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Mundaun (Adventure) – Teufelspakt in den Alpen

Mundaun fällt auf, Mundaun begeistert: Das Gruselspiel fasziniert im Test mit seinem ungewöhnlichen Schauplatz, den abgelegenen Almen in den Schweizer Bergen. Die handgezeichnete Schwarz-Weiß-Grafik und die dramatische Geschichte rund um einen Fluch, alpine Schauergestalten sowie einen sprechenden Ziegenkopf machen das bedächtige Horror-Adventure schon jetzt zu einer der Überraschungen des Spielejahres 2021.

© Hidden Fields / MWM Interactive

Survival Horror?


Mundaun ist über die gesamte Spieldauer gemächlich, manchmal sogar schwerfällig, trotzdem gibt es ein paar dynamische Elemente: Gegner. Wenn schneeballgroße, schwarze Hagelkörner vom Himmel prasseln oder die Nacht ihr bleiernes Gewand über das Bergland legt, tauchen vermehrt Spukgestalten auf. Wandelnde Heugarben, Soldaten aus einem längst vergangenen Krieg oder geisterhafte Imker stehen Curdin im Weg oder verfolgen ihn schon mal. Dann wehrt man sich mit (zerbrechenden) Heugabeln, einer antiken Flinte oder Schwefelhölzern – deren Benutzung ist zwar zäh, weil aber auch die Feinde sehr schleppend agieren, hatte ich während des gesamten Spiels keinerlei Probleme mit dem Überleben. Ich finde die Balance aus entspanntem Umherwandern (70%), zögerlichem Schleichen, wenn die Schatten länger werden oder der Soundtrack bedrohlich aufspielt (20%), und schließlich kurzen Kampf- und Fluchtszenen (10%) sogar ganz hervorragend. Mundaun bringt die Freude am Erkunden und die Lust am Gruseln für mich perfekt unter einen Hut.

 

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Mit dem Muwel, einem motorisierten Heuwagen, fährt Curdin über die Alpenstraßen zwischen den Orten des Spiels umher. © 4P/Screenshot

Ein Hauch Rollenspiel steckt übrigens auch in diesem Ego-Adventure: Mit dem eingangs erwähnten Kaffee steigert man Curdins Geisteszustand – damit ihn die Begegnungen mit Heumonster & Co. zwar kurz lähmen, aber nicht umbringen. Mehr Treffer der Soldaten kann er wegstecken, wenn er die mehrmals angebotene Vesper (Brot und Speck) verputzt, flinkeres Gewehrhandling verspricht die Lektüre von alten Militärbüchern. Im übersichtlichen Inventar nutzt man Patronen zum Nachladen der Flinte, wählt Utensilien wie Pfanne oder Schlüssel zum Gebrauch an und parliert mit dem Kopf der Ziege Allegria; öfters benötigte Dinge wie Gewehr, Heugabel oder Lampe lassen sich auch über die Richtungs- bzw. Schultertasten ausrüsten.

 

Ein-Mann-Technik

 

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Die auf Rätoromanisch vertonten Dialoge tragen zum eigentümlichen Spielgefühl bei – links im Hintergrund sieht man die grobkantigen Schatten der Xbox-One-Version. © 4P/Screenshot

Auf Xbox One und PS4 freut man sich über die extrem flüssige Bildrate, dafür fallen die hässlichen Flackerschatten in einigen Szenen sehr negativ auf. Außer einer recht komfortablen Blickfeld-Einstellung (FoV) und der üblichen Gamma-Regelung gibt es keine weiteren technischen Optionen. Auf PC darf man zusätzlich drei Grafikdetailstufen einstellen – mit der niedrigsten kommen auch betagte Computer locker zurecht, zwischen der mittleren und höchsten besteht leider wenig Unterschied. Und wie schon eingangs erwähnt: Mundaun ist meiner Meinung nach zwar ein ästhetisch ansprechendes Spiel mit Stil, aber die bloße Technik ist freilich arg überschaubar. Weil hinter dem Titel aber vor allem die (sechsjährige) Arbeit eines einzigen Mannes steckt, ist das Ergebnis trotzdem sehr beachtlich. Michel Ziegler zeichnet nicht nur für Geschichte und Szenario verantwortlich, sondern hat auch die Texturen, Karten, Skizzen sowie Bilder im Spiel fabriziert und das Teil zudem auch noch technisch auf die Beine gestellt. Wer mehr darüber erfahren möchte: Im interessanten Making-of outet sich der Schweizer als Autodidakt plus Kontrollfreak und nimmt den Zuseher mit ins reale Vorbild der Spielwelt.

  1. Habe es mir für die PS5 gekauft nachdem ich den Test gelesen habe.
    Bin aber erst mit dem ersten Tag durch.
    Die Grafik ist schon ok. Auf Dauer aber schon irgend wie eintönig.
    Spielerisch ist es ok.
    Ich gehe aber mal davon aus, dass es jetzt Fahrt auf nimmt :)

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