„Schau dir das Video mal an. Man sitzt in einer Lore und sammelt Edelsteine.“ Mit diesen (oder ähnlichen) Worten wurde ich Minecraft vorgestellt. Ein gutes Jahr ist das her und seitdem hat sich Minecraft gewaltig verändert. Ich habe Dutzende Stunden damit zugebracht, wie Robinson Crusoe auf Inseln und in Bergen zu hausen – und trotzdem fange ich hier und jetzt noch einmal von vorne an. Warum? Weil Minecraft endlich fertig entwickelt und als Version 1.0.0 veröffentlicht wurde. Liebes Tagebuch…
Berg oder Tal?
Tag zwei. Die Sonne geht auf, die Monster verbrennen und mich beschäftigt vor allem eine Frage: Soll ich es mir am Fuß des hohen Berges gemütlich machen oder ziehe ich in die Wüste? Tatsächlich verläuft die Trennlinie zwischen zwei Klimazonen ziemlich genau unter meinen Füßen. Notiz für später: auch die anderen Klimazonen erkunden. Und da ich in all den Monaten noch nie auf Sand gebaut habe, werde ich genau das probieren. Gut, so richtig fürs Trockene kann ich mich dann doch nicht entscheiden, denn in der Ferne entdecke ich den perfekten „Nistplatz“:
Dem Ruf dieses Waldes konnte ich einfach nicht widerstehen!
eine Insel, deren Strand zwar mit Sand bedeckt ist, auf deren grünem Boden aber ein Baum am nächsten steht. Ich gehöre ja zu dieser Art Spieler, die gerne hortet, hortet, hortet, hortet und erst damit aufhört, wenn die zweite Truhe schon aus allen Nähten platzt. Und hier gibt es Holz für achtzehn Kisten. Nehm‘ ich!
Abgesehen davon will ich mich nicht zu weit weg von meinem Startpunkt begeben. Ich kenn‘ mich doch: In dunklen Höhlen, wo es vor Monstern nur so wimmelt, werde ich so manches Videoleben lassen. Und dann würde es vom lebenserneuernden Startpunkt eben nicht so weit sein. Damit ich nicht jedes Mal durchs langsame Wasser schwimmen muss, schütte ich außerdem einen Steg aus Erde in das flache Wasser – und schon bin ich am Ziel. Ja, ich hatte zu diesem Zeitpunkt glatt vergessen, dass ein Bett den Startpunkt und damit auch jeden langen Weg ersetzt. Warum? Weil ich in den vergangenen Monaten so glücklich darüber war, dass man den Schwierigkeitsgrad jederzeit von Tiger auf Kätzchen (und umgekehrt) regeln darf, dass ich genau das getan hatte. So waren die Monster einfach abgestellt. Gut fürs Gemüt – schlecht für die Übung.
Ein Wort übrigens zur Entwicklung des Spiels: Seit Minecraft-Mastermind Markus „Notch“ Persson vor zwei wichtigen Beta-Schritten einen neuen Landschaftstyp einführte, schießen dort ebenso fantastische wie unrealistische Felsformationen in den Himmel. Ärgerlicher Nebeneffekt: In solchen Gegenden scheinen mehr Felsbrocken als anderswo wie magisch in der Luft zu schweben und irgendwie erhält Minecraft dadurch diesen Anstrich des Beliebigen, Unausgereiften. Hoffentlich ändert sich daran noch etwas. Immerhin blieb in anderen Landschaften alles beim Alten und im Gegenzug gibt es hier angenehm viele Höhlen.
Willkommen, Zuhause!
Zurück zu meinem Ziel, diesem unspektakulären Sandstrand, hinter dem ein kleiner Hügel ins Innere der Insel führt. Ein schmaler Kanal trennt mich hier von der sandigen Insel, über die ich gekommen bin. Auf der wimmelt es nachts von Monstern! Ein lauschiges Plätzchen habe ich mir da ausgesucht. Nein, ausgesucht ist wohl das falsche Wort. Vielmehr verschwindet die Sonne mal wieder hinter den Wolken (das Aufschütten des Stegs hat Zeit gekostet) und bald steigt die Zombieparty.
