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No Rest for the Wicked im Test: Dr. Großartig & Mr. Sperrig

Aufgrund der diversen Probleme hatten wir No Rest for the Wicked zum Release keinen Test gewidmet. Zu diesem Zeitpunkt schien uns eine Kaufwarnung deutlich sinnvoller. Jetzt sind zwei Wochen vergangen, in denen Entwickler Moon Studios noch einmal sehr viel Zeit in die Überarbeitung seines Early Access-Spiels gesteckt hat. Ein guter Zeitpunkt, um das diablosche Soulslike endlich einer fairen Prüfung zu unterziehen – wohlgemerkt, nur sein erstes Kapitel, das derzeit für knapp 40 Euro verfügbar ist. Aber warnen müssen wir euch weiterhin: Denn No Rest for the Wicked ist sehr speziell. Für manche von euch könnte es eine regelrechte Offenbarung sein, für andere ein sperriger Albtraum. Und für die dazwischen eine Schlacht zwischen Hoffnung und Skepsis, die bis zum finalen Release andauern kann.

© Moon Studios / Private Division

No Rest for the Wicked – Arcane lässt grüßen: Fantasy sah selten so sexy und grausam aus

Vorab: Wir sind froh, dass Moon Studios sich allen Bau- und Problemstellen gewidmet hat. Anhand des ersten Kapitels können wir noch keine finalen Aussagen zum kompletten Spiel treffen, nur bewerten, welche

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Als Mitglied einer legendären Sekte sollt ihr das Reich vor einer Seuche bewahren, aber selbst die Hinfahrt verwandelt sich in einen Albtraum. © 4P/Screenshot

Tendenzen bereits zu erkennen sind. Für den nun folgenden Test werden wir uns von außen nach innen begeben, von der Haut des Spiels bis in sein Herz.

Grafisch erinnert uns No Rest for the Wicked stark an Arcane, die Serie zu League of Legends. Die Welt wirkt wie ein animierter Comic, die Mittelalter-Fantasy des Spiels ist dreckig, detailreich, verstörend und faszinierend. Während die Zwischensequenzen Netflix erschaudern lassen, mit ihren untergehenden Schiffen und verschwörerischen Räten, sowohl optisch als akustisch, weiß auch die isometrische Spielwelt – trotz der distanzierten Kamera – extrem zu fesseln.

Wetter, Tageszeit, Umgebung, wenn all das aufeinandertrifft, sieht es unverschämt gut aus. So gut, dass es manchmal in Kämpfen etwas ablenkt. Jedes Gebiet, ob Lagune, Höhle oder Ruine, kann mit seinem eigenen Charme überzeugen. Wir könnten mit dem Loblied auf die Grafik ewig so weitermachen, aber so oder so, das Spiel ist definitiv was fürs Auge – und zum Glück bleibt auch die Hardware dank der neuen Patches jetzt endlich im FPS-Rhythmus. (Meistens zumindest).

Ob die Story von No Rest for the Wicked weit über Fantasy-Klischees hinausgeht, können wir anhand des

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Die Zwischensequenzen können es mit der Arcane-Serie aufnehmen: No Rest for the Wicked präsentiert sich als animierter Comic mit vielen faszinierenden Details. © 4P/Screenshot

ersten Kapitels nur schwer sagen, zumal sie sich sowieso die meiste Zeit im Hintergrund aufhält und für das Gameplay-Geschehen keine Rolle spielt. Sie gibt dem Ganzen einen Rahmen und unterstützt den Vibe, also macht sie bisher alles richtig. Wir stranden als Mitglied einer uralten Krieger-Sekte auf einer Insel, um eine Seuche aufzuhalten. Die Welt, die wir genauso wie unseren Charakter selbst benennen können, macht neugierig, lebt vom Environmental Storytelling (was ist hier passiert und wie oft wird es mich töten?) und ist ein Spielplatz des Erkundens und Kämpfens.

Soulslike vs. Wickedlike

Kommen wir nun zum Gameplay. Aber bevor wir im Detail darüber sprechen, möchten wir euch mit einem

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Das Kämpfen braucht viel Geduld: Die Feinde sind schnell, ihr seid langsam, sie sind brutal, ihr hoffentlich talentierter. © 4P/Screenshot

kurzen, erkenntnistheoretischen Vortrag verköstigen: Schubladendenken ist aus dem Gaming nicht mehr wegzudenken. Um neue Spiele schnellstmöglich zu identifizieren, brauchen sie Genres, Kategorien und Vergleiche. Das Problem ist nur, dass diese Zuordnung oft für Missverständnisse sorgt. Und keine Zuordnung könnte dabei mehr Probleme verursachen als das Wort “Soulslike”. Denn kein Soulslike ist wie ein anderes, nicht einmal die titelgebenden Soulsspiele untereinander. Deswegen sollte die Frage eher lauten, was genau macht ein Wickedlike aus? Ob Hardcore oder Neuling, das wird jeder Spieler anders beantworten.

Die Formel:

  • Wenn ihr sterbt, taucht ihr am letzten Leuchtfeuer wieder auf.
  • Alle getöteten Gegner bleiben tot, aber dafür verlieren eure Rüstung und eure Waffen mit jedem Tod etwas Haltbarkeit.
  • Die Kämpfe sind sehr nervenaufreibend und schwierig, weil …
  • …ihr oft gegen mehrere Gegner gleichzeitig kämpfen müsst, die allesamt über effektive und schnelle Attacken verfügen.
  • …ihr selbst im Vergleich sehr langsam kämpft und euch sehr schnell die Ausdauer-Puste ausgeht.
  • …die Gefechte von euch deshalb einen eher defensiven und taktischen Kampfstil verlangen und dadurch sehr lange dauern.
  • Nach dem langen Flaschenhals des Anfangs könnt ihr euch immer mehr Vorteile verschaffen, die sowohl Machtphantasien liefern aber auch erforderlich sind, um die schwierigeren Gegner zu überleben.
  • No Rest for the Wicked ist gnädiger, aber auch träger als andere Soulslikes. Hier werden Fehler in Kämpfen mehr bestraft als die Tode, die daraus folgen.
  1. Das mit der Ausdauer ist wirklich so eine Sache. Ich ziehe mich immer wieder etwas zurück damit sie auflädt. Bin aber noch nicht gestorben, bis jetzt...

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