Der erste Punkt, den man akzeptieren muss: Es handelt sich um einen Kabel-Controller. Im Gegensatz zu hochpreisigen Modellen ist die Schnur zudem fest mit dem Gehäuse verbunden und lässt sich nach einem potenziellen Kabelbruch folglich nicht einfach austauschen. Mit drei Metern verfügt das Kabel zwar über eine ordentliche Länge und ist gut ummantelt, trotzdem schränkt es mitunter die Bewegungsfreiheit ein und könnte sich als potenzielle Stolperfalle erweisen. Immerhin: Ein Verbindungsstück soll dafür sorgen, dass nicht gleich die Konsole mit abgerissen wird, sollte tatsächlich mal jemand über das Kabel fallen.
Persönlich und in meiner Wohnzimmersituation waren die drei Meter die absolute Schmerzgrenze: Das Kabel war bereits gespannt – zumindest, wenn ich an der Konsole am TV gespielt habe. Am PC, wo man den Compact Pro ebenfalls verwenden darf, erwies sich die Kabellänge beim Zocken am Monitor dagegen mehr als ausreichend. Und zur Not gibt es ja immer noch günstige USB-Verlängerungen… Ich bevorzuge zwar die kabellose Freiheit, doch bringt die direkte Verbindung zur Konsole neben einer potenziell geringeren Latenz weitere Vorteile mit sich: Über leere Batterien oder Akkus muss man sich keine Gedanken mehr machen. Zudem fällt das Gewicht spürbar geringer aus und im Vergleich zu manch anderen und offiziellen Xbox-Controllern, liegt das Nacon-Pendant federleicht in den Händen.
Auf die Haltung kommt es an
Aber auch angenehm? Das kommt ganz darauf an, welche Haltung man bevorzugt: Idealerweise platziert man Zeige- und Mittelfinger auf den Schultertasten, während man Ring- und den kleinen Fingern am unteren Gehäuse und den kurz geratenen Hörnchen platziert. In diesem Fall hat man den Controller im wahrsten Sinne des Wortes gut im Griff. Problem: Ich spiele überhaupt nicht so! Ich nutze in der Regel lediglich meine Zeigefinger für alle vier Schultertasten und bevorzuge es, einen Controller mit drei Fingern festzuhalten – und bin damit sicher nicht alleine. In dieser Variante fällt die Nutzererfahrung längst nicht mehr so positiv aus. Je größer die Hände und je länger die Finger, desto unangenehmer wird es. Denn die Hörnchen erweisen sich in dieser Griffvariante als zu kurz. Die ausgeprägten Kanten beim Umschließen der unteren Schultertasten bzw. Trigger fühlen sich einfach nicht gut an und stören sogar. Schließlich geht auch das Umgreifen von den Triggern zu den oberen Schultertasten nicht so leicht vonstatten, weil der Abstand einen Tick zu groß ausfällt. Es wirkt fast so, als wolle einem Nacon bewusst diese eine „richtige“ Haltung aufzwingen.
Unabhängig von der bevorzugten Griffweise hat sich Nacon aber auch mit der neuen Anordnung einiger Knöpfe keinen Gefallen getan: Vor allem Start und Select bzw. Menü und View sind im Vergleich zum Original-Layout weiter nach oben und außen gewandert. Währen die rechte Start-Taste von der Neupositionierung in der Nähe der normalen Aktionstasten profitiert und fast schon Erinnerungen an die zusätzlichen Schwarz/weiß-Tasten vom Duke der Original-Xbox weckt, erweist sich Bedienung der Select-Taste als Krampf, weil sie zu nah am linken der asymmetrisch angeordneten Sticks liegt und der Daumen immer noch halb aufliegt, wenn man die Taste drücken möchte. Sie kommt zwar in den meisten Spielen relativ selten zum Einsatz, doch wenn man sie betätigen muss, wird es am Pro Compact sicher unangenehm. Etwas Umgewöhnung erfordert auch die Bedienung der Xbox- und Share-Tasten, die beide nach unten gerückt und damit die gewohnte Position verlassen haben. Vor allem die Share-Taste, die sich hier genau zwischen dem Digitalkreuz und dem rechten Analogstick befindet, ist ähnlich ungünstig positioniert wie der Select-Knopf.
Weniger Widerstand, kürzere Wege
Eine Sache, an die man sich ebenfalls gewöhnen muss: Die beiden Analogsticks bieten im Vergleich zum Original spürbar weniger Widerstand und fühlen sich entsprechend leichtgängiger an. Bei den Triggern hat Nacon dagegen den Hebelweg verkürzt. Das dürfte Shooter-Spieler vielleicht sogar erfreuen, erweist sich für Racing-Fans dagegen als Hemmschuh, weil man Gas und Bremse nicht ganz so fein justieren kann wie bei anderen Controllern. Immerhin: Die Trigger sind mit der Impulse-Technologie ausgestattet, die in unterstützten Spielen die ordentlichen Rumble-Effekte des Controllers wunderbar, wenn auch nicht ganz so ausgeprägt wie beim Original ergänzen. Schön zudem, dass die Face-Buttons sogar einen Tick größer ausfallen als beim Original und im Gegensatz zum zu weich geratenen Digitalkreuz über einen angenehmen Druckpunkt verfügen. Wie bei den Triggern bemerkt man aber auch hier die ausgeprägten Kanten, auch wenn sie bei den Standardknöpfen nicht so sehr stören.