Verträumte Spieleromantik: Die Sonne schiebt sich hinter dem hohen Berg nach oben – und verbrennt untote Mnster.
Was tun? Ich nehme ein paar Brocken Erde und schütte meine erste Behausung auf: ein krudes Gerippe, das aus einem schmalen Gang mit Gucklöchern besteht. Ich bin ja neugierig und will wissen, was um mich herum so geschieht. Damit die Skelette ihre Pfeile nicht durch die Luken hindurch pfeffern und damit sich die explodierenden Kakteen – Notch, was sind das eigentlich?! -, damit sich diese so genannten Creeper also nicht durch meine Wand sprengen, wenn sie mich sehen, grabe ich noch eine kleine Treppe nach unten. Fertig! Home, sweet… wem mach‘ ich eigentlich was vor?
In dieser Form kann die Bude jedenfalls nicht stehenbleiben. Und so beginne ich Projekt Nummer eins, den (H)ausbau (unheimlich clever, nicht wahr?). Ob man sie nun betitelt oder nicht: Man verfolgt sehr oft sehr ausdauernde Projekte, mitunter sogar mehrere – Minecraft ist kein Spiel für Schnellschuss-Erfolgserlebnisse. Aus diesem Grund gleicht ein Tagebuch-Tag meines Tagebuchs auch einem Spieletag. Andernfalls sähe der Eintrag eines späteren Minecraft-Tages in etwa so aus: „Tag X: Sand abgebaut.“ Aber zurück zum Haus, das ich am Morgen ruckzuck um das Zwanzig- oder Dreißigfache erweitere. Der Wohnraum reicht jetzt vom Kanal bis in den Hügel hinein, der Keller ist verschwunden. Kein Palast, aber immerhin! Und spätestens jetzt benötige ich Holz. Für die Werkbank, für Türen, für Truhen, für Werkzeuge.
Ich habe die Macht!
Also stiefele ich in den Wald und klopfe ein paar Holzblöcke in mein Inventar, wo ich es anschließend zu Brettern verarbeite. Dort ordne ich auf einer zwei mal zwei Felder großen Arbeitsfläche auch vier Bretter an und erhalte die Werkbank.
Home, sweet home? Ein Blick durch ein Guckloch meiner ersten Behausung.
Und steht die, kann ich auf ihrer drei mal drei Felder großen Arbeitsfläche endlich jeden Gegenstand fertigen, sobald ich die benötigten Materialien in der richtigen Form anordne. Für Türen benötige ich z.B. zwei mal drei Bretter – und schon habe ich einen Eingang. Aus Holz entsteht auch meine erste Axt, mit der ich Baumstämme viel schneller fällen kann, ebenso eine Spitzhacke, um endlich Steine abzubauen (ein Steinwürfel dauert per Hand mehrere Sekunden!), eine Schaufel für u.a. Sand und Erde sowie – tadaaa! – mein erstes Schwert. Erste Konfrontationen enden dennoch zu meinen Ungunsten – ich betrachte die Waffe vorerst als eine Art besseres KO-Spray.
Zu guter Letzt nutze ich noch meine Erfahrung mit diesen vermaledeiten, sich selbst sprengenden Creepern und errichte zwei Blöcke vor meinen Gucklöchern eine Mauer aus Sand, über die sie nicht hinweg können. Die Creeper zünden sich nämlich erst dann an, wenn sie nah genug an mich heran kommen. Tja, und da hüpfen sie nun – hihi. Fieses Pack!
Was fehlt? Echte Fenster, um mich vor den Pfeilen der Skelette zu schützen. Ich brauche Glas! Aber das ist eine andere Geschichte. Für einen anderen Tag.
Die Welt von Minecraft ist in seiner aktuellen Form erschreckend leer. Zwar gibt es Dorfbewohner, die aber keinerlei Interaktionsmöglichkeit oder sonstige Funktion haben, Tiere die nur als Rohstofflieferranten dienen und kaum zur Atmospähre beitragen (Stichwort Vogelgesang im Wald). Nachts bzw. an dunklen Orten tauchen Monster auf, damit Schwierigkeit in das Spiel gebracht wird. Dungeons, Höhlen, andere Welten sind bei genauerem Blick stark zufallsgeneriert und wirken dadurch wie ein random Blockverteilen, zusätzlich gefüllt mit Monstern um eine Herausforderung beim Erkunden zu bieten und teils mit Kisten um den Aufwand des Entdeckens zu belohnen. Wobei man in den Kisten hauptsächlich Dinge findet die man a) schon hat bzw. selber produzieren kann und somit nicht zwingend braucht oder b) nicht zwingend notwendig sind und mehr ein kurzweiliger Spaß darstellen. Auch die Craftingmöglichkeiten sind trotz der vielen Rezepte auf Dauer arg begrenzt, auch weil man nicht alle von ihnen braucht und etliche, je nach Spieler, komplett vernachlässigt werden können. Minecraft hat soviele Schwächen und Fehler, und doch kann es einen packen und süchtig machem nie wieder aufzuhören. Gerade da ist so schade das sich das Endgame so monoton gestaltet. Als Vergleich will ich die Anno Reihe nennen. Auch hier geht es zu Beginn darum wichtige Ressourcen wie Holz und Stein zu sammeln, als nächstes kontinuierliche Nahrungsversorgung zu sichern und höhere Technologien freizuschalten. In Bezug auf Minecraft bedeutet dies Rezepte mit Eisen, Gold, Diamant und ähnliches. Wo Anno es durchaus schafft auch nach der Anfangsphase noch Aufgaben an den Spieler bei der Verwaltung zu stellen, lässt einen Minecraft wie so oft allein und mit einem unbefriedigendem Gefühl zurück. Würde es nur mehr bieten als Spiel, mehr Komplexität bei den Rezepten, mehr Notwendigkeit etwas zu machen anstatt dem üblichen: Fackeln und Waffen/Rüstungen gegen Monster, Höhle als Behausung und Nahrung gegen Hunger. Als freier...
êrschreckend finde ich die grafik von 1980.was soll das denn?
Die Welt von Minecraft ist in seiner aktuellen Form erschreckend leer. Zwar gibt es Dorfbewohner, die aber keinerlei Interaktionsmöglichkeit oder sonstige Funktion haben, Tiere die nur als Rohstofflieferranten dienen und kaum zur Atmospähre beitragen (Stichwort Vogelgesang im Wald). Nachts bzw. an dunklen Orten tauchen Monster auf, damit Schwierigkeit in das Spiel gebracht wird. Dungeons, Höhlen, andere Welten sind bei genauerem Blick stark zufallsgeneriert und wirken dadurch wie ein random Blockverteilen, zusätzlich gefüllt mit Monstern um eine Herausforderung beim Erkunden zu bieten und teils mit Kisten um den Aufwand des Entdeckens zu belohnen. Wobei man in den Kisten hauptsächlich Dinge findet die man a) schon hat bzw. selber produzieren kann und somit nicht zwingend braucht oder b) nicht zwingend notwendig sind und mehr ein kurzweiliger Spaß darstellen. Auch die Craftingmöglichkeiten sind trotz der vielen Rezepte auf Dauer arg begrenzt, auch weil man nicht alle von ihnen braucht und etliche, je nach Spieler, komplett vernachlässigt werden können.
Minecraft hat soviele Schwächen und Fehler, und doch kann es einen packen und süchtig machem nie wieder aufzuhören. Gerade da ist so schade das sich das Endgame so monoton gestaltet. Als Vergleich will ich die Anno Reihe nennen. Auch hier geht es zu Beginn darum wichtige Ressourcen wie Holz und Stein zu sammeln, als nächstes kontinuierliche Nahrungsversorgung zu sichern und höhere Technologien freizuschalten. In Bezug auf Minecraft bedeutet dies Rezepte mit Eisen, Gold, Diamant und ähnliches. Wo Anno es durchaus schafft auch nach der Anfangsphase noch Aufgaben an den Spieler bei der Verwaltung zu stellen, lässt einen Minecraft wie so oft allein und mit einem unbefriedigendem Gefühl zurück. Würde es nur mehr bieten als Spiel, mehr Komplexität bei den Rezepten, mehr Notwendigkeit etwas zu machen anstatt dem üblichen: Fackeln und Waffen/Rüstungen gegen Monster, Höhle als Behausung und Nahrung gegen Hunger.
Als freier...