Vier Geschichten vom Alleinsein
Wem das alles viel zu metaphorisch und unkonkret war, bekommt jetzt aber noch einmal einen kurzen Abriss der Kurzgeschichten von Miniatures, die ihr in beliebiger Reihenfolge spielen könnt. Zwar hängen sie inhaltlich nicht zusammen, schmiegen sich aber alle in die übergeordneten Thematiken und die Rahmennarrative ein. Handelt die erste von einem Jungen, der ganz allein sein leeres Heim erkundet, geht es in der zweiten um das oft übersehene Leben in einer Sandburg.
In der dritten Geschichte versucht eine Familie, gemeinsam ein Möbelstück zusammenzubauen und die letzte berichtet von einer Mutter, die mit dem Mond durchbrennt. Alle drehen sich um unangenehme Augenblicke in der Kindheit, denen man nicht entkommen kann und die gerade wegen der eigenen Wehrlosigkeit besonders schmerzen. Und obwohl die Grenze zwischen Realität und Fantasie verschwimmt, bleibt die Nachricht klar und deutlich.
Die Szenarien und Themen noch weiter zu beleuchten oder gar ihre Zusammenhänge zu erklären, würde an dieser Stelle zu viel vorwegnehmen; möglicherweise habe ich bereits zu weit ausgeholt. Deshalb auch die eingängliche Empfehlung, schließlich frisst Miniatures mit seinem Umfang und seinem Preis weder viel Zeit noch Geld. Aber als Videospiel, das einer kunstvollen Ausdrucksform so viel näherkommt als einem kommerziellen Produkt, lebt es irgendwo auch von einer inhaltlichen Analyse.
Ein bisschen Point, ein bisschen Klick
Wie bereits angedeutet, fällt das Gameplay in Miniatures eher abgespeckt aus: Lotst ihr in einer Geschichte tatsächlich noch eine Person durch verschiedene Räume, klickt ihr in den anderen drei lediglich auf Objekte, um die Story voranzutreiben. Mit dem ersten Tastendruck platziert ihr den Nagel, mit dem nächsten schlagt ihr mit dem Hammer zu oder bewegt die gesamte Szenerie durch das Schieben des Zeigers.
Die ein oder zwei Legepuzzle sind kaum der Rede wert und ganz offensichtlich nur Mittel zum Zweck: Die Narrative steht hier im Vordergrund und verbannt das Gameplay auf die Ersatzbank. Angesichts der kurzen Spieldauer und der starken Präsentation tut das nicht weiter weh; andere Titel wie Florence oder What Remains of Edith Finch haben längst beweisen, dass das hervorragend funktionieren kann.
Prädikat: Künstlerisch wertvoll
Optisch erinnert Miniatures stark an eine Indie-Graphic Novel sowie die Werke des australischen Illustrators Shaun Tan (Ein neues Land, Die Regeln des Sommers), auch wenn es mit letzterem inhaltlich nur wenig Überschneidungen gibt: Tan taucht zwar auch gerne in die Surrealität ab, seine Geschichten erzeugen allerdings eine ganz andere Bandbreite an Emotionen.
Zurückhaltende, oft sogar müde Farben und der dezente, mitunter unheimliche Soundtrack unterstreichen die bedrückende Atmosphäre und die erwähnten Gefühle von Unbehagen, Leere und Beklemmung. Viel Blau, viel Braun: Nur ganz selten weicht Miniatures von dieser Farbpalette ab, um dann ein Statement zu setzen, beispielsweise mit einem Moment aus der Vergangenheit oder dem Kontrast von Menschgemachtem und Natur.
Trotz der sehr natürlichen Optik kommuniziert das Spiel übrigens überaus deutlich, womit ich interagieren kann: So erhält der weiße Cursor einen schwarzen Punkt, wenn ich ihn an eine interaktive Stelle bewege. Auch sonst sind die „Aufgaben“ simpel und die Szenerien aufgeräumt genug, als dass keine Verwirrung aufkommt.
Das sieht wirklich interessant aus. Danke für den Test, wäre ich sonst nie drauf gekommen.
ok, danke dir (da hatte ich gar nicht geschaut). Dann liegt es wohl nicht an mir.