3 und dem dankbaren "Install all acts at once"-Patch nun endlich nachgeholt.
Und naja: It's a total effin mess. Man merkt die meiste Zeit über deutlich, dass Kojima sich die Geschichte für dieses Spiel, das er gar nicht mehr machen wollte, aus dem Allerwertesten ziehen musste. Wie sehr dabei auf die Entwicklung der Charaktere gerade des ersten Teils für dieses Sequel gejissen wurde, ist phänomenal. Das Spiel will von oben bis unten, gerade ab Akt 3, ein einziger gigantischer Fan-Service sein – und teils gelingt das meines Erachtens auch ganz gut, wie z. B. auf Shadow Moses Island – aber verstrickt sich dabei zu oft in rein selbstzweckhafter Eigenreferenz ohne ausreichenden memetischen Spannungsaufbau. Besonders schlimm zum Tragen kommt es bei den in ihren Einzelteilen aus Bossen der ersten drei Ableger zusammengewürfelten B&B-Corps-Bossen, die durch die Bank nicht den Witz vergangener Boss-Duelle versprühen können.
Unter'm Strich bereue ich es aber nicht, die Quadrilogie für mich zu einem Abschluss gebracht zu haben – wer Metal Gear Solid spielt, muss eben einen B-Movie mit Double-A-Grafik und Solo-A-Gameplay erwarten, bekommt dafür aber Triple A in Sachen Liebe zum Detail, voller naschhafter Verschrobenheit. MGS4 wartet nur leider mit der Abstand größten Menge an Plotholes und einem generell überladenen Drehbuch auf.
Und dann wird aufgrund eines Plagiatvorwurfs nicht einmal das originale MGS-Theme von Tappi Iwase zitiert ...
Ich fühle eine 74/100.
Von querschlägern wurde ich auch immer getroffen, selbst wenn ich hinter ner Hecke war und ich nirgends nen Feind entdecken konnte xD Und ich hab mich extra umgeguckt, weil es so aussah als ob man auf mich gezielt hätte, aber kein Alarm aktiv O.O
In Akt 2 genau das selbe: Da umschleicht man großräumig die einander bekämpfenden Parteien, kriecht fernab des Schlachtfelds durchs hohe Gras und wird getroffen. Jaja, Querschläger und so. Am Arsch.
(Ich muss aufhören, sonst artet das wieder aus, mein Hass auf die MGS-Reihe ist einfach unglaublich)
Ich weiß auch nicht was viele gegen Akt 1 haben. Mir hat der ehrlich gesagt auch noch am besten gefallen. Die anderen "Akten" finde ich aber auchs ehr gut.
Ich fand der erste Akt war der beste, da hier die Balance aus Schleichen und Videosequenzen noch gut war. Diese wurde je Kapitel dann immer schlechter, bis man im letzen Akt dann nur noch ein Schleichgebiet hatte und sonst nur noch Videosequenzen, Button Smash Events und Bosse.
Aber das es in den Schleichgebieten (Akt 1 + 2) meistens sehr "lärmig" zuging, fand ich auch eher störend